Als Dr. Akira Yoshino, der Vater der Lithium-Ionen-Batterie, vor Kurzem Deutschland besuchte, war eines für ihn klar: »Wenn Europa Elektromobile verkaufen will, muss es umgehend mit dem Aufbau einer eigenen Produktion von Lithium-Ionen-Batterien beginnen!«
Da Europa zuvor nicht in großem Maßstab tragbare batteriebetriebene Produkte produziert habe, sei das nicht notwendig gewesen.
Mit dem Ziel, im heraufziehenden Zeitalter des Elektroautos die gesamte Wertschöpfungskette in Deutschland zu halten und die Abhängigkeit der deutschen Autoindustrie von Batteriezellen aus Asien zu minimieren, treibt Wirtschaftsminister Peter Altmaier seit Wochen Pläne für ein deutsches Batterie-Fertigungskonsortium voran. Seit Mitte letzter Woche sieht es nun so aus, also ob diese Pläne konkreter werden.
Am 13. November dieses Jahres, wenn das Bundeswirtschaftsministerium eine „Vernetzungskonferenz Elektromobilität“ veranstaltet, werden wohl offiziell erste Namen von Mitgliedern des geplanten Konsortiums genannt. Genannt wurden in der letzten Woche bereits Ford und Varta Microbattery. Während Ford entsprechende Berichte nicht kommentieren wollte, verweist die Varta AG in einer aktuellen Stellungnahme vom 10. Oktober darauf, dass sie über ein großes Know-how in der Lithium-Ionen-Batterietechnologie verfüge und sich deshalb als attraktiver Partner für Forschung und Produktionstechnologie für großformatige Zellen sieht: »Dazu werden nach wie vor intensive Gespräche mit den jeweiligen Marktteilnehmern geführt, da eine Struktur aus mehreren Partnern bei einem solchen Projekt erfolgversprechend ist.«
Bundeswirtschaftsminister Altmaier hatte bereits in den letzten Wochen erkennen lassen, welchen Standort er für ein solches Produktions-Konsortium präferieren würde: Die Region Lausitz. Wie weit Überlegungen, dort für die Industrie attraktive Rahmenbedingungen zu schaffen, inzwischen fortgeschritten sind, wurde Ende September auf der Standortkonferenz Lausitz deutlich. Hand Gerd Prodoehl, Senior Advisor beim Investor goetzpartners, wies darauf hin, dass die Sondersituation für die Region Lausitz nicht marktbedingt, »sondern politisch bedingt« sei. Vor diesem Hintergrund forderte er, »die Lausitz zu einer Sonderwirtschaftszone neuen Typs auszugestalten«. Sollte es so weit kommen, dürfen sich die Partner des Batterieproduktions-Konsortiums über äußerst attraktive Rahmenbedingungen freuen.
Noch ist es nicht soweit, und die derzeitigen Gespräche laufen auch noch mit der EU-Kommission mit Blick auf das Beihilferecht. Aus dem Umfeld Altmaiers war aber in der Vergangenheit bereits über eine mögliche staatliche Unterstützung der Batterieproduktionspläne in Höhe von rund 1 Milliarde Euro berichtet worden. In welchem Maße jedoch die Rechnung aufgehen wird, die Tausende von Arbeitsplätze, die in der Region Lausitz durch den Kohleausstieg verloren gehen, durch eine notwendigerweise hochautomatisierte Batteriefertigung aufzufangen, steht jedoch auf einem ganz anderen Papier. Während sich die Pläne für eine deutsche Batteriefertigung im E-Mobility-Bereich zu konkretisieren scheinen, deuten verschiedene Anzeichen darauf hin, dass das Konsortium TerraE, das vor eineinhalb Jahren angetreten war, um mit einer Giga-Factory für Versorgungssicherheit bei Lithium-Ionen-Zellen der Größe 18650 zu sorgen, diese Pläne wohl nicht verwirklichen kann.
Wie der Presse, unter anderem dem Berliner „Tagesspiegel“, zu entnehmen ist, löse sich TerraE auf, weil keine der beteiligten Firmen das für die Großserienfertigung nötige Geld in die Hand nehmen wolle. Holger Gritzka, CEO von TerraE, hatte auf Anfrage der Markt&Technik noch in der ersten Septemberwoche darauf verwiesen: »Wir werden zum Ende des Monats einen umfangreichen Transformationsprozess abschließen. Danach können wir mit den Ergebnissen an die Öffentlichkeit gehen.« Auf mehrere elektronische und telefonische Anfragen zur aktuellen Situation bei TerraE hat das Unternehmen bis Montag dieser Woche aber nicht geantwortet.