Auch wenn sich die Lieferzeiten für viele Lithium-Ionen-Akkus in den letzten Monaten gegenüber dem Vorjahr deutlich reduziert haben, die Hoffnung, dass mit der besseren Verfügbarkeit auch die Preise sinken würden, bestätigen sich jedoch nicht. Das dürfte sich auch im Rest des Jahres nicht ändern.
Im Bereich Lithium-Ionen-Akkus hat sich die Versorgungssituation in Deutschland im Vergleich zum Sommer 2022 deutlich verbessert, wie eine aktuelle Marktumfrage der Markt&Technik zeigt. Fast alle Zellen sind inzwischen wieder am Markt verfügbar, jedoch verharren die Preise nach wie vor auf einem hohen Niveau, und derzeit deutet wenig darauf hin, dass sich daran trotz besserer Verfügbarkeit zeitnah etwas ändern wird.
Am deutlichsten lässt sich der Unterschied zum Vorjahr am Beispiel eines der Global Player in diesem Bereich zeigen – Panasonic. Lagen die Lieferzeiten nach Auskunft von Oliver Sonnemann, Head of Battery Sales bei Panasonic, im Vorjahr noch im Durchschnitt bei fünf bis Monaten, so hat sich diese Situation inzwischen deutlich entspannt. »Hatten wir im Sommer 2022 noch Transferzeiten von Asien nach Europa, die zwischen 38 und 75 Tagen lagen«, so Sonnemann, »bewegen wir uns heute bei 40 Tagen mit einer Varian von Plus, Minus 2 Tagen«.
Anders als im Vorjahr, als die Bedarfe noch deutlich höher als die zur Verfügung stehenden Produktionskapazitäten bei Panasonic waren, »haben wir nun wieder ausreichend Produktionskapazitäten in unseren Fabriken zur Verfügung«, wie Sonnemann versichert. Es dürfte in vielen Fällen der gesunkene Bedarf der asiatischen Konsumelektronik-Branche sein, der für eine Entspannung der Versorgungssituation gesorgt hat, wie auch Rainer Hald, CTO der Varta, bestätigt: »Im Consumer-Bereich sehen wir eine reduzierte Nachfrage seitens der Kunden. Das hat auch zur Entspannung der Lieferzeiten beitragen. Wir können heute jegliche Batteriezelle wieder kurzfristig liefern.«
Aus Sicht des Distributors ist »bei den verschiedenen Typen von Lithium-Ionen-Zellen eine Tendenz zur Entspannung der Marktlage zu beobachten«, wie Marc Eichhorn, Product Marketing Manager Batteries bei Avnet Abacus, es ausdrückt. »Das Marktumfeld bleibt hier jedoch hochdynamisch.« Wichtig aus seiner Sicht: »Zumindest die Lieferketten sind inzwischen wieder so weit in Gang, dass Lieferpläne recht zuverlässig prognostiziert und beliefert werden können.« Auch bei plötzlich auftretenden Bedarfsspitzen sei es in vielen Fällen wieder möglich, flexibler zu reagieren, als das noch im Sommer des letzten Jahres der Fall war, als viele Zellen noch auf Allokation waren und die Produktion letztlich verteilt wurde.
Dass sich die Versorgungssituation gegenüber dem Vorjahr in vielen Fällen verbessert hat, hängt nach Einschätzung von Thilo Hack, Vorstand von Ansmann, auch damit zusammen, »dass die großen Hersteller ihre Produkt-Roadmaps gestrafft haben und Modelle mit geringerer Nachfrage auf End-of-Life gesetzt haben«.
Während sich die Versorgung mit den Lithium-Ionen-Zellen also verbessert hat, bleibt die Preissituation unverändert, trotz der besseren Versorgungslage. Hack geht sogar davon aus, »dass sich die Preiserhöhungen der letzten Jahre auch 2023 fortsetzen werden«. Das hat neben den gestiegenen Lohn- und Produktionskosten auch Konsequenzen für die eigenen Produkte. »Wir bewegen uns heute um 20 bis 48 Prozent über den Preisen der Vor-Covid-Zeit«, so Hack, »und ich kann mir aktuell nicht vorstellen, dass die Preise wieder auf das Vor-Covid-Niveau zurückgehen werden«.
Gilt das nur für Europa oder haben sich die Zellenpreise auch in den anderen Regionen der Welt deutlich erhöht? Für Ralf Isermeyer, Geschäftsführer der VRI Batterie-Technik, sind da deutliche Unterschiede zu erkennen: »Während in Europa die Preise speziell im Lithium-Ionen-Segment um bis zu 35 Prozent gestiegen sind, war der Anstieg in den USA nicht so stark. Am schwächsten fiel der Anstieg in China aus, mit deutlich unter 20 Prozent war er deutlich geringer als in der restlichen Welt.« Damit schlägt das Thema Wechselkurse durch. In Asien wird überwiegend in einem US-Dollar-Raum produziert, und das Wechselkursverhältnis zum Euro war im Jahr 2022 so schlecht wie selten zuvor.
Bleibt die Frage: Wird die bessere Verfügbarkeit zu einer Erosion der Preise führen? Da die Preise im wesentlichen durch Währungen und Logistikkosten getrieben werden, sieht Raphael Eckert, General Manager für Sales & Marketing Components bei GS Yuasa Battery, bereits im Jahr 2022 einen beginnenden Preisrückgang am Markt, »der sich hoffentlich so auch 2023 fortsetzt«. Weitere Preisaufschläge erwartet er jedenfalls für 2023 nicht mehr. Vielleicht ist in diesem Zusammenhang ein Blick auf die Preisentwicklung im Primärbatteriebereich hilfreich. Dort, so Eichhorn, »hat die Entspannung der Liefersituation bisher nicht zu sinkenden Preisen im Markt geführt«. Einig sind sich die Befragten auf jeden Fall in einem Punkt: Eine Rückkehr auf das Preisniveau vor der Corona-Pandemie, wie von vielen Anwendern sicherlich erhofft, wird es nicht geben.
Mehr über die aktuellen Entwicklungen und Trends im Batterie- und Akku-Bereich erfahren Sie in unserem Schwerpunkt »Batterien, Akkus, Ladegeräte« ab Seite 28 im E-Paper der Ausgabe 15-2023.