Da kommt Dr. Maya Götz dann doch »die Bildungswissenschaftlerin hoch«: »Es ist schwer, es ist viel, es ist anstrengend, es sind viel Grundlagen. Aber was heißt das?«
Formel-lernen sei einfach nur für einen bestimmten Menschentypus sehr geeignet, nämlich für den Einserschüler, der damit auch aus Corona »gut rauskommt«. Was man aber doch eigentlich brauche, seien »Menschen, die den Inhalt beherrschen«.
Und das sei eben »eine ganz andere Form von Lernen«: nämlich durch Projektarbeit, durch Nachfragen. »Die Idee, dass wir immer mehr Wissen in ein Studium reinpacken können, hat sich erledigt«, betont Götz. »Die jungen Leute müssen das Lernen des Lernens lernen, die Metakognition. Und da springt euch euer 130, 140 Jahre altes Studium von hinten an«, entgegnet sie Schanz direkt.
Wenn man das Studium heute neu entwickeln müsste, dann würde man es »aufgedröselt in Hard- und Softskills, wahrscheinlich ganz anders hinbekommen«, glaubt Götz. Und rät, »genau nachzusehen, was braucht es und wie kann man das erreichen. Und wo kann man das »Erlebnis Elektrotechnik-Studium« bieten. Gegen das Vorurteil, das Studium sei »öde«. »Das bedeutet, wir brauchen die richtigen Bilder, Role Models, die richtigen Aktivitäten.«
So ganz von der Hand weisen kann Schanz die Kritik nicht. Denn »wir wurden damals wirklich gequält am Anfang mit den Grundlagen. Warum war das so? Weil der Spaß fehlte. Und warum fehlte der? Weil wir keine Beziehung hinbekommen haben zu normalen Ingenieurprojekten«.
Es sei ein »reines Grundlagengepauke« gewesen. »Man hat durchgehalten, aber nicht aus intrinsischer Motivation, weil man das Fach so spannend fand«, erinnert er sich. Erst hinterher, meint Schanz dann »als die ersten spannenden Projekte in der Mikroelektronik kamen, wo ich Sensoren auf Mikrochips bauen, testen und auch anwenden durfte, war es der Himmel auf Erden«.
Aber die ersten vier Semester seien eine reine Quälerei gewesen, trotz seiner »Veranlagung für Mathe und Physik«. So blieb dem heutigen VDE-Experten nur zu hoffen, dass »der Spaß irgendwann kommen würde« – im 6. Semester. »Unsere Aufgabe ist es, den Spaß vom ersten Tag an zu erzeugen.«
Umso wichtiger, ergänzt Rektorin Schnaubelt, seien Praktika oder entsprechende Erfahrungen im Vorfeld. »Um durchzuhalten, weil man dann ja weiß, dass sich das lohnt. Die jungen Menschen müssen vorher wissen, warum sie das machen«. Es sei wichtig zur Berufsorientierung entsprechende Praktika anzubieten »und wirklich bewusst auf die Schüler zuzugehen. Zeigen, warum sich das Studium lohnt! Deswegen sage ich die ganze Zeit: Setzen Sie früher an!«