Der aktuelle Hays-Index zeigt: Während viele Technikberufe unter Nachfragerückgängen leiden, steigen die Jobchancen für Elektroingenieure und .NET-Entwickler. Das freut den VDE, der eindringlich davor warnt, Äpfel mit Birnen zu vergleichen: Elektrotechnik bleibe DIE Schlüsselqualifikation.
Die Nachfrage nach Fachkräften ist im zweiten Quartal 2025 laut Hays-Index deutlich um 22 Prozentpunkte auf 65 Prozent gesunken. Besonders technische Berufe verzeichnen einen Dämpfer – allerdings mit deutlichen Unterschieden je nach Spezialisierung.
Im Ingenieurwesen ist die Gesamtnachfrage um 16 Prozentpunkte gesunken. Planungs- und Automatisierungsingenieure sind mit Rückgängen von 31 bzw. 30 Prozentpunkten besonders betroffen. Auch Projektingenieure verzeichnen deutliche Verluste infolge verschobener oder gestoppter Vorhaben.
Entwicklungsingenieure bleiben hingegen vergleichsweise stabil gefragt. Besonders deutlich ist der Nachfragezuwachs bei Elektroingenieuren, deren Bedarf im Quartalsvergleich um 16 Prozentpunkte gestiegen ist.
„Die rückläufige Nachfrage nach Planungs- und Projektingenieuren ist ein klares Zeichen für die derzeitige Investitionszurückhaltung – gleichzeitig steigt der Bedarf an Entwicklungsingenieuren mit Fokus auf Elektrik“, sagt René Gruner, Bereichsleiter Digital Technology & Engineering bei Hays. „Die fortschreitende Elektrifizierung und Digitalisierung definieren die Anforderungen an Ingenieurprofile neu.“
Auch in der IT zeigt sich ein gemischtes Bild. Der Gesamtindex fällt um 22 Prozentpunkte auf 79 Prozent. Besonders IT-Security-Spezialisten verzeichnen mit einem Minus von 91 Punkten einen markanten Einbruch. IT-Berater sind ebenfalls stark betroffen (–26 Punkte).
Deutlich stabiler bleibt die Nachfrage nach IT-Entwicklern (–18 Punkte). Innerhalb dieser Gruppe fällt .NET als positive Ausnahme auf: Hier steigt die Nachfrage um 7 Prozentpunkte.
Auch wenn der Berufseinstieg für Elektroingenieurinnen und -ingenieure derzeit nicht mehr ganz so von selbst läuft wie noch vor wenigen Semestern - der VDE-Ausschuss "Studium, Beruf und Gesellschaft“ warnt davor, sich von trüben Wirtschaftsnachrichten in manchen Bereichen anstecken zu lassen. Für Elektroingenieure bleiben die langfristigen Perspektiven sehr gut – vor allem angesichts rückläufiger Studierendenzahlen und einer zunehmenden Fachkräftenachfrage, so der VDE-Ausschuss.
Die zunehmende Elektrifizierung aller Lebensbereiche – von Energieversorgung über Mobilität bis zur Fabrikautomation – erfordere qualifizierte Fachkräfte. Besonders gefragt: Kompetenzen in regenerativen Energien, Robotik, KI, Medizintechnik und Mikroelektronik. Trotz zurückhaltender Investitionen vieler Unternehmen sähen Personalverantwortliche hier nach wie vor Bedarf.
„In der Medizintechnik, Mikroelektronik, Verteidigung oder auch Energiewirtschaft werden aktuell Elektroingenieurinnen und -ingenieure gesucht“, so Prof. Dr.-Ing. Kira Kastell, frisch gewählte Vorsitzende des VDE-Ausschusses. Ein bißchen mehr Mobilität der traditionell verwöhnten Zielgruppe könne den Einstieg aber gerade etwas erleichtern.
Ein wachsender Engpass droht parallel zur Elektrifizierung durch den demografischen Wandel. Laut VDE wird die Zahl der Absolventinnen und Absolventen in den kommenden Jahren deutlich sinken. Gleichzeitig erreichen viele Beschäftigte der Babyboomer-Generation das Rentenalter. "Der Bedarf kann künftig nicht mehr gedeckt werden“, warnt der stellvertretende Ausschussvorsitzende Thomas Hegger. Kollege Dr. Michael Schanz nennt Zahlen dazu: "Aktuell würde ich von 7500 Absolventen im Bereich Elektrotechnik pro Jahr ausgehen. 2027 haben wir dann bereits 17,5 Prozent weniger, also nur noch 6.200. Das ist angesichts der gleichzeitigen Verrentung praktisch nix: diese liegt bei mehr als 12.000".
Nach Daten des Instituts der deutschen Wirtschaft ist der Fachkräftemangel in der Elektrotechnik ausgeprägter als in allen anderen MINT-Disziplinen. Die VDE-Vertreter erwarten, dass sich bei einer konjunkturellen Erholung die Engpässe rasch verschärfen werden.