Olesch ist sich sicher, das Rezept gegen Fachkräftemangel zu kennen: »Wir müssen Elektrotechnik mit regenerativen Technologien verbinden, mit der All Electric Society.«
Er skizziert auf dem Roundtable der Markt&Technik eine dekarbonisierte Welt im Jahr 2050, die nur mit Strom aus erneuerbaren Energien arbeitet. Die Strom per Elektrolyse in flüssigen Wasserstoff umwandelt, den Sonnenreichtum der Sahara nutzt. »Die ganze Welt könnte von 300 mal 300 Kilometern Sahara-Sonne leben«, wirbt er. »Daran arbeiten wir und werben damit«. Die Jugend finde das gut und wichtig, »wir kriegen einen Zulauf – irre!«
Zuletzt habe man 200 Auszubildende eingestellt, »wir kriegen sie!« Denn der »Purpose«, Sinnhaftigkeit sei es, worum es jungen Menschen heute gehe, »das werten diese hoch, sehr hoch. Sie wollen an der Vision einer besseren Welt mitwirken, ein Teil davon sein.« Dass man sich gleichzeitig auch als guter Arbeitgeber beweisen müsse, lässt Olesch freilich nicht unerwähnt.
Sylvie Schnaubelt, Realschulleiterin aus Poing bei München und zuvor mehrere Jahre im Bayerischen Kulturministerium tätig, kann ihm da beipflichten. »Ich glaube, dass Fridays for Future ein sehr gutes und sehr plakatives Beispiel dafür ist, wie der Großteil der Generation denkt!« Die Bewegung sei eine – »was ich großartig finde« – die tatsächlich nach dem Sinn frage und mit ihrem späteren Beruf etwas »bewirken« wolle.
Es gebe auch an ihrer Schule »technisch unglaublich begabte Kinder«. Schnaubelt fordert und fördert sie auf ihre Weise, Beispiel: »Die lasse ich ausprobieren, ob sie sich durch unsere Firewall hacken können«. Allerdings, mehr als ein Hobby sei das für die jungen Hacker meist nicht, »das können Sie sich nicht für längere Zeit vorstellen«. Obwohl sie mit Fridays for Future sympathisieren, sich engagieren, obwohl sie »sich wirklich gut überlegen, in welche Richtung sie gehen möchten«. Das Vertrauen in die Politik sei nicht allzu groß, man bereite sich vor, »es selbst machen zu müssen«, was die Regierung nicht schaffe. Schnaubelt schließt: »Das ist ein Bild dafür, wie diese Generation denkt. Diese Generation lässt sich auch nicht mehr so viel sagen. Hier müssen wir ansetzen.«
Die Zustandsbeschreibung von Direktorin Schnaubelt teilt Bildungsforscherin Dr. Maya Götz nicht nur. Sie hat auch die passenden Daten dazu. Denn im Auftrag des VDE hatte sie zuletzt eine Jugendstudie angefertigt und untersucht, warum das Studium unter jungen Leuten hierzulande so unbeliebt ist. Die Studie wurde finanziert vom Fachbereichstag Elektronik und Informationstechnik e. V., dem VDE und dem Internationalen Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen, an dem Dr. Götz arbeitet.