China schlägt zurück

Ausfuhrbeschränkungen für Gallium und Germanium

5. Juli 2023, 7:30 Uhr | Heinz Arnold
70 Prozent des in Europa verbrauchten Galliums landet in Chips. China produziert 94 Prozent des weltweit hergestellten Galliums, der Anteil der Germaniumproduktion Chinas liegt bei 83 Prozent.
© TSMC

Die Exportrestriktionen auf ICs durch die USA und Europa beantwortet China mit Ausfuhrbeschränkungen für Gallium und Germanium, was besonders IC-Hersteller hart trifft.

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Ab 1. August sollen die Beschränkungen in Kraft treten. In der Bekanntmachung Nr. 23 des Handelsministeriums und der Zollverwaltung werden neben metallischem Gallium und Germanium auch einige deren Verbindungen genannt, einschließlich Galliumarsenid, Galliumnitrid und Indium-Gallium-Arsen sowie epitaktische Germanium-Wachstumssubstrate, Germaniumdioxid und Germaniumtetrachlorid. Wer diese Stoffe exportieren will, muss beim Handelsministerium um eine Genehmigung nachfragen. China erklärt, dass dies erforderlich sei, um die nationale Sicherheit zu gewährleisten.

Dass China die Maßnahme kurz vor dem für morgen geplanten Besuch von Finanzministerin Janet Yellen ankündigt, dürfte kein Zufall sein. Wahrscheinlich will China testen, wie die USA reagieren.

Das Argument der nationalen Sicherheit führen auch die westlichen Staaten an, die die Exporte von Chips sowie für Maschinen beschränken, auf denen ICs der neusten Generationen gefertigt werden. Vergangene Woche hatte die Regierung der Niederlande verkündet, dass ASML ihre fortschrittlichsten Lithografiegeräte für die IC-Fertigung nicht nach China liefern darf.

Zwar hatte Yellen in der Vergangenheit gesagt, dass sich die Wirtschaften der USA und Chinas nicht entkoppeln sollten und hält eine vollständige Trennung für katastrophal. Andererseits will sie aber den Zugang Chinas zu westlicher Technologie weiter einschränken. Ob und wie sich das Verhältnis zwischen beiden Ländern entspannen könnte, wird die Reise Yellens nach China ab Donnerstag zeigen.

China ist laut der U.S. Geological Survey der weltweit größte Hersteller von Gallium und gehört zu den führenden Produzenten und Exporteuren von Germanium. Im EU-Bericht zu kritischen Rohstoffen (2016 bis 2020) ist zu lesen, dass China 94 Prozent des Galliums weltweit produziert. Mit einem Anteil von 83 Prozent ist China auch der weltgrößte Produzent von Germanium.70 Prozent des in Europa verbrachten Galliums landete in Chips. Die EU bezieht 71 Prozent des Galliums und 45 Prozent des Germaniums aus China.

ICs auf Basis von Galliumarsenid finden beispielsweise in der HF-Technik Einsatz, etwa in Kommunikationssystemen wie 5G. Gallium und Silizium werden außerdem für Komponenten verwendet, die in der Infrastruktur von Datenzentren, in passiven optischen Netzwerken, in LEDs, in Lasern, Sensoren und in Solarzellen Einsatz finden. Insbesondere betrifft dies auch E-Fahrzeuge und erneuerbare Energien, die gesamte Energiewende könnte darunter leiden, wenn Gallium und Germanium knapp und teuer werden. 

Ein chinesischer Hersteller von Germanium erklärte laut Reuters, dass über Nacht bereits viele Anfragen besorgter Kunden eingegangen seien und die Preise deutlich stiegen. »China hat Amerika dort getroffen, wo es weh tut«, sagte Peter Arkell, Chairman der Global Mining Association von China, in einem Interview. Es sei nicht daran zu denken, dass andere Länder China ersetzen könnten, weder kurz- noch mittelfristig.

Bloomberg zitiert Simone Tagliapietra, Wissenschaftler beim Brüsseler Thinktank Bruegel, mit den Worten, dass der Westen noch mindestens ein Jahrzehnt brauchen würde, um sich von Chinas Rohstofflieferketten zu lösen. Derzeit habe Peking in diesem Spiel die Oberhand.

Weil China auch einer der weltgrößten Produzenten von Seltenen Erden ist, ohne die viele High-Tech-Produkte ebenfalls nicht gebaut werden können, besteht die Befürchtung, dass der Handelsstreit zwischen den USA und China weiter eskaliert und China demnächst auch Ausfuhrbeschränkungen für diese wichtigen Rohstoffe verhängen könnte.


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