Kommentar

Intel - es geht um alles

3. Oktober 2024, 6:15 Uhr | Heinz Arnold
Heinz Arnold, Stv. Chefredakteur, HArnold@markt-technik.de
© Componeers GmbH

Wird Intel in Magdeburg bauen? Wer die Dinge positiv sieht, wird den Beteuerungen gerne glauben, dass die neue Fab nur aufgeschoben ist. Aber bei Intel selbst brennt es.

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Die Zahlen sind dermaßen schlecht, das CEO Pat Gelsinger nichts anderes übriggeblieben ist, als Einsparungen zu verkünden. Dass dies vor allem ausländische Standorte und nicht die USA selbst betrifft, dürfte wenig überraschen. Denn die Regierung versucht händeringend, eine eigene Infrastruktur aufzubauen, um die High-End-Chips in den eigenen Grenzen zu fertigen. Es geht also vor allem um die Fertigung – nicht um das Design der Chips. Hier sind US-Firmen wie Nvidia und AMD führend, die Intel abgehängt haben.

Das konnte geschehen, weil Intel über viele Jahre die Fertigungstechnik – einst der ganze Stolz des Unternehmens – sträflich vernachlässigt hatte.

Pat Gelsinger hatte nach seinem Amtsantritt als CEO eine bisher nicht dagewesene Aufholjagd gestartet. Erst im August hatte Intel berichtet, dass der neue 18A-Prozess mit GAA-Transistoren auf gutem Weg sei und ab 2025 produziert werde. Dann sei Intel wieder gleichauf mit den Marktführern.

Doch um die Aufholjagd zu gewinnen, muss Intel sehr viel Geld investieren – das das Unternehmen derzeit nicht verdient. Zwar wurde Intel Foundry ins Leben gerufen, die jetzt ein eigenständiges Unternehmen werden soll. Es fragt sich nur, wo die externen Kunden bleiben – trotz Amazon, die künftig KI-Chips von Intel fertigen lassen möchte.

Bisher ist es dem CHIPS Act zu verdanken, dass überhaupt ernsthaft über die Aufholjagd nachgedacht werden kann. Über 20 Mrd. Dollar dürften Intel schon zugesagt worden sein. Außerdem hat der Investor Apollo in ein Joint Venture mit Intel in Irland 11 Mrd. Dollar gesteckt.

Ob das alles für die Aufholjagd reicht, ist fraglich. Was kommt noch infrage außer Einsparungen und Entlassungen, die dem eigentlichen Ziel hinderlich sein dürften? Da wäre noch der Verkauf von Altera (was Altera dementiert hat), die 2015 für über 16,7 Mrd. Dollar geschluckt wurde.

Jetzt hat sich Qualcomm ins Spiel gebracht und will Intel übernehmen. Intel wird derzeit mit 90 Mrd. Dollar bewertet, Qualcomm mit dem doppelten. Wäre eine Kombination der beiden dem Ziel der US-Regierung – eine Halbleiterfertigung für die modernsten Chips aufzubauen – tatsächlich förderlich? Und wäre sie angesichts der vielen Hürden realistisch?

Aber vielleicht hat sich Cristiano Amon, CEO von Qualcomm, ja vom Buch des ehemaligen, legendären Intel-CEO Andy Grove inspirieren lassen: »Only the Paranoid survive«.


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