Ein Endgültiges Aus - und Hoffnung

Intel baut nicht in Magdeburg – dafür FMC

25. Juli 2025, 7:19 Uhr | Heinz Arnold
So hätte die Fab von Intel in Magdeburg einmal aussehen können. Jetzt hat Intel den Bau auch offiziell gestoppt.
© Intel

Jetzt ist es offiziell: Intel wird in Magdeburg nicht bauen. Das Unternehmen hat gerade wieder einen Verlust gemeldet. Stattdessen hat FMC bekannt gegeben, dort investieren zu wollen – natürlich in kleinerem Rahmen.

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Das ist immerhin ein sehr ermutigendes Zeichen: in Deutschland gibt es ernst zu nehmende Start-ups im Umfeld der Halbleiterindustrie, die an neuen Technologien arbeiten und in der Lage sind, Investorengeld zu mobilisieren. Längerfristig könnten sie dazu beitragen, hierzulande Produktionen aufzubauen und die Souveränität zu stärken. Erst kürzlich hatte Q.ANT, die eine neue Prozessorarchitektur auf Basis von Licht entwickelt hat, 62 Mio. Euro in einer Finanzierungsrunde eingeworben.  

Abbau statt Investitionen

Doch zunächst zu Intel, wo es weniger hoffnungsfroh aussieht: Als Intel den Bau der neuen Fab in Magdeburg für zwei Jahre aufschob, war für Insider klar: Aus dem 30-Mrd.-Dollar-Projekt wird nichts – das hat Intel nun auch offiziell bestätigt. Denn Intel muss eisern sparen, an Investitionen ist nicht zu denken und unter der America-First-Strategie der dortigen Regierung erst recht nicht. 

Zumal das dritte Quartal gerade wieder mit einem herben Verlust abgeschlossen wurde. Bei einem Umsatz von knapp 13 Mrd. Dollar schreibt Intel einen Verlust von 2,9 Mrd. Dollar. Im entsprechenden Vorjahresquartal hatte der Verlust bei 1,6 Mrd. Dollar gelegen. Der neue, seit März amtierende CEO Lip-Bu Tan will alte Fehlentscheidungen ausbügeln und verfolgt einen eisernen Sparkurs mit herbem Stellenabbau. Zu den Fehlentscheidungen zählt er auch den Investitionsplan in Magdeburg seines Vorgängers Pat Gelsinger, der Ende 2024 das Vertrauen des Aufsichtsrats verloren hatte und gehen musste. Geld für neue Kapazitäten will Tan nur noch ausgeben, wenn der Bedarf dafür existiere, ungedeckte Schecks würden nicht mehr ausgestellt. Zuerst zu bauen, um dann zu hoffen, dass die Kunden schon kämen, halte er nicht für die richtige Vorgehensweise.

Die Foundry-Strategie steht zur Disposition

Auch von dem neuen Prozess »18A«, auf den Gelsinger große Hoffnungen gesetzt hatte, um das Foundry-Geschäft endlich zum Laufen zu bringen, verspricht sich Lip-Bu Tan nicht viel: Er könne nur für die interne Produktion sinnvoll eingesetzt werden, erklärte er gegenüber Analysten. Das sei voraussichtlich erst mit dem Nachfolgeprozess »14A« möglich. Wenn dieser Prozess allerdings ebenfalls nicht genügend externe Kunden anlocken könne – dann stünde die gesamte Foundry-Strategie zur Disposition. Unter Umständen müsse Intel die Halbleiterfertigung aufgeben.  

Jetzt will Tan die Zahl der Mitarbeiter weiter deutlich reduzieren. Schichten des Managements im Mittelbau sollten durch chirurgische Einschnitte entfernt werden. Ende dieses Jahres will er auf 75.000 Mitarbeiter kommen, das wären 22 Prozent weniger als noch Ende 2024, als sie schon deutlich gesunken waren. Die Kosten für den Stellenabbau hatten im zweiten Quartal allein bei 1,9 Mrd. Dollar gelegen.

Neues Leben für Magdeburg

Nach dem Rückzug von Intel sollen sich im geplanten Hightech-Park von Magdeburg andere Unternehmen ansiedeln. FMC wolle rund 100 ha kaufen, berichtete dpa. Zum Vergleich: Intel hatte 400 ha geplant. »Jetzt ist wichtig, dass die Finanzierung geklärt wird«, sagte Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze vor einer Woche.  Zusammen mit dem Unternehmen seien jetzt Gespräche mit dem Bund und der EU für eine mögliche Finanzierung geplant. 

FMC setzt auf eine neue Speichertechnologie

FMC (Ferroelectric Memory Company) wurde 2016 gegründet und ist aus dem Umfeld der TU Dresden entstanden. Das Unternehmen hat eine besondere Technik auf Basis von HfO2 entwickelt, um nichtflüchtige ferroelektrische Speicher aufzubauen. Sie erreichen 1000 Mal schnellere Lese- und Schreibzeiten und eine um den Faktor 1000 geringere Leistungsaufnahme als Flash-Speicher. Damit eignen sie sich für den Einsatz im KI-Umfeld und könnten dort dazu beitragen, die derzeit stark steigende Leistungsaufnahme dieser Systeme deutlich zu reduzieren. Zu den Investoren von FMC zählen Bosch, Air Liquide, Merck und weitere internationale Unternehmen.

Zu den weiteren Lichtblicken der deutschen Start-up-Szene zählt Q.ANT. Die Tochter von Trumpf hat einen photonischen Prozessor entwickelt, der gegenüber heute gängigen GPUs 90 Prozent weniger Energie verbraucht und gleichzeitig die Leistung um den Faktor 100 steigert. Nachdem Q.ANT erst kürzlich die Finanzierungsrunde über 62 Mio. Euro abgeschlossen hatte, konnte das Unternehmen am vergangenen Dienstag den zweiten Durchbruch feiern: Der photonische Prozessor und der darauf basierende Native Processing Server ist in die HPC-Umgebung des Leibniz-Rechenzentrums integriert worden – und arbeitet dort bereits. Auch Q.ANT fertigt übrigens in Deutschland. In diesem Fall genügt dazu allerdings eine kostengünstige ältere CMOS-Linie in Stuttgart, die für die Produktion der photonischen Prozessoren nur leicht umgebaut werden musste. 


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