Intel sei weit hinter die Wettbewerber Nvidia, Broadcom und AMD zurückgefallen gab CEO Lip-Bu Tan vor Mitarbeitern des Werkes in Oregon zu.
In Oregon sollen 15 bis 20 Prozent der Arbeitsplätze in der Fertigung abgebaut werden. »Die Welt hat sich geändert, wir sind nicht mehr unter den Top Ten der Halbleiterhersteller«, sagte Lip-Bu Tan dort, wie Oregon Live berichtete.
Der Aufsichtsrat von Intel hatte Lip-Bu Tan im März zum Nachfolger von Pat Gelsinger berufen, dem nicht mehr zugetraut wurde, das Ruder bei Intel herumreißen zu können. Lip-Bu Tan erklärte nun, dass es für Intel ein Marathon werde, den Turn-Around zu schaffen. Maßnahmen hat er bereits eingeleitet: Das Geschäft mit Automobil-ICs wird geschlossen, Tausende von Mitarbeitern werden weltweit entlassen und das Marketing wird ausgelagert.
Mit dem Abbau der Arbeitsplätze will Tan nicht nur Geld sparen, sondern Intel wieder agiler machen, so wie es Nvidia, Broadcom und AMD seien. Die Entscheidungsprozesse bei Intel liefen zu langsam ab, am Ende werde oft überhaupt keine Entscheidung getroffen, so Tan.
Nvidia hatte erst kürzlich seine Marktbewertung auf den Rekordwert von 4000 Mrd. Dollar gesteigert, Intel kommt derzeit auf 100 Mrd. Dollar, die Hälfte dessen, was das Unternehmen vor 18 Monaten wert war.
Intel müsse jetzt in fast allen Sektoren aufholen, was Fehlentscheidungen zu verdanken sei, die bis zu zehn Jahre zurück lägen. Deshalb sei Intel in Kerngeschäften wie PCs und Datenzentren ins Hintertreffen geraten. Zwar sehe es im PC-Markt etwas besser aus als bei den Datenzentren, doch müsse Intel dringend seine Architekturen verbessern, bescheidener werden und genau darauf hören, was die Kunden wirklich benötigten.
Im Markt für KI-Training läge Intel so weit zurück, dass es nicht mehr möglich wäre, aufzuholen. Allerdings sieht Lip-Bu Tan im Sektor Edge-KI eine große Chance für Intel. Die Intelligenz soll direkt auf PCs und in die Geräte gebracht werden. Außerdem will Intel in das Feld der agentenbasierten KI vordringen, in dem KI-Systeme unabhängig und ohne ständige menschliche Anleitung arbeiten, so Tan. Um diesen Sektor zu stärken, hatte er mit Srinivasan Iyengar, Jean-Didier Allegrucci and Shailendra Desai drei neue Vice Presidents eingestellt.
Derzeit ist Intel dabei, den 18A-Prozess einzuführen. Mit diesem Prozess wollte Intel gegenüber anderen Foundries wettbewerbsfähiger werden. Auch hier fielen die Fortschritte bisher offenbar bescheiden aus. Reuters hatte kürzlich berichtet, dass Intel den 18A-Prozess gar nicht mehr an Foundry-Kunden vermarkten und sich stattdessen auf den neuen 14A-Prozess konzentrieren wolle. Laut Oregon Live bestätigte Tan diese Pläne nicht. Das vordringliche Ziel von Intel bestünde darin, sicherzustellen, dass mit Hilfe des 18A-Prozesses die eigenen Prozessoren stabil gefertigt werden könnten und sich dann mit dem 14A-Prozess zu befassen.