CEO Pat Gelsinger legt mit Wirkung zum 1. Dezember sein Amt als CEO von Intel nieder und scheidet aus dem Unternehmen aus, das Ende seiner fast vierjährigen Amtszeit.
Angesichts der hohen Verluste, des Einbruchs des Aktienkurses – seit Anfang des Jahres nicht weniger als 50 Prozent – und dem Rückgang der Marktanteile der früheren Nummer 1 unter den IC-Herstellern, blieb Gelsinger nichts mehr übrig, als abrupt zurückzutreten. Vor kurzem musste Gregg Lowe, ehemaliger CEO von Wolfspeed, dasselbe tun – aus denselben Gründen: tiefrote Zahlen.
David Zinsner, CFO von Intel, und Michelle Johnston Holthaus, CEO von Intel Products, wurden zu Co-CEOs auf Zeit ernannt. Das langjährige Vorstandsmitglied Frank Yeary wird als Interimsvorstand von Intel fungieren. Die Aktien von Intel stiegen am Montagmorgen um fast 4 Prozent.
»Wir arbeiten daran, ein schlankeres, einfacheres und agileres Intel zu schaffen«, sagte Yeary. In der Pressemitteilung zum Rücktritt von Pat Gelsinger konstatiert er zwar, dass Intel erhebliche Fortschritte dabei gemacht hätte, die Wettbewerbsfähigkeit in der Fertigung wieder zu erlangen und eine Foundry von Weltrang aufzubauen. »Aber wir wissen, dass wir noch viel mehr Arbeit vor uns haben, und wir sind entschlossen, das Vertrauen der Investoren wiederherzustellen. Der Vorstand weiß, dass wir in erster Linie unsere Produktgruppe in den Mittelpunkt unseres Handelns stellen müssen. Unsere Kunden verlangen das von uns, und wir werden es ihnen liefern.«
Yeary, Intels dienstältestes Vorstandsmitglied, wird nun den CEO nach einem neuen Suchprozess leiten müssen. Gelsinger, 63, hatte eine glänzende Karriere bei Intel, wo er um die Jahrhundertwende zum ersten Chief Technical Officer des Unternehmens aufstieg, bevor er eine leitende Funktion bei EMC übernahm. Gelsinger kehrte von VMware, wo er CEO war, zum Unternehmen zurück, um Intel im Jahr 2021 zu stabilisieren und den damaligen CEO Bob Swan abzulösen.
»Das vergangene Jahr war ein herausforderndes Jahr für uns alle, weil wir harte, aber notwendige Entscheidungen getroffen haben, um Intel neu zu positionieren«, sagte Gelsinger in einer Pressemitteilung.
Gelsinger hatte bei seinem Amtsantritt im Jahr 2021 einen äußerst ambitionierten Plan aufgestellt, um das schwächelnde Unternehmen technologisch wieder auf Augenhöhe mit den Wettbewerbern zu bringen, allen voran TSMC und Samsung. Er investierte viel Geld in die schnelle Entwicklung neuer Fertigungsprozesse sowie den Aufbau neuer Fabs weltweit. Dadurch erhöhte sich zunächst der Schuldenstand und der Cashflow sank.
Dafür erhielt er umfangreiche staatliche Subventionen, kein anderes Unternehmen profitierte so stark vom US Chips and Science Act wie Intel. Erst letzte Woche hatte Intel 7,9 Mrd. Dollar erhalten.
Die Regierung der USA sah Intel als einen Eckpfeiler für die nationale Sicherheit an. Im Rahmen eines mehrere Milliarden Dollar umfassenden Vertrages mit dem Verteidigungsministerium sollte Intel sichere Chips für militärische Ausrüstungen fertigen.
Auch künftig dürfte Intel für die Sicherheit und Souveränität der USA eine wichtige Rolle spielen – bleibt abzuwarten, in welcher Form.