Kommentar

16,6 Mrd. Dollar zu viel

8. Dezember 2024, 11:40 Uhr | Heinz Arnold
Heinz Arnold, stv. Chefredakteur, HArnold@weka-fachmedien.de
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Denn diesen astronomischen Quartalsverlust musste Pat Gelsinger als CEO von Intel Anfang November verkünden. Jetzt musste er zurücktreten. Wie es mit Intel weitergeht, ist offen.

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Zwar versuchte Gelsinger noch einmal, Mut zu machen und erklärte, dass die Umstrukturierungen weitgehend abgeschlossen seien. Schon im August hatte er stolz berichtet, dass der neue 18A-Prozess mit GAA-Transistoren auf gutem Weg sei und ab 2025 produziert werde. Ab dann werde Intel wieder mit den Marktführern gleichgezogen haben. Aber eine solche Rhetorik verfing offenbar beim Board of Directors nicht mehr, denn es gab zu viele Versprechungen – leider bisher kaum Ergebnisse. 

So hatte Intel den Anschluss im Bereich der KI verloren. Gelsinger ist es in seiner vierjährigen Amtszeit nicht gelungen, auch nur annähernd aufzuholen. Vielmehr verlor Intel sogar im Kernbereich, den Prozessoren, Marktanteile an die Wettbewerber, darunter Erzrivale AMD. 

Baustelle zwei war die Prozesstechnik, an der Intel mit Hochdruck arbeitete. Doch große Durchbrüche konnte der ehemalige Technologieführer auch hier nicht erzielen. 

Zudem wollte Gelsinger ein eigenes Foundry-Geschäft aufbauen, ähnlich wie Samsung es getan hat. Doch auch hier waren die Erfolge bisher äußerst bescheiden, externe Kunden hat Intel Foundry bisher kaum vorzuweisen.

2021 gab es schon Probleme

Als er 2021 übernommen hatte, steckte der Karren schon tief im Dreck – alles nicht sein Verschulden. Die Analyse des Vollbluttechnikers Pat Gelsinger war sicherlich nicht falsch. Sein Rezept bestand darin, eine bisher unerhörte Aufholjagd zu starten. Zusätzlich initiierte er den Bau neuer und die Erweiterung bestehender Fabs rund um die Welt. Er hatte wohl damit gerechnet, dass angesichts der geopolitischen Lage und dem Wunsch der Politik, die neusten Chipgenerationen im eigenen Land fertigen zu können, viel Geld fließen würde. Was es tat, sowohl in den USA als auch in Europa. 

Vielleicht hatte er an zu vielen Fronten gleichzeitig gekämpft und die Verzettelung, unter der Intel gelitten hat, nicht stark genug bekämpft. Dass ihm dann auch noch der eisige Konjunkturwind ins Gesicht wehte (der nur die KI-Profiteure, allen voran Nvidia, verschont hat, jedenfalls bisher) führte zu den atemberaubend schlechten Zahlen – der Aktienkurs stürzte allein seit Anfang des Jahres um 50 Prozent ab. 

Jetzt zog der Board of Directors die Notbremse. Angesichts der Geschwindigkeit, mit dem Intel zuletzt Geld verbrannte, dürfte der Geduldsfaden gerissen sein. 

Bleibt nur noch abzuwarten, in welcher Form Intel nach der Übergangsphase weitergeführt wird. Sicherheitsrelevant für die USA ist Intel allemal, für die Fab in Magdeburg dürfte Gelsingers Abgang allerdings das Ende bedeuten. 


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