Angesichts gesunkener Nachfrage fuhren die Hersteller passiver Bauelemente vor allem in Asien ihre Belegschaften zurück. Sollte der Bedarf nach dem weltweiten Abschmelzen der Läger bei Kunden und der Distribution schlagartig hochschnellen, droht die Branche in die nächste Allokation zu steuern.
Ein aktuelles Markt&Technik-Forum mit führenden Herstellern und Anbietern passiver Bau-elemente kommt zu dem Ergebnis, dass es erste Anzeichen für eine Trendwende am Markt gibt. »Das Inventory geht runter, die Nachfrage zieht langsam an«, stellt Ferdinand Leicher, Vice President Sales EMEA bei Bourns beispielsweise fest.
Auch Josef Vissing, President von TDK Europe, ist sich sicher, »dass sich der reine Bauelementemarkt in den nächsten drei bis vier Monaten normalisieren wird, die Supply-Chain kommt langsam wieder in Bewegung, aber ich gehe auch davon aus, dass wir im Herbst wieder die ersten Lieferprobleme haben werden«.
Sechs der elf anwesenden Diskussionsteilnehmer gehen davon aus, dass die Branche im 4. Quartal, spätestens aber zum 1. Quartal 2025 massiv in der Allokation stecken wird. »Die Frage ist nicht ob, die Frage ist nur wann«, bringt Denis Bittigkoffer, Senior Manager Product Marketing Capacitors bei Rutronik, die Stimmung in der Branche auf den Punkt. »Einer wird nach der Sommerpause anfangen, und dann werden alle kommen«, so Peter Kokot, Sales Director CE North bei Avnet Abacus, »wenn es losgeht, dann wird das geballt, wie eine Wand auf uns zukommen«!
Auch die Gründe dafür, warum die Situation aktuell noch so verhalten ist, und die Orders der Kunden bislang noch weit unter dem üblichen Maß liegen, wurden auf dem Forum diskutiert: »Die steigenden Kosten, etwa durch Lagerhaltung und gleichzeitig weniger Einnahmen, das wird für manche Unternehmen schon existenziell«, stellt Joachim Pfülb, Vice President und Prokurist bei Beck Elektronik Bauelemente fest. Wie das dann konkret aussieht, macht Dr. Arne Albertsen, Senior Sales Manager bei Jianghai Europe, mit dem Verweis auf ein Gespräch mit einem Einkaufsleiter aus der Industrie deutlich: »Ich würde ja gerne wollen« – aber sein Finanzvorstand, so Dr. Albertsen, »hat ihm die Vorgabe gegeben, das Geld zusammenzuhalten, und sich nicht zu viel Inventory ans Bein zu binden«.
Wenn also alle Angst haben, Entscheidungen zu treffen, und auf den Bestellknopf zu drücken, hat das nachhaltige Konsequenzen. Leicher berichtet davon, dass er sich intensiv darum bemüht, Factory-Manager davon abzuhalten Mitarbeiter zu entlassen. »In Europa und speziell in Deutschland gibt es sozialverträgliche Instrumente, Auftragsflauten etwa durch Kurzarbeit aufzufangen, in Asien und anderen Regionen gibt es dieses Instrument nicht«. Die Konsequenzen des Mitarbeiterabbaus in den Produktionsstätten, vor allem außerhalb Europas sind klar. »Es fehlt das Fachpersonal in den Werken, wenn die Auftragswelle in der zweiten Jahreshälfte auf uns zuläuft, die Maschinen haben wir, das ist nicht das Problem, aber das Personal wird fehlen«, erläutert Alexander Nebel, Technical Marketing Coordinator EMEA der Yageo Group. »
»Und gerade dann, wenn der Automatisierungsgrad in der Produktion sehr hoch ist«, warnt Markus Stark, Head of Product Technology & Strategy Passive bei Würth Elektronik eiSos, »dann sind diese Fachkräfte unverzichtbar«! Bis die benötigten Personalkapazitäten wieder aufgebaut und für die Produktion nutzbar sind, so die versammelten Experten, werden mindestens vier bis sechs Monate ins Land gehen.
Mehr über die aktuellen wirtschaftlichen und technischen Entwicklungen im Bereich passive Bauelemente erfahren Sie in unserem Trendguide »Elektromechanik&Passive Bauelemente«, der am 22. März 2024 erscheint.