Ethernet-APL läuft, SPE startet

Neue Ethernet- und OT-Standards – es geht voran

27. Januar 2023, 13:33 Uhr | Die Interviews führten Andreas Knoll und Corinna Puhlmann-Hespen

Fortsetzung des Artikels von Teil 6

Matthias Fritsche, Harting, zum Thema SPE

»Einfachere Verbindungstechnik, durchgängiges IP«
SPE hat sich bisher am stärksten in Fahrzeugen aller Art verbreitet und schickt sich jetzt an, weitere Bereiche zu erobern. Matthias Fritsche, Senior Specialist & Global Product Manager Ethernet Connectivity bei Harting Electronics, erläutert die Hintergründe.

Markt&Technik: Welche Anwendungen können besonders von SPE profitieren? In welchen Bereichen rechnen Sie mit einer schnellen Marktakzeptanz?

Matthias Fritsche: SPE wird zuerst in Bereichen Anwendung finden, wo derzeit noch keine Ethernet-Technologie zum Einsatz kommt und höhere Datenraten erforderlich sind. Das ist der ganze Bereich von Automotive Ethernet mit allen Arten von Fahrzeugen, Nutzfahrzeugen und mobilen Arbeitsmaschinen. Hier ist der Einsatz von SPE am weitesten fortgeschritten. Weitere Einsatzfelder sehen wir in der Bahntechnik, im Bereich Smart Infrastructure wie etwa Verkehrsleittechnik und Energienetze sowie künftig natürlich in der Automatisierung von der Gebäudeinfrastruktur bis zur Produktion. Hier gibt es bereits eine Vielzahl von Sensornetzwerktechnologien und Industrial-Ethernet-Systemen. SPE wird hier als weiterer »Physical Layer« nach und nach Verwendung finden, diese Systeme zunächst ergänzen, und hat großes Potenzial für neue Anwendungen. In der Prozessindustrie lässt sich gut beobachten, wie mit APL angepasste SPE-Technologie analoge Systeme ersetzt und im Markt Anwendung findet.

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Matthias Fritsche, Harting: »Im Bereich Automotive Ethernet ist der Einsatz von SPE am weitesten fortgeschritten.«
© Harting

Welche Vorteile von SPE sind aus Ihrer Sicht die bedeutendsten?

Die SPE-Technologie hat zwei entscheidende Vorteile. Erstens die durchgehende Nutzung des Internetprotokolls und damit die Eliminierung der zahlreichen Gateways zwischen Systemen auf Ethernet-Basis und den vielen anderen Übertragungssystemen. Das reduziert künftig die Komplexität bei Planung, Installation und Betrieb von Datennetzen, besonders angesichts der stark steigenden Zahl vernetzter Geräte für das IoT und IIoT. Mit dem Blick auf höhere Datenraten ist der zweite wesentliche Vorteil die Vereinfachung der Verbindungstechnik auf nur ein Adernpaar statt zwei- oder vierpaariger Verbindungstechnik und Verkabelung.

Die Rohstoffversorgung sowie Preissteigerungen bei Rohmaterialien werden auch für Neuentwicklungen immer wichtigere Kriterien. Inwieweit kann SPE mit der Reduzierung auf ein Adernpaar einen Beitrag zur Ressourceneinsparung leisten?

Ja, das kann ein weiterer Vorteil von SPE sein. Vergleicht man ein typisches industrielles vierpaariges Datenkabel mit einem SPE-Kabel, lässt sich der Kupfereinsatz um 45 Prozent und der Einsatz von Kunststoff um 70 Prozent reduzieren. Das Kabelgewicht kann so halbiert werden, und der Kabeldurchmesser verringert sich um 25 Prozent. Natürlich hat es keinen Sinn, die gewaltige installierte Basis von zwei- und vierpaarigen Kabeln zu ersetzen, sondern die installierte Infrastruktur sollte im Sinne von Nachhaltigkeit so lange wie möglich genutzt werden. Berücksichtigt man aber die Prognosen einer stark steigenden Zahl von IoT/IIoT-Geräten, kann SPE einen Beitrag leisten, um den Ressourcenverbrauch für die Digitalisierung zu bremsen.

Welche Rolle hat SPE auf der Messe SPS gespielt, und wie hat Ihr Unternehmen die Technologie dort präsentiert?

SPE als Technologie und die aktuellen Weiterentwicklungen aus dem Ecosystem haben auf der Messe SPS für uns eine maßgebliche Rolle gespielt. Neben unserem umfangreichen Produktsortiment für die industrielle Verbindungstechnik und Verkabelung zeigten wir SPE-Switches und Medienkonverter für 100BASE-T1 und 1000BASE-T1. Zudem präsentierten wir spannende Anwendungen und Demonstratoren.


  1. Neue Ethernet- und OT-Standards – es geht voran
  2. Peter Wienzek, ifm electronic, zum Thema IO-Link+
  3. Karl Büttner, Endress+Hauser, zum Thema Ethernet-APL
  4. Horst Messerer, Helukabel, zum Thema SPE
  5. Ralf Peteranderl, Rosenberger Hochfrequenztechnik, zum Thema SPE
  6. Andreas Hennecke, Pepperl+Fuchs, zum Thema Ethernet-APL
  7. Matthias Fritsche, Harting, zum Thema SPE
  8. Tim Kindermann, Phoenix Contact, zum Thema SPE

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