Ethernet-APL läuft, SPE startet

Neue Ethernet- und OT-Standards – es geht voran

27. Januar 2023, 13:33 Uhr | Die Interviews führten Andreas Knoll und Corinna Puhlmann-Hespen
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 5

Andreas Hennecke, Pepperl+Fuchs, zum Thema Ethernet-APL

»Protokollübergänge und Gateways entfallen«

Als »Single Pair Ethernet für die Prozessautomatisierung« verbreitet sich der neue Physical-Layer-Standard Ethernet-APL dank seiner vielfältigen Vorteile zügig. Andreas Hennecke, Product Marketing Manager bei Pepperl+Fuchs, skizziert den Stand der Dinge.

Markt&Technik: Ethernet-APL wurde vor Kurzem offiziell auf dem Markt eingeführt. Welche Vorteile hat es gegenüber den bestehenden Prozessautomatisierungs-Bussen und gegenüber sonstigen analogen und digitalen Verbindungen auf der Sensor-Aktor-Ebene?

Andreas Hennecke: Die Übertragungstechnik Ethernet-APL für das Feld der Prozessautomatisierung ermöglicht beliebige digitale Kommunikation bis zu den Feldgeräten. Sie beruht auf dem etablierten Ethernet-Standard und erweitert damit nahtlos die bereits bestehenden Netzwerke; so entfallen Protokollübergänge und Gateways nebst deren Engineering und Pflege. Autorisierte User bekommen via die Applikation, einen Webbrowser oder ein Smartphone direkten Zugriff auf alle Informationen zur Infrastruktur und zum Feldgerät – ohne den Zwang, eine Geräteadresse einzustellen oder einen Gerätetreiber händisch zu installieren.

Hennecke_Andreas
Andreas Hennecke, Pepperl+Fuchs: »Ethernet-APL ermöglicht als Übertragungstechnik für das Feld der Prozessautomatisierung beliebige digitale Kommunikation bis zu den Feldgeräten.«
© Pepperl+Fuchs

Für welche Anwendungen bietet sich Ethernet-APL besonders an?

Ethernet-APL ist besonders für den Anschluss der Feldsensorik und -aktorik konzipiert. Es kommt damit in allen Anwendungen zum Einsatz, in denen diese Geräte angebunden werden können. Anwender wünschen sich als höchste Priorität, die sicherheitsgerichteten Steuerungen über Ethernet-APL und entsprechende Protokolle wie Profisafe oder CIP-Safety direkt mit den Feldgeräten zu verbinden. Dies demonstrierten die Hersteller erstmals gemeinsam am Stand von Profibus & Profinet International (PI).

Welche konkreten Produkte für und mit Ethernet-APL gibt es derzeit?

Mehrere Lieferanten von Switches und Feldgeräten haben im August Geräteserien angekündigt. Von Pepperl+Fuchs gibt es sogar schon seit Juli 2021 die erste Switch-Serie aus der Reihe FieldConnex.

Inwieweit gibt es schon konkrete Kundenprojekte mit Ethernet-APL? Wie groß ist bisher das Interesse der Kunden an Ethernet-APL?

Projekte sind bereits in der Umsetzung oder Planung. Das Interesse von Anlagenplanern und Anwendern ist enorm und der Anklang sehr positiv. Besonders überzeugt dabei der hohe Automatisierungsgrad durch Ethernet: Geräte melden sich selbstständig am Netzwerk an. Das PA-Profil für Profibus und Profinet ermöglicht einen herstellerübergreifenden Gerätetausch, der in der Praxis sogar einfacher ist als mit 4–20 mA, weil beispielsweise die Skalierung der Übertragungsstrecke wegfällt und die Steuerung individuelle Parametersätze vorhält. Das kommt besonders bei den Marktteilnehmern gut an, die den Feldbustechnologien bisher eher skeptisch gegenüberstehen.

Welche Bedeutung hatte Ethernet-APL auf der Messe SPS? Hat Ihr Unternehmen entsprechende Produkte vorgestellt?

Pepperl+Fuchs hat auf der SPS den ersten FieldConnex-Switch mit Eigensicherheit für alle explosionsgefährdeten Bereiche bis Zone 0 gezeigt. Besucher konnten mitverfolgen, wie einfach der Switch das Feldgerät über Ethernet erkennt, nachdem man es an die Zweidrahtleitung angeschlossen hat. Nur über das Smartphone oder einen Webbrowser erfährt man nämlich alle Details zum Gerät und zur Kommunikationsqualität. Man hat Zugriff auf Zertifikate und Handbuch und kann die Gerätebeschreibung für das Engineering-System herunterladen. Das ist der Stand der Technik, alles Suchen entfällt, und so soll das auch sein.
 


  1. Neue Ethernet- und OT-Standards – es geht voran
  2. Peter Wienzek, ifm electronic, zum Thema IO-Link+
  3. Karl Büttner, Endress+Hauser, zum Thema Ethernet-APL
  4. Horst Messerer, Helukabel, zum Thema SPE
  5. Ralf Peteranderl, Rosenberger Hochfrequenztechnik, zum Thema SPE
  6. Andreas Hennecke, Pepperl+Fuchs, zum Thema Ethernet-APL
  7. Matthias Fritsche, Harting, zum Thema SPE
  8. Tim Kindermann, Phoenix Contact, zum Thema SPE

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!