Erstes nicht-invasives Glukosemonitoring

Endlich: Blutzucker ohne Pieks messen

4. Oktober 2023, 10:49 Uhr | Molex
Das kleine Wearbale misst Glukose über durch die Haut diffundierende Moleküle - ohne eine Nadel.
© GlucoModium

Blutzucker ohne Blut messen? Über die interstitielle Flüssigkeit ist die kontinuierliche Glukoseüberwachung für Diabetiker jetzt ohne Eindringen in die Haut möglich. GlucoModicum hat mit Philips-Medisize ein tragbares, nicht-invasives Medizingerät entwickelt.

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Es ist ein langgehegter Traum aller Diabetiker und Medizintechnik-Entwickler: Die nicht-invasive Blutzucker-Messung. Große Firmen wie Apple arbeiten mit viel Geld daran, am liebsten wäre eine Messung direkt über die Smartwatch gewünscht. Das würde nicht nur den Diabetikern den Alltag und das Management ihrer Krankeit immens erleichtern - es wäre auch ein echter technologischer Fortschritt und würde Medizintechnik-Funktionen mit Konsumenten-Technik verschmelzen.

Messung ohne Pieks - über interstitielle Flüssigkeit

Basis vieler Glukosemessung-Forschungen ist die interstitielle Flüssigkeit, die Körperflüssigkeit zwischen Blutgefäßen und Zellen. Sie ist für externe Sensoren auf der der Haut leichter erreichbar als Blut und damit ein perfektes Ziel für ein nicht-invasives Monitoring. Das finnische Unternehmen GlucoModicum entdeckte, dass die Magnetohydrodynamik (MHD) verwendet werden kann, um geringe Mengen Energie direkt auf die interstitielle Flüssigkeit zu schicken. Die Technologie treibt die Flüssigkeit an die Oberfläche der Haut, wo schnell und einfach eine Glukoseprobe erfolgt. Dies ist das erste Mal seit 25 Jahren, dass eine neue Technologiekategorie für die Blutzuckermessung eingeführt wird.

MHD ist ein physikalisches Phänomen, bei dem eine Flüssigkeitsströmung durch äußere magnetische und elektrische Felder (Lorentzkraft) ausgelöst wird. Derselbe physikalische Mechanismus wird bereits in anderen biomedizinischen Anwendungen genutzt, z. B. in Mikropumpen und Düseninjektoren.

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Neuartiges Wearable für Diabetiker

Die Finnen haben dafür gemeinsam mit Philips-Medisize ein leichtes medizinisches Wearable entwickelt, welches - ähnlich wie am Markt befindliche Geräte - am Oberarm getragen werden kann. Ein deutlicher Unterschied ist jedoch, dass keine Nadel mehr in die Haut eindringen muss - die Messung des Glukosegehaltes erfolgt über die MHD nicht-invasiv. Damit wird für viele Diabetiker eine große Hürde umgangen.

»Wir wollten eine Lösung schaffen, die nadelfrei, genau und erschwinglich ist, damit die Menschen ihren Blutzucker besser überwachen können. In Zusammenarbeit mit Phillips-Medisize haben wir ein erstklassiges Produkt entwickelt, das Milliarden von Menschen helfen kann, ihren Diabetes besser zu kontrollieren.«
Jokke Mäki, Geschäftsführer von GlucoModicum

Das Talisman genannte kleine Gerät haftet am Arm des Patienten haftet. Die MHD-Technologie integriert ultraempfindliche Biosensoren und fortschrittliche Algorithmen, zur Datensammlung und Auswertungen werden die Analysewerte an ein Smartphone gesendet. Phillips-Medisize hat bei der MedTech-Entwicklung seine Expertise in den Bereichen Industriedesign, mechanische und elektrische Ingenieurwissenschaften, Konnektivität, Materialwissenschaft, Miniaturisierung, Lieferkettenmanagement, Softwareentwicklung, Fertigung, Testen, Qualitätssicherung und regulatorische Compliance eingebracht.

Zuverlässige nicht-invasive Glukosemessung

GlucoModicum hat mehrere Test und Studien zur Sicherheit, Wirksamkeit und Effektivität seiner proprietären MHD-Technologie veröffentlicht. Die Ergebnisse zeigen, dass die MHD-Technologie und Biosensoren von GlucoModicum 13-mal effektiver als andere getestete nadelfreie Ansätze bei der Entnahme von interstitieller Flüssigkeit aus der Haut sind.

Zusätzliche Tests an gesunden Freiwilligen ergaben, dass der Biosensor des Talisman acht Mal empfindlicher auf Glukosemoleküle reagiert als vergleichbare Biosensoren auf dem Markt. Das Medizingerät ist noch nicht von der FDA zugelassen und hat noch kein CE-Kennzeichen. Phillips-Medisize hat GlucoModicum aber dahingehend beraten, welche Einreichungen bei Regulierungsbehörden in verschiedenen Ländern erforderlich sein werden, um das erste nicht-invasive Wearable zur Glukoseüberwachung zügig auf den Markt zu bringen. (uh)

 

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