Das Osnabrücker Startup Pheal präsentierte auf der Medica seine modulare Smart-Patch-Plattform für kontinuierliches Biomarker-Monitoring, die in Kooperation mit NXP entstand. Mit dem herzförmigen Wearable will die junge Firma zunächst den Fintess-Markt erobern, bevor medizinische Anwendungen folgen.
Natürlich war es die Halle 12 der Medica, nicht nur wegen der 'Wearbale Technologies Show' direkt in der Nachbarschaft, sondern auch wegen des Startup-Parks: Am besten Standplatz an der Stirnseite stellte das Osnabrücker Startup Pheal seine modulare Smart-Patch-Plattform vor, die biochemische Parameter in Echtzeit am Körper erfassen kann.
Das neben der reinen Funktion auch freundlich gestaltete Wearable in Herzform misst derzeit kontinuierlich vier Parameter im Schweiß: Natrium, Kalium, Ammonium und pH-Wert sowie zusätzlich die Hauttemperatur zur Sensorkalibrierung. »Wir vermarkten das Smart Patch aktuell im Fitnesssektor – für Sportler zur Check auf Dehydrierung, aber auch für metabolische Effekte über das gemessene Ammonium«, erklärte Mit-Gründerin Dr. Agnes Musiol auf der Messe.
Technisch basiert der Patch auf einem dreiteiligen Aufbau: Ein Schweißabsorber führt den Schweiß über die Sensoren, ein Superabsorber nimmt die Flüssigkeit auf und sorgt so für einen kontinuierlichen Schweißfluss. Die ionenselektiven Sensoren sitzen direkt unter dem Absorber-System und können bei Bedarf ausgetauscht werden – etwa Magnesium statt Ammonium für das Supplement-Monitoring.elektroniknet
Als Herzstück der wiederverwendbaren Elektronikeinheit setzt Pheal auf den Mikrocontroller MCXW23BEMCU aus NXPs aktueller MCX W23-Reihe. Der speziell für tragbare Medizintechnik entwickelte Bluetooth Low Energy 5.3 Chip basiert auf einem Arm Cortex-M33 Kern mit TrustZone-M und verfügt über bis zu 1 MB Flash sowie 128 KB RAM. Mit einem Stromverbrauch von nur 650 Nanoampere im Deep-Power-Down-Modus ist er auf maximale Akkulaufzeit optimiert. »NXP ist sehr offen, mit Startups zu arbeiten und mit unserem Speed mitzuhalten«, lobte Musiol die Partnerschaft.
Die Sensoren sind teilweise wiederverwendbar, die Biosensorik muss nach einer Woche getauscht werden, wobei Pheal an einer Verlängerung auf zwei Wochen arbeitet. »Wir kalkulieren mit etwa einem Euro pro Parameter pro Tag«, erläuterte Musiol das bisherige Preismodell für Privatkunden.
Die Smartphone-App zeigt die gemessenen Werte und Grenzwerte an, warnt aber noch nicht aktiv. »Wir geben Informationen heraus, können aber noch nicht warnen, da wir noch nicht als Medizinprodukt zugelassen sind«, so Musiol. Dass die Technologie bereits jetzt auf Interesse der Ärzteschaft stößt, zeigte sich am Messestand: Ein Arzt erklärte nach intensiver Prüfung der Technologie, er würde den Patch aufgrund des Mehrwertes auch ohne Medizinprodukt-Zulassung seinen Patienten geben, sofern die Werte zuverlässig seien. Musiol sprach auf der begleitenden Medica Medicine Sports Conference über die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Wearable-Plattform.
Trotzdem: Das langfristige Ziel bleibt die CE-Zertifizierung als Medizinprodukt mit Fokus auf Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen. Gerade ist die erste klinische Studie angelaufen und soll das erste zugelassene Produkt für die Früherkennung kardialer Dekompensation bei Herzinsuffizienz-Patienten der Marktreife näher bringen. (uh)