Partnerschaft gegen Blutvergiftung

Bosch peilt Millionen-Umsatz mit Medizintechnik an

15. April 2024, 10:11 Uhr | mit Material von dpa (uh)
Ein Medizinisch-Technischer Assistent füllt im Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK) eine Kartusche für ein Analysegerät mit einer Testflüssigkeit.
© dpa Bildfunk

Für Elektrogeräte und Autoteile ist Bosch bekannt. Der schwäbische Weltkonzern macht auch in Medizintechnik. Die Diagnose-Sparte Vivalytics wird jetzt mit einer Partnerschaft und einem 150-Millionen-Euro-Invest gestärkt. Der Konzern peilt Hunderte Millionen Euro Umsatz an.

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»Der Bosch«, neuerdings wie alle modernen Firmen ein Technologieunternehmen, will seine Aktivitäten in der Medizintechnik ausbauen. Eine gerade unterzeichete strategische Partnerschaft mit dem nordirischen Diagnostikkonzern Randox Laboratories ist das Zugpferd - gemeinsam wollen beide Unternehmen rund 150 Millionen Euro in Forschung, Entwicklung und Vertrieb investieren werden. Die Partnerschaft ist auf einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren ausgelegt.

Großes Diagnostik-Potenzial, u.a gegen Sepsis

Bosch hat die Medizintechnik als ein strategisches Wachstumsfeld identifiziert. In Zusammenarbeit mit Randox möchte der Konzern das Test-Portfolio für das Analysegerät Vivalytic erweitern. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Entwicklung eines Nachweises für Sepsis, auch bekannt als Blutvergiftung. Das Gerät arbeitet mit speziellen Kartuschen und analysiert Proben automatisch. Es kann direkt am Point of Care, also in Praxen oder Klinken zum Einsatz kommen.

»Unsere vollautomatisierten, molekulardiagnostischen PCR-Tests schaffen Klarheit direkt am Point-of-Care, verkürzen Wartezeiten und entlasten das Gesundheitssystem.«
Marc Meier, Geschäftsführer Bosch Healthcare Solutions

 

 

Mehr als 250 genetische Merkmale in 15 Minuten

Der leistungsfähige BioMEMS-Chip ergänzt die Vivalytic-Testkartusche um ein innovatives Analyseverfahren. Das ermöglicht gleichzeitiges und deutlich schnelleres Testen auf eine große Zahl unterschiedlicher genetischer Merkmale, also Erreger, wie Viren, Bakterien, Pilze, Parasiten, sowie deren Resistenzen auf Medikamente oder genetische Mutationen von z. B. Tumoren. BioMEMS bedeutet die Zusammenführung von mikroelektromechanischen Systemen (MEMS) mit Mikrofluidik für Anwendungen im medizintechnischen Bereich.

In der Mikrofluidik werden Flüssigkeiten im Mikroliter-Bereich auf kleinstem Raum bewegt, prozessiert und analysiert. Durch Miniaturisierung können in Echtzeit parallelisiert qualitative biochemische Polymerase-Kettenreaktionen (PCR) auf einem BioMEMS-Chip ablaufen. Die Analyse von Flüssigkeiten wird dabei dem kleinen Mikrochip überlassen. Die Technologie ebnet den Weg zur Nanofluidik, also die Miniaturisierung um einen Faktor 1 000, die den parallelen Ablauf von noch mehr biochemischen Prozessen ermöglichen soll. »Unsere Testkartusche ist sozusagen ein hochkomplexes Labor in Smartphone-Größe«, erklärt Marc Meier.

Damit ist vollautomatisches Testen auf mehr als 250 genetische Merkmale in einer Kartusche und teils in weniger als 15 Minuten möglich. Ein weiterer Vorteil von BioMEMS ist zukünftig außerdem eine schnellere Entwicklung von neuen und die Adaption von bestehenden Tests auf dem Chip. So können beispielsweise neue Erreger zu einem vorhandenen Test hinzugefügt werden. Mit zunehmender Miniaturisierung hat die Technologie langfristig das Potential auch in der Onkologie eingesetzt zu werden.

Praxis-Erprobung als PCR-Test in der Corona-Pandemie

Auf Basis dieses Systems hatte Bosch während der Corona-Pandemie auch einen eigenen Test auf das Virus entwickelt. Die Technologie entlastet medizinisches Fachpersonal und trägt dazu bei, Krankheiten schneller zu diagnostizieren und zu behandeln, erklärte Bosch-Chef Stefan Hartung. Der Konzern aus Gerlingen bei Stuttgart sieht die Diagnostik direkt am Ort der Probenentnahme als einen zukünftigen Milliardenmarkt an, in dem er eine führende Position einnehmen möchte. Bis 2030 strebt Bosch mit dieser Plattform einen Umsatz im mittleren dreistelligen Millionenbereich an. (uh)

 

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