Studie des Bosch Health Campus

Schließt Telemedizin die Versorgungslücken der Krankenhausreform?

6. August 2024, 10:06 Uhr | mit Material des Bosch Health Campus (uh)
© hillside7 / Pixabay

Welche Engpässe entstehen mit der Krankenhausreform in der Gesundheitsversorgung? Eine Studie des Bosch Health Campus prognostiziert erhebliche Versorgungslücken. In Baden-Württemberg wurde nachgeforscht: Wie und in welchem Umfang kann Telemedizin diese Lücken schließen?

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30 Minuten Fahrtzeit zu einem Krankenhaus für Innere Medizin oder Allgemeine Chirurgie? Diese Unterversorgung ist für über 300.000 Menschen in ländlichen Gebieten Baden-Württembergs bereits jetzt Realität.

Der Bosch Health Campus hat im Zuge der kommenden Krankenhausreform eine Machbarkeitsstudie durchgeführt, die sich mit deren Auswirkungen und einem Ausgleich durch Telemedizin beschäftigt. Die Studie zeigt per Simulation der zukünftigen Versorgungslandschaft, dass sich die vorhandene Unterversorgung nach der Reform mindestens verdoppeln wird. Die positive Nachricht: Telemedizin kann diese Lücken nahezu vollständig schließen.

Anfahrt aus Schwarzwald und Schwäbischer Alb dauert

Die Studie fokussiert sich auf die klinischen Leistungsgruppen Allgemeine Innere Medizin und Allgemeine Chirurgie. Hier steigt die Unterversorgung von jeweils drei Prozent auf sechs bzw. acht Prozent an. Das bedeutet, dass 686.252 bzw. 860.559 Menschen in Baden-Württemberg längere Fahrtzeiten in Kauf nehmen müssen, um eine adäquate Behandlung zu erhalten. Besonders betroffen sind ländliche Gebiete wie der Schwarzwald und die Schwäbische Alb, während Patienten in städtischen Regionen wie Stuttgart oder Heidelberg kürzere Wege haben.

Telemedizin als Ausgleich

Die Untersuchung zeigt, dass der Einsatz von Telemedizin die gestiegene Unterversorgung nahezu vollständig kompensieren kann. Für die Allgemeine Innere Medizin verbessert sich die Situation für 364.092 Personen, wodurch die Unterversorgung von sechs auf 3,28 Prozent sinkt. In der Allgemeinen Chirurgie profitieren 420.071 Personen, und die Unterversorgung reduziert sich von acht auf 3,78 Prozent.

Telemedizinische Kompensation bedeutet hier, dass Ärzte bei komplexen Behandlungen digital von Spezialisten anderer Krankenhäuser beraten werden. Besonders der ländliche Raum profitiert von dieser Unterstützung.

»Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass Telemedizin ein fester Bestandteil in der Versorgung werden sollte, damit eine patientengerechte, wohnortnahe Behandlung auch in Zukunft möglich sein wird. «
Prof. Dr. Mark Dominik Alscher, Geschäftsführer des Bosch Health Campus

Alscher betont, dass das die Telemedizin die Versorgungslücken in Baden-Württemberg fast vollständig schließen könnte und mit der parallelen Einsparung von Ressourcen nicht ungenutzt bleiben darf.

Weniger Ressourcen dank Telemedizin

Die Studie zeigt auch, dass durch telemedizinische Unterstützung weniger Krankenhausstandorte notwendig sind. Für die Allgemeine Innere Medizin sind beispielsweise 20 Standorte weniger erforderlich, bei der Allgemeinen Chirurgie sogar 22. Prof. Dr. Oliver G. Opitz, Leiter des Bosch Digital Innovation Hub, fügt hinzu: »Es ist an der Zeit, Telemedizin in Baden-Württemberg flächendeckender einzusetzen, die Einrichtungen telemedizinisch untereinander zu vernetzen und so das enorme Potenzial für die Gesundheitsversorgung auszuschöpfen. Dazu gehört auch, solche digitalen Ansätze den Menschen näher zu bringen und greifbarer zu machen.«

Ausblick

Für die restlichen Leistungsgruppen zeigt sich ein noch deutlicheres Ergebnis: Die Lücken in der stationären Versorgung können durch den Einsatz von Telemedizin erheblich verringert werden. (uh)

Hintergrund zur Studie
Die Studie untersuchte die Versorgung in der baden-württembergischen Krankenhauslandschaft vor und nach der Krankenhausreform. Insgesamt wurden 269 Krankenhausstandorte und 60 Leistungsgruppen analysiert, mit einem besonderen Fokus auf die Allgemeine Innere Medizin und die Allgemeine Chirurgie. Diese beiden Gruppen machen laut BinDoc GmbH etwa 40 Prozent der stationären Fälle in Deutschland aus. Die Ergebnisse wurden genutzt, um modellhaft mögliche Lösungsansätze zur Vermeidung von Versorgungslücken durch Telemedizin aufzuzeigen.

 

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