Die dünne Schwelle zwischen Leben und Tod ist den meisten von uns Gottseidank nur selten bewusst: An einer Sepsis erkranken rund 300.000 Deutsche jedes Jahr, rund 75.000 sterben daran. Ein neuer PCR-Test von Bosch soll die Diagnose beschleunigen und viele Leben retten.
Sie lesen das Editorial des Elektronik Medical-Newsletters vom 17. April 2024.
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Der aktuell gerade noch einer Beinamputation entkommene Til Schweiger ist leider kein Einzelfall: Und weil die Symptome einer Sepsis wie hoher Puls, Gliederschmerzen und / oder niedriger Blutdruck so unspezifisch sind, sterben über 75.000 Menschen jedes Jahr in Deutschland daran. Neben Entzündungen im Körper kann die kleinste Hautschramme die Bakterien hereinlassen.
Eine liebe Freundin von mir hatte viel Glück mit ihrem 3-Millimeter-Kratzer unbekannten Ursprungs: Beim Abendessen bemerkte sie einen roten Strich von der Hand bis zur Elle. Das Anzeichen für eine Blutvergiftung ist vielen zwar bekannt, tritt aber nicht immer auf. Ein Nachbar wusste um die Dringlichkeit der Situation und schickte sie umgehend in die Notaufnahme. Eine sofortige Behandlung und eine Hammerdosis Antibiotika verschafften letztlich die vollständige Heilung. Die Zeit drängt: Schon am nächsten Morgen wäre die Sepsis vermutlich lebensgefährlich gewesen.
Der Dringlichkeit der Behandlung steht die langwierige Identifikation der Keime entgegen. 24 bis 48 Stunden dauert der Nachweis im Labor. Bis dahin werden auf Verdacht Breitbandmittel verabreicht. Bosch möchte das mit seinem smartphonegroßen Analysegerät Vivalytic ändern. Neuartige BioMEMS-Chips können über 250 genetische Merkmale, also Erreger, wie Viren, Bakterien, Pilze, Parasiten, sowie deren Resistenzen erkennen. Bald soll Sepsis mit einem PCR-Test direkt in der Praxis oder Klinik in weniger als 30 Minuten nachweisbar – und damit noch wirksamer behandelbar – sein. (uh)