Das Labor in Smartphonegröße

Weiterer PCR-Test: Bosch-Kooperation gegen Krankenhauskeime

19. April 2024, 9:37 Uhr | mit Material von Bosch (uh)
Vivalytic Testkartusche und Vivalytic-Analyser - Die Vivalytic-Plattform verspricht eine einfache Anwendung am Point of Care, also direkt in der Arztpraxis oder in der Klinik.
© Bosch

Nach der Sepsis nun die Multiresistenzen: Bosch und R-Biopharm investieren 150 Millionen Euro in die Entwicklung neuer PCR-Tests und Vivalytic-Labortechnik in Smartphonegröße. Die Bosch BioMEMS-Technologie soll multiresistente gramnegative Bakterien (MRGN) und Tuberkulose schnell diagnostizieren.

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Traditionelle Maschinenbauer oder Automobilzuliefer, die die Medizintechnik als Wachstumsfeld entdecken, gibt es einige - meist geht es primär um eine Ausweitung der Kernkompetenzen auf die neue Branche. Bei Bosch und seinem MedTech-Invest liegt die Sache etwas anders, das Analysegerät Vivalytic passt als Diagnotikgerät nicht recht zum restlichen Bosch-Portfolio. Doch die Technologien im Gerät, allen voran BioMEMS, sind "hausgemacht" und wurden lange vor Corona und dem öffentlichen Durchbruch der PCR-Tests entwickelt. Vivalytic ist ein modulares Ökosystem, welches mit neuen Test-Kartuschen sich stetig erweitern kann. So ist es dann doch wenig überraschend, dass diese Woche gleich zwei Meldungen zu Bosch-Invests in die Medizintechnik  an die Öffentlichkeit kamen - das Unternehmen skaliert und holt sich für die diagnostische Expertise Partner an Board bzw. auf die Plattform.

Lesen Sie passend dazu: Die Transformation der MedTech-Zulieferer

Bosch will mit Medizintechnik in Waiblingen wachsen 

Ein Schritt der Schwaben dazu ist eine neue Partnerschaft mit dem deutschen Diagnostik-Unternehmen R-Biopharm. Die R-Biopharm-Gruppe mit Sitz in Darmstadt hat langjährige Expertise in der Klinischen Diagnostik. Darüber hinaus verfügt das Unternehmen über weltweit gut etablierte Vertriebskanäle sowie Kenntnisse in den relevanten Märkten. Beide Firmen wollen bis 2030 insgesamt 150 Millionen Euro investieren. Innerhalb der neuen Entwicklungs- und Vertriebspartnerschaft sollen neue In-vitro-Diagnostik-Tests für die vollautomatisierte molekulardiagnostische Analyseplattform Vivalytic entwickelt.

Im Fokus steht u.a. ein PCR-Test für multiresistente Bakterien. Die Bosch BioMEMS-Technologie soll Krankenhauskeime schneller aufspüren. Allein im Jahr 2019 starben unter Beteiligung einer bakteriellen Resistenz weltweit 4,95 Millionen Menschen. In Europa treten jährlich mehr als 670 000 Infektionen durch antibiotikaresistente Bakterien auf, insbesondere in Krankenhäusern sind Resistenzen ein großes Problem geworden.

"Wir erweitern unser Engagement, die Medizintechnik ist attraktiv für uns. Wir können unsere langjährige Expertise in der Forschung und Entwicklung von Mikrochips, Molekulardiagnostik und Miniaturisierung sowie unser Fertigungswissen einbringen."
Stefan Hartung, Vorsitzender der Geschäftsführung von Bosch

 

Neben der Stärkung des Vertriebs betont Hartung, dass Partnerschaftsmodelle in der Medizintechnik ein attraktiver Weg sind, um Produktzyklen zu beschleunigen und Vertriebswege in diesem dynamischen und innovativen Markt zu erschließen. Der Markt für Point-of-Care Molekulardiagnostik wird als zukünftiger Milliardenmarkt angesehen. Bis 2030 streben Bosch Healthcare Solutions und R-Biopharm einen Umsatz im mittleren dreistelligen Millionenbereich an. 

Bosch BioMEMS macht Vivalytic schnell und effizient 

Der Vivalytic-Analyser ist eine vollautomatisierte Plattform in der Größe eines Computer-Towers. Hersteller können einfach und schnell Tests anpassen und durchführen. Die Testkartuschen enthalten bereits alle notwendigen Reagenzien.

"Wir haben ein Labor auf die Größe eines Smartphones geschrumpft"
Marc Meier, Geschäftsführer von Bosch Healthcare Solutions.

Mit der BioMEMS-Technologie wird die Vivalytic-Plattform noch effizienter und schneller. Ein leistungsstarker Silizium-Chip ermöglicht das zeitgleiche Testen auf bis zu 250 genetischen Merkmalen in der Testkartusche. Das dauert teilweise weniger als 15 Minuten. Bosch dringt damit in die Nanofluidik vor, bei der sehr geringe Flüssigkeitsmengen verarbeitet werden. Die Miniaturisierung stärkt die Vorteile der Vivalytic-Plattform: Sie ermöglicht eine schnelle und gezielte Diagnostik am Ort der Probenentnahme, direkt beim Arzt oder im Krankenhaus, ohne den Umweg über ein Zentrallabor. Medizinisch geschultes Fachpersonal kann die PCR-Tests durchführen, ohne spezielle Laborausbildung zu benötigen. Bosch und seine Partner planen weitere PCR-Tests zur Tuberkulose-Diagnostik zu entwickeln.

Bosch hat bereits eine Partnerschaft mit dem nordirischen Medizintechnik-Unternehmen Randox Laboratories Ltd. angekündigt. Insgesamt investieren Bosch und seine Partner bis zum Ende des Jahrzehnts rund 300 Millionen Euro in die Weiterentwicklung der Analyseplattform Vivalytic. 

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