Erneut ein schöner Erfolg: Unser zweites winterliches Fachforum brachte erfahrene Referenten und 50 interessierte Teilnehmer zu informativen Vorträgen und entspanntem Networking zusammen. Bilder und Stimmen aus der WEKA-Lounge spiegeln den wertvollen fachlichen Austausch zur Schlüsseltechnologie KI.
KI mit einem Schuss Glühwein: Wie entwickle ich Medizin-KI AI Act-konform? Wie viele TOPS braucht es eigentlich für Medical Imaging? Beim Business Lunch als Auftakt des Anwendertages »KI in der Medizingeräteentwicklung« und später bei Lebkuchen und Punsch wurde schnell klar: Für Medizintechnik-Entwickler ist KI aktuell DAS Thema, jedoch mit sehr vielen Fragezeichen.
Das Programm des »Medical Solution Day« von WEKA Fachmedien bot mit Fachvorträgen, technischem Austausch und einer Podiumsdiskussion eine winterliche Networking-Plattform, um Wissen und Erfahrung zwischen Medtech-Entwicklern, Technologieanbietern, Forschern und Dienstleistern auszutauschen.
Danke unseren Event-Partnern Data Modul, Aitad und Petermann-Technik, die den Besuchern eine kostenfreie Teilnahme an der Veranstaltung ermöglichten. |
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»KI gibt in der Medizin gerade den Ton an,« führte Ute Häußler, Leitende Redakteurin der »Elektronik Medical«, in die Veranstaltung. Und obwohl die Künstliche Intelligenz für Ärzte und Kliniken ein unverzichtbares Werkzeug sein werde, komme sie erst langsam und schrittweise an den Patienten. Anders liege die Situation laut Häußler bei den Medizintechnik-OEMs und ihren Entwicklungspartnern: »In der Diagnostik oder im OP bewirkt KI schon heute enorme Veränderungen: Kein Medizingerät wird mehr ohne ‚KI Inside‘ gedacht.« Noch wichtiger als in anderen Einsatzfeldern muss Künstliche Intelligenz in der Medizin vor allem eines sein: sicher.
Hier setzte die erste Rednerin Johanna Schmidhuber an, die beim Fraunhofer IKS zu vertrauenswürdiger und erklärbarer KI forscht. Ihr Vortrag »Verifizierung medizinischer KI gemäß dem EU AI Act« war direkt zu Beginn der Veranstaltung ein praxisrelevantes Highlight. Fast alle Medizingerätebauer stehen vor der Herausforderung, ihre meist als »Hochrisiko« klassifizierten Anwendungen MDR- und AI-Act-Konform zu entwickeln. Das Münchner Fraunhofer-Team hat für die einwandfreie Dokumentation und Überprüfung des Entwicklungsprozesses ein Verifizierungs-Framework entwickelt, das als Richtlinie und Modell sowie Vorlage für die konforme Medtech-Entwicklung dienen kann.
Dass der Teufel oftmals im Detail stecke, gab Teilnehmer Dr. Jochen Furthmüller, Leiter Vorentwicklung bei Löwenstein Medical, im Pausengespräch zu bedenken: »Müssen auch nicht behandlungsrelevante KI-Funktionen, wie z.B. eine patientenindividuelle Beleuchtung am Medizingerät, unter den gleichen strengen »Hochrisiko«-Kriterien und dem damit verbundenen immensen Aufwand entwickelt werden?« Oft gibt es auf diese Art Fragen in der Medizintechnik noch keine 100%-sichere Antwort. Rouven Rosenheimer vom TÜV Süd saß ebenfalls im Publikum und bot im Namen der Benannten Stelle Unterstützung bei allen Unsicherheiten in der Entwicklung an.
»Mit dem freundlichen und lockeren Ambiente und den sehr interessanten Vorträgen ist das Fachforum eine tolle Möglichkeit, sich aktuell und fundiert zu Medical Engineering zu informieren. |
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Jochen Kopittke, IC/One EDV |
Viacheslav Gromov vom Entwicklungsdienstleister Aitad zeigte in seinem Vortrag »Embedded KI in Medizingeräten« Ansätze und technische Komponenten für unabhängige, lokale Applikationen der Künstlichen Intelligenz für eine tiefe und autarke Datenanalyse in Echtzeit direkt am Wearable oder Medizingerät. Mit KI-fähigen Halbleitern ab 40 Cent zielte er auf die Verschmelzung von Medizin- und Consumertechnik für die Prävention, etwa über eine Sturzerkennung in Duschköpfen oder die kamerabasierte Schlaganfalldetektion im Auto.
Die Kaffeepause reichte bei weitem nicht für den Gesprächsbedarf, der sich aus dem ersten Vortragsblock ergeben hatte. Es war dem exzellenten Vortrag »KI-Design für Medical Imaging-Geräte mit COM-HPC« von Dr. Zeljko Loncaric von Congatec zu verdanken, dass alle Teilnehmenden sofort wieder Ohr waren. Er erläuterte sehr praxisnah die technischen Herausforderungen und Lösungsansätze beim Einsatz von COM-HPC Modulen in medizinischen Bildgebungsanwendungen. Mit einer Übersicht über die Chip-Module der wichtigsten Hersteller, deren Leistung und wieviel TOPs für verschiedene Medizinanwendungen wirklich notwendig sind gab er Medtech-Entwicklern Anhaltspunkte für die Evaluierung ihrer eignen, applikationsindividuellen Performanceanforderungen.
Eine völlig andere Perspektive brachte Prof. Dr. Bernhard Wolf von der Technischen Universität München in die Veranstaltung ein. Als Urgestein der Münchner Medizinelektronik-Entwicklung, der in seinem Vortrag quasi »nebenbei« interessante Hintergrundgeschichten aus 40 Jahren Elektronikforschung für die Medizin »Made in Bavaria« präsentierte, inspirierte in seinem Vortrag »Möglichkeiten und Grenzen KI-gestützter Sensorik in Onkologie und Kardiologie« zum sinnvollen Umgang mit KI in der Medizin.
An der abschließenden Podiumsdiskussion besprachen alle Referenten gemeinsam die angesprochenen Herausforderungen, mögliche Lösungsansätze sowie die Trends und Kernthemen der KI-Entwicklung für das kommende Jahr. Auch der ethische Umgang mit Medizin-KI kam erneut zur Sprache. »Nicht alles, was mit KI möglich ist, ist in der Medizin notwendig oder gar sinnvoll,« mahnt Prof. Wolf erneut Richtung Patientensicherheit und den nachhaltigen KI-Einsatz.
Alle Teilnehmenden waren sich einig, dass die Künstliche Intelligenz gerade erst Fahrt aufnimmt und die Entwicklung der Technologie in der Medizin nicht vollständig vorhersehbar sei. Sicherheit, Vertrauen und damit auch eine gewisse Erklärbarkeit müssten jedoch Voraussetzung für eine Arbeit mit und am Patienten sein.
Diese Kriterien werden auch im »OP der Zukunft« gelten, dessen klinische Workflows mit Vernetzung, Automatisierung, KI und Robotik sowie weiteren Assistenztechnologien gerade neu gedacht werden.
Save the Date // »Der OP der Zukunft« am 11. Dezember 2025 |
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Medical Solution Day 2025 |
Besonders schön zu beobachten war auf dem diesjährigen Fachforum »KI in der Medizingeräteentwicklung«, dass aus den Q&A's direkt Diskussionsrunden wurden, dass der Austausch nahtlos in die Networking-Pausen überging und auch nach der Podiumsdiskussion die WEKA-Lounge vor inspirierenden Gesprächen brummte. Bei einem winterlichen Abschluss mit Glühwein entsponnen sich noch viele lange Gespräche und bildeten den Ausklang eines praxisbezogenen und durch die Referenten fachlich interessant ausgestalteten Anwendertages. Die ersten Teilnehmer und Referenten haben für 2025 bereits ihr Kommen angekündigt. (uh)