Markt&Technik gibt der Elektronikbranche ein (weibliches) Gesicht und stellt regelmäßig Role Models bei spannenden Arbeitgebern vor, um mehr Frauen für den Ingenieurberuf zu begeistern. Heute: Katharina Peter, Embedded-Software-Entwicklerin bei AITAD.
Markt&Technik: Frau Peter, wie sind Sie auf Ihre jetzige Position aufmerksam geworden? Wer oder was hat bei der Auswahl des Unternehmens und der Stelle eine Rolle gespielt?
Katharina Peter: Tatsächlich bin ich über Christian (Christian Roth, Mitarbeiter Embedded-Abteilung, Anm. d. Red.) auf das Unternehmen AITAD aufmerksam geworden. Wir hatten vorher schon zusammen studiert und kannten uns daher bereits. Auf sein Anraten hin habe ich mich dann hier beworben.
Wie ist Ihr Werdegang und was steht auf der Visitenkarte?
Meine aktuelle Job-Bezeichnung ist Embedded-Software-Entwicklerin. Ursprünglich hatte ich angewandte Informatik studiert. Dabei handelt es sich um einen breit gefächerten Studiengang mit einem sehr großen Fokus auf das Programmieren. Darunter fallen dann Aspekte wie Softwaredesign oder Softwareimplementierung. Im Studium haben wir vier oder fünf unterschiedliche Programmiersprachen gelernt. Wir hatten während dem Studium auch ein Modul in Embedded Systems, meine ersten praktischen Erfahrungen in diesem Bereich mache ich aber hier.
Was ist Ihr Aufgabenbereich?
Meine Arbeit beginnt, wenn die Hardware vorhanden ist und sich alle Komponenten auf der Platine befinden. Ich entwickle dann den »unsichtbaren« Teil und sorge dafür, dass alle Komponenten, die sich auf dem PCB, sprich der Komponente befinden, laufen. Kurz gesagt sorge ich für die Funktion der Software auf der Hardware.
Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag aus?
Mein Arbeitstag beginnt bei mir meistens um acht Uhr. Bei AITAD ist man mit einer Anwesenheitspflicht von zehn bis 15 Uhr sehr flexibel, ich starte allerdings gerne früh in den Tag. Der Morgen beginnt damit, dass die Deadlines und priorisierten Projekte kommuniziert und besprochen werden. In der Folge starte ich mit meinen Aufgaben. Pausen sehen oft so aus, dass intern, über Teams oder persönlich, kommuniziert wird, welche Pläne für die Mittagspause bestehen – diese werden in der Folge in die Tat umgesetzt. Mit meinen Kollegen verstehe ich mich sehr gut, nicht nur die Arbeit, sondern auch die Pausen mit ihnen machen mir sehr viel Spaß.
Welche Soft Skills sind aus Ihrer Sicht in Ihrem Job unabdingbar?
Kommunikationsfähigkeit. Viele Projekte sind einfach sehr komplex. Ein Alleingang ist dementsprechend nicht möglich. Wir müssen die Herausforderung im Team bewältigen. Es bringt also nichts, allein, nur mit seinem Rechner zu arbeiten, sondern man muss sich auch mit anderen austauschen und ein bisschen über den Tellerrand hinausdenken. Gerade meine Abteilung ist eine Art Eng- oder Schnittstelle: Die Hardware ist da, sie Software muss ebenfalls fertiggestellt werden, um ein Projekt abzuschließen. Dazu kommen auch noch Dokumentationspflichten. Ohne einen intensiven und stetigen Austausch, auch über Abteilungsgrenzen hinweg, kann kein größeres Projekt erfolgreich umgesetzt werden.
Gibt es einen Insider-Begriff, den niemand außerhalb unserer Branche versteht? Oder ein gängiges Vorurteil, das wir hier widerlegen können?
Ein Insider-Begriff ist beispielsweise »Smoke Testing«, er wird häufig als Witz benutzt. Ursprünglich kommt der Begriff aus der E-Technik: Man schließt eine zu testende Hardware irgendwo an und wenn es nicht raucht, wissen wir, dass diese funktioniert. Mittlerweile überprüfen wir auch bestimmte Funktionen auf diese Weise und sprechen dann intern vom »Smoke-Testing-Prinzip«.
Ein gängiges Vorurteil, welches ich immer wieder gerne widerlege, ist, auch in Rückgriff auf die vorangegangene Frage, dass man seine Aufgaben im Alleingang und stupide vor dem Rechner erfüllt. Man kann die Projekte nur mit hoher Kommunikationsbereitschaft und einer gewissen Teamfähigkeit angehen, da innerhalb des Projektes auch Konflikte gelöst werden müssen und ein konstruktiver Austausch stattfinden muss.
Haben Sie eine Lieblingsaufgabe, eine Lieblingstätigkeit bei AITAD, bei der Sie in »Flow« geraten können?
Ich habe tatsächlich mehrere Lieblingsaufgaben. Zum Beispiel musste ich vor kurzem einen komplexeren Treiber entwickeln – dabei handelt es sich um die unterste Schicht der Software, die direkt auf die Hardware zugreift. Das war dann tatsächlich ein Datenblatt von über 100 Seiten mit lauter Registern, die ich verstehen und quasi alles modular implementieren musste. Das hat unglaublich viel Spaß gemacht, weil ich mit einer guten Struktur arbeiten konnte und nicht nur prozedural runterprogrammieren musste. Das war eine großartige Aufgabe, aber grundsätzlich machen mir alle Aufgaben Spaß, weil wir auch immer wieder mit den neuesten Technologien arbeiten können und viel mit meinen Lieblingsprogrammiersprachen C und C++.
Unsere Branche will weiblicher werden. Wie würden Sie Frauen ermutigen, es Ihnen gleich zu tun?
Ich stimme der Aussage, dass es zu wenige Frauen in MINT-Berufen gibt, definitiv zu. Grundsätzlich ist das Ganze ein sehr komplexes Thema. Wenn man sich die Geschichte ansieht, dann waren Frauen insbesondere während und nach dem zweiten Weltkrieg als Programmiererinnen tätig. Beispielsweise waren es auch Frauen, die an Enyaq-Maschinen, sprich den ersten vollwertigen und hochkomplexen Turing-Maschinen, gearbeitet haben. Das Interessante ist, dass diese Arbeit damals als erweiterte Sekretärinnen-Arbeit betrachtet und in der Folge leider von Männern abgelöst wurde.
Aufgrund dieser Entwicklungen gehe ich davon aus, dass die Unterrepräsentation von Frauen in den MINT-Berufen durchaus kulturell verankert ist. Ich bin der Meinung, dass Vorurteile gegenüber Frauen deutlich abgebaut werden müssen, da ansonsten Programmier-Talente, die es auch bei Frauen gibt, weniger erkannt und gefördert werden. Als Beispiel würde ich Grace Hopper nennen, die mit dem Compiler die Grundlage für alle weiteren Entwicklungen im Bereich der Programmierung gelegt hat.
Ein wichtiger Schritt wäre die Inkludierung von komplexeren, aber interessanten KI-Themen in der Schule. Das betrifft beispielsweise ChatGPT – Man bespricht nicht nur, wofür ChatGPT eingesetzt werden kann, sondern erfährt auch, wie das System dahinter arbeitet und welche Möglichkeiten sich aus einer breitflächigen KI-Nutzung ergeben. Auf diesem Weg könnte man auch Mädchen für das Thema KI begeistern und den Frauenanteil in unserer Branche erhöhen.
(Fragen: Corinne Schindlbeck)