Die Mehrheit der Deutschen will ein digtalisiertes Gesundheitswesen, zeigt eine Bitkom-Studie. Ältere Menschen und chronisch Kranke erhoffen sich besonders viele Vorteile von der ePa und Health-Apps auf dem Smartphone. Doch fast die Hälfte der Befragten ist von den neuen Technologien überfordert.
Eine repräsentative Umfrage des Digitalverbands Bitkom offenbart eine zwiespältige Haltung der Deutschen zur Digitalisierung im Gesundheitswesen. Einerseits zeigt sich eine breite Zustimmung zu digitalen Lösungen, andererseits fühlen sich viele Bürger von der technologischen Entwicklung überfordert.
Die Studie ergab, dass 78% der Befragten die Digitalisierung im Gesundheitsbereich grundsätzlich befürworten. Besonders hoch ist die Zustimmung bei chronisch Kranken (83%) und Menschen über 65 Jahren (82%). Diese Gruppen sehen in digitalen Anwendungen offenbar Potenzial für eine verbesserte Gesundheitsversorgung. Trotz der positiven Grundeinstellung fühlen sich 49% der Befragten von der Digitalisierung im Gesundheitswesen überfordert. Dies deutet auf einen erheblichen Bedarf an Aufklärung und Unterstützung hin, um die Akzeptanz und effektive Nutzung digitaler Gesundheitsangebote zu fördern.
Die Umfrage zeigt auch, dass die Mehrheit der Deutschen (59%) bereit ist, Gesundheitsdaten für Forschungszwecke zur Verfügung zu stellen, sofern diese anonymisiert werden.
Was halten die Deutschen von der Elektronischen Patientenakte (ePA)? |
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Das zentrale Element des digitalisierten Gesundheitssystem soll die ePA sein. Die elektronische Patientenakte sammelt diverse medizinische Informationen, sodass Patienten stets Zugriff haben und bei Bedarf Ärzten Einsicht gewähren können. Obwohl seit 2021 verfügbar, wird ein Durchbruch erst 2025 erwartet, wenn das »Opt-out«-Prinzip greift: Jeder erhält automatisch eine ePA, sofern kein Widerspruch erfolgt. Aktuell etwa 1% der Versicherten diese digitale Akte. Die Bitkom-Umfrage zeigt, dass 71% künftig eine Nutzung beabsichtigen, während 26% dies ablehnen. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Ablehnungsquote von 37% deutlich. Von den potenziellen Nutzern möchten 69% die ePA via Smartphone-App verwalten. Befürworter schätzen besonders den einfachen Datenaustausch mit Ärzten (89%), erwarten mehr Sicherheit bezüglich Medikamenteninteraktionen (77%) und begrüßen den ständigen Zugang zur eigenen Krankengeschichte (74%). 53% sehen darin eine Möglichkeit zur aktiveren Gesundheitsvorsorge, während 46% planen, Daten von Wearables einzubinden.Kritiker äußern hauptsächlich Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes (59%), fühlen sich unzureichend informiert (50%) oder empfinden das System als zu komplex (41%). Dennoch erkennt fast ein Drittel (31%) keinen Mehrwert in der ePA. Unabhängig von der persönlichen Einstellung befürworten 59% das automatische Einrichten der ePA. 61% wünschen sich bessere Aufklärung. . »Jetzt kommt es darauf an, den Patienten und Patientinnen die Vorteile der ePA verständlich zu erklären, um Vorbehalte und Sorgen abzubauen«, sagt Bitkom-Vizepräsidentin Christina Raab. |
Bitkom-Präsident Achim Berg betont die Notwendigkeit, die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzutreiben und dabei alle Bevölkerungsgruppen mitzunehmen. Er sieht in der hohen Akzeptanz bei älteren Menschen und chronisch Kranken ein positives Signal für die weitere Entwicklung. Die Ergebnisse der Studie unterstreichen nach Aussagen der Bitkom die Bedeutung einer ausgewogenen Digitalisierungsstrategie im Gesundheitssektor, die sowohl die technologischen Möglichkeiten als auch die Bedürfnisse und Bedenken der Nutzer berücksichtigt.
Bereits gut angenommen: Vitaldaten per Smartphone-App tracken |
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Bei der Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden mittels digitaler Hilfsmittel zeigen sich Smartphone-Besitzer äußerst versiert. Eine beachtliche Anzahl (69%) verwendet mindestens eine gesundheitsbezogene Anwendung. Besonders gefragt sind Programme im Bereich Fitness: 45% zählen ihre Schritte elektronisch, 39% dokumentieren sportliche Aktivitäten wie Joggen oder Radeln. 37% greifen auf Trainings-Apps zurück, während 17% spezielle Übungen, etwa physiotherapeutischer Art, nutzen. Viele Menschen streben auch nach mentaler Balance mithilfe ihres Mobilgeräts: Ein Viertel der Nutzer setzt auf Programme für psychisches Wohlbefinden, beispielsweise zur Stressreduktion. 23% kontrollieren Gewicht und Ernährung digital, 17% erfassen Vitalwerte wie Puls oder Schlafmuster. Bitkom-Vizepräsidentin Raab betont den Mehrwert solcher Anwendungen für die Kontrolle von Bewegung und Essgewohnheiten. In Kombination mit Wearables wie Sportuhren oder Fitnessarmbändern lassen sich zusätzliche wertvolle Informationen zur Gesundheitsoptimierung gewinnen.Die breite Nutzung dieser Technologien zeigt, dass viele Bürger bereits aktiv digitale Werkzeuge zur Gesundheitsförderung einsetzen. Dies könnte die Akzeptanz für umfassendere eHealth-Lösungen wie die elektronische Patientenakte begünstigen. (uh) |