Bei Schaltern und Tastern liegen die Trends etwas anders als bei Eingabesystemen wie etwa Folientastaturen und Silikonschaltmatten. Oliver Kluj, Technical Director bei knitter-switch, und Yingying Liu-Wildner, dort Product Manager Input Systems, nehmen entsprechend Stellung.
Markt&Technik: Welche technischen Trends und Markttrends zeigen sich derzeit bei industrietauglichen elektromechanischen Bedienelementen wie Schaltern, Tastern und Joysticks?
Oliver Kluj: Bei explizit industrietauglichen Bauteilen steht nach wie vor die Betriebssicherheit im Vordergrund sowie zunehmend die Forderung nach einer verfügbaren »second source« und das Bestreben zur Kostensenkung. Richtlinien und gesetzliche Regelungen zu Umweltschutz (REACH) und sozialen Fragen (Konfliktmineralien) nehmen bei der Bauteilauswahl zunehmend Raum ein. Das reicht bis hin zu Versuchen, bewährte Stoffe zu vermeiden, die etwa in Europa noch gar nicht reguliert sind (PFAS).
Bei den technischen Produkteigenschaften geht der Trend bei Bauteilen für Frontplatteneinbau zu mechanisch größeren Ausführungen (etwa vandalensichere Schalter bis 30 mm Einbaudurchmesser). Bei Schaltern für die Platinenmontage dagegen sind besonders kleine Bauteile immer stärker gefragt, um die Packungsdichte weiter erhöhen zu können. Im Bereich Mikroschalter/Detektorschalter werden zunehmend abgedichtete Typen gewünscht, oft konfektioniert mit Kabel und Steckverbinder.
Hinsichtlich Technologien liegt der klassische elektromechanische Schalter nach wie vor an der Spitze. Verschleißarme Technologien wie Halleffekt, Piezo oder kapazitive Tasten setzen sich aus Gründen der Kosten und Haptik, teils auch wegen des Schaltungsaufwands, eher zögerlich durch.
Welche technischen Trends und Markttrends zeigen sich derzeit bei industrietauglichen Folientastaturen und Silikonschaltmatten?
Yingying Liu-Wildner: Ein wichtiger technischer Trend ist haptisches Feedback: Benutzer haben beim Drücken der Tasten eine taktile Rückmeldung. Dies verbessert die Benutzererfahrung und ermöglicht eine präzisere Bedienung. Robuste Materialien liegen ebenfalls im Trend: Industrietaugliche Bedienelemente müssen den widrigen Bedingungen in industriellen Umgebungen standhalten. Daher kommen verstärkte Materialien wie gehärtetes Glas für Touchscreens, robuste Silikone für Schaltmatten und widerstandsfähige Kunststoffe für Folientastaturen zum Einsatz.
Darüber hinaus ermöglicht die Integration in Touchscreens eine flexiblere Gestaltung von Bedienfeldern. Im Blick auf Industrie 4.0 werden elektromechanische Bedienelemente verstärkt mit intelligenten Funktionen ausgestattet, die eine nahtlose Integration in das IIoT ermöglichen.
Hoch im Kurs steht auch die Individualisierung: Industrieunternehmen fordern zunehmend maßgeschneiderte Bedienelemente, um spezifische Anforderungen zu erfüllen. Auch Energieeffizienz ist ein wichtiger Aspekt. Eine zunehmende Nachfrage besteht obendrein nach Folientastaturen und Touchscreens mit dünnen Profilen und hoher Flexibilität. Dies ermöglicht eine einfachere Integration in moderne, platzsparende Designs von Geräten und Maschinen.
Wie hat sich der Markt für elektromechanische Bedienelemente in den vergangenen Jahren entwickelt, und welche Marktentwicklung prognostizieren Sie für die kommenden Jahre?
Oliver Kluj: Grundsätzlich war und ist Elektromechanik Bestandteil fast aller Geräte, die bedient werden müssen. Das wird sich auch in naher Zukunft wegen der gravierenden Vorteile gegenüber anderen Bedienkonzepten nicht ändern.
Yingying Liu-Wildner: In den vergangenen Jahren haben sich Folientastaturen und Silikonschaltmatten durch fortschrittliche Technologien, verstärkte Individualisierung und eine größere Anwendungsbreite weiterentwickelt. Künftig sind eine verstärkte Integration von Elektronik, Fortschritte bei Materialtechnologien und eine wachsende Nachfrage nach Haptik und Benutzererlebnis zu erwarten. Besonders im Gesundheitswesen und bei Wearables könnte die Nachfrage weiter zunehmen.