Trends bei Schaltern, Tastern & Co.

Bedienelemente auf dem Weg zu Industrie 4.0

25. Februar 2022, 11:07 Uhr | Andreas Knoll
Bedienelemente ebnen Weg zu Industrie 4.0
© Alexander Limbach/adobe.stock.com

Auch im Zeitalter von Touchscreens, Gestensteuerung und Augmented Reality bleiben elektromechanische Bedienelemente wie etwa Schalter, Taster, Drehknöpfe, Wheels und Joysticks notwendig. Zu den aktuellen Trends in deren Technik und Anwendung haben wir Experten aus sechs Unternehmen befragt.

In vielen modernen HMI-Systemen sind elektromechanische Bedienelemente Seite an Seite mit Touchscreens zu finden. Doch welche Leistungsmerkmale müssen sie mitbringen, um den Anforderungen von Industrie oder Medizin 4.0 gewachsen zu sein? Experten aus sechs Unternehmen beziehen Stellung.

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Torsten Singer, Georg Schlegel GmbH & Co. KG: »Reine Touchscreen-Bedienung ist oft nicht praktikabel«

Torsten Singer von Georg Schlegel GmbH & Co.KG
Torsten Singer von der Georg Schlegel GmbH & Co. KG
© Schlegel GmbH

Elektromechanische Bedienelemente werden auch in Zukunft notwendig bleiben – und selbst Touchscreen-HMIs kommen in vielen Fällen nicht ohne sie aus, etwa wenn es um schnellen, direkten Zugriff auf eine Funktion geht. Torsten Singer, Produktmanager bei Schlegel, erläutert die Hintergründe.

Design&Elektronik: Mit welchen Innovationen und Alleinstellungsmerkmalen wollen Sie im Bereich Schalter und Taster gegenüber Ihren Mitbewerbern im Markt bestehen?

Torsten Singer: Wir legen unser Augenmerk auf Usability, Nachhaltigkeit, eine hohe Produktqualität und ein ästhetisch ansprechendes, zeitloses Design. Auch die Digitalisierung nimmt weiter Einfluss auf unsere Produkte, sodass diese fit für das IIoT werden. Neben unserem schon bekannten IO-Link-Gehäuse proboxx gehen wir auch andere Wege, um Taster und Schalter in die digitale Welt zu bringen, etwa durch unser modulares Bussystem MBS. Zudem wird das Thema Nachhaltigkeit weiter Einfluss auf unsere Produktionsprozesse und Produkte nehmen. Hier sehen wir eine große Verantwortung gegenüber unseren Kunden und unserer Umwelt.

Wie intelligent oder »smart« müssen elektromechanische Bedienelemente sein, um HMIs von morgen gerecht zu werden?

Smarte, intelligente Produkte haben sich mittlerweile etabliert, von einem Trend kann hier eigentlich nicht mehr gesprochen werden. Die Vision eines HMI von »morgen« weckt hohe Erwartungen. Dass diese nicht immer erfüllt werden können und die Lösungen nicht immer praktikabel sind, hat sich aber bei den smarten Komponenten schon gezeigt. Daher werden elektro-mechanische Bedienelemente in ihrer ursprünglichen Funktionalität auch weiterhin nicht nur eine Daseinsberechtigung haben, sondern notwendig bleiben.

Zitat Torsten Singer von Schlegel GmbH
© Schlegel GmbH

Der Aspekt der Sicherheit darf in diesem Zusammenhang nicht aus den Augen verloren werden: Komplexere Systeme bedeuten immer eine größere Fehlerquelle, und Zugriffsmöglichkeiten von außen bergen stets die Gefahr unberechtigter Zugriffe. Wie oft dies vorkommt, erleben wir immer wieder am PC.

Inwieweit lassen sich die Funktionsparameter elektromechanischer Bedienelemente programmieren beziehungsweise konfigurieren? Inwieweit ist dabei Kontextsensitivität möglich?

Dies ist ein interessantes Thema. Die beiden Welten sind durchaus sinnvoll miteinander kombinierbar, um daraus Vorteile zu generieren. Produkte lassen sich zu jeder Zeit leicht an die aktuellen Anforderungen anpassen, die Arbeitsqualität für den Nutzer lässt sich verbessern, oder Produktionsprozesse könnten optimiert und damit weniger fehleranfällig werden. Auch hier gibt es jedoch Schattenseiten, wenn es etwa um die Erfassung von Vitaldaten der Mitarbeiter geht. Dies wirft nicht nur ethische, sondern auch rechtliche Fragen auf.

In welchen Touchscreen-HMI-Anwendungen sind elektromechanische Bedienelemente sinnvoll, und in welchen Ausführungen und Funktionsweisen lassen sie sich dort integrieren?

Das hängt entscheidend vom Einsatzgebiet ab, dementsprechend kann ein Touchscreen auch mal komplett ohne zusätzliche elektromechanische Bedienelemente auskommen. Aber es gibt auch viele Fälle, in denen die reine Bedienung über den Touchscreen nicht praktikabel ist. Besonders problematisch kann dies werden, wenn es um einen schnellen Zugriff auf eine Funktion geht. Nehmen Sie das Beispiel »Sicherheit bei der Bedienung von Maschinen«. Spätestens dann ist ein physischer Not-Halt erforderlich, der schnell ausgelöst werden kann. Die zusätzliche haptische Wahrnehmung bestätigt, dass der Not-Halt auch tatsächlich betätigt wurde. Um dem Benutzer die Bedienung des Touchscreens zu vereinfachen, können elektromechanische Bedienelemente zum Einsatz kommen. Sie lassen sich auf unterschiedliche Weise einbinden – neben dem Display oder direkt auf die Oberfläche. Das gilt besonders bei eher untypischen oder für die Touch-Bedienung unüblichen Bewegungen wie etwa Drehen oder Feinjustieren. Dann können auf oder neben dem Display verbaute Bedienelemente wie Drehknopf oder Joystick sinnvoll sein.

Was raten Sie bei der Auswahl von Schaltern und Tastern grundsätzlich zu beachten?

Die Produktverfügbarkeit ist besonders in der aktuellen Situation ein entscheidender Faktor. Sie wird von den Kunden gefordert, daher sind unsere Produkte teilweise viele Jahre verfügbar. Entscheidender ist dann aber eher, dass das Produkt auch nach Jahren zuverlässig arbeitet und zeitlos attraktiv bleibt. Wir halten unser Portfolio so, dass wir den Großteil der Anforderungen unserer Kunden durch unsere Standardprodukte abdecken können. Auf besondere Kundenwünsche können wir durch unsere besondere Fertigungstiefe jederzeit eingehen und Produkte nach Maß realisieren.
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  1. Bedienelemente auf dem Weg zu Industrie 4.0
  2. Anette Riedl-Materna, Schurter AG: »Auch Schalter und Taster werden smart«
  3. Moritz Futterer, Rafi: »Die Haptik auf den Touchscreen bringen«
  4. Markus Zemke, N&H Technology: »Touchscreen plus E-Mech: Die Kombi macht‘s«
  5. Dr. Roland Aubauer, Captron Electronic: »Ergonomie und Ausfallsicherheit sind entscheidend«
  6. Oliver Kluj, Knitter-Switch: »Weniger ›Smartness‹ bedeutet mehr Kompatibilität«

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