Medizintechnik frisch von der Messe

Highlight-Produkte der Compamed / Medica 2024

22. November 2024, 10:27 Uhr | Ute Häußler
© Messe Düsseldorf

Die Medica wird zum Schaufenster nach Asien und in die USA. 2024 zählt die Messe Düsseldorf rund 80.000 Besucher und 5.800 Aussteller, doch das Feedback deutscher Hersteller fällt zurückhaltend aus. Zumindest die Zulieferer führen auf der Compamed gute Gespräche.

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Auf der Medica war die Globalisierung des Medizintechnikmarktes eindrücklich greifbar. China stellte mit über 1300 Ausstellern den Großteil der anwesenden Firmen, gefolgt von der USA mit knapp unter 500 ausstellenden Firmen. Die Messegesellschaft freute sich ob des »globalen Networkings«: »Insgesamt sehen wir am Messeverlauf, dass der länderübergreifende Wettbewerb um die Medizintechnik-Innovationsführerschaft an Dynamik gewinnt und wie in anderen Branchen auch Unternehmen aus Asien kräftig mitmischen,« sagt Christian Grosser, Director Health & Medical Technologies und drückt damit freundlich aus, was deutsche Hersteller auf dem Heimatmarkt als zunehmenden Druck verspüren. 

Deutsche OEMs werden auf der Medica zu Besuchern

Wachstum sehen viele hiesige Firmen derzeit nur im Ausland - und hinterfragen in diesem Zusammenhang auch vielfach eine erneute Medica-Teilnahme im nächsten Jahr. So sagte Mathias Lubkowitz, Healthcare-Leiter EMEA des Medical-Display-Hersteller Adlink, am ersten Messetag, dass er eigentlich schon dieses Jahr nicht mehr in Düsseldorf hätte sein wollen: »Wir erreichen unsere Zielgruppe besser auf der Arab Health oder der DMEA.«

Auch beim OP-Schalter-Hersteller Steute ist das Verhältnis zur Medica indifferent. Laut Produktmanager Lothar Geddert habe die einstmalige Hausmesse ihren festzementierten Stellenwert verloren: »Wir überlegen jedes Jahr und bewerten immer strenger«. Der Fakt, dass die eigenen Kunden bzw. Medtech-OEMS selbst gar nicht mehr ausstellen, könnte immerhin mit mehr Zeit für »Walk the Show«-Gespräche zum Vorteil gewandelt werden. Auch sei gerade für kleinere Firmen der Messeauftritt oft noch zur Kundenpflege wichtig, da Kunden nicht extra in (nicht-vorhandene) Showrooms fahren würden. »Potenzielle neue Kunden haben wir bisher aber nicht wahrgenommen,« zieht Geddert am Nachmittag des zweiten Messetages ein vorläufiges Fazit.

Düsseldorf, Dubai, Berlin?

Medizintechnikmessen im Wandel, eine Einschätzung in O-Tönen

Die Stimmen, die sich 2023 zunächst besorgt über eine zukünftige Medica-Präsenz geäußert hatten, sind kritischer geworden. Und trotz der offiziell veröffentlichten guten Aussteller- und Besucherzahlen, blieb es in vielen Hallen luftig. Selbst um den Krankenhaustag als Herzstück der neuen Messestruktur war es vergleichsweise ruhig. Ein paar Stände mit Krankenbetten und Klinikzubehör um die Konferenzvorhänge versprechen per se noch keine Innovation. 

KI, Wearables und Digital Health

Wirkliche Neuerungen und für Medizintechnik-Hersteller relevante Technologien, Firmen und Panels gab es in »Digital Health« Halle 13. Die »Wearable Technologies Area« brachte KI-Firmen, Start-Ups, Halbleiter und Sensorik-Anbieter und insbesondere Wearables in den Fokus, gleich in der Nachbarschaft stelle Huawei seine Watch D2 mit medizinischer Zertifizierung für Blutdruck- und EKG-Messung zuerst auf dem europäischen Markt vor.

Das benachbarte »Medica Innovation Forum« präsentierte höchst-interessante Panel-Diskussionen zu Medical AI und digitaler Transformation von der Medtech-Entwicklung bis in den Klinik-Alltag. So sprach Hadas Bitran, die bei Microsoft die auf das Gesundheitswesen spezialisierte KI-Entwicklungsabteilung leitet, über die Integration von »Agentic AI« und wie die medizinischen KI-Assistenten vom OP bis hin zur Krankenhausorganisation als fester Bestandteil der klinischen Prozesse zuverläßig und sicher die Effizienz erhöhen sollen.

Zwischen all den Technologien ließ die Medica auch für Platz für andere Perspektiven: Prof. Dr. Stefan Heinemann Ethik-Kommission der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen beleuchtete u.a. den ethischen Aspekt von Künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen. Und wer einen KI-kritischen Vortrag erwartet hatte, dem sei das beste Zitat Heinemanns ans Herz gelegt: »In Deutschland sterben die Menschen nicht an KI, sondern am Datenschutz«. Der breite KI-Einsatz in der Medizin sei ethisch und moralisch notwendig und werde - verantwortungsvoll eingesetzt - deutlich mehr Menschenleben retten.

Zulieferer sehr zufrieden mit der Compamed

Während die deutschen Medtech-Hersteller an der Medica zweifeln, zeigte sich auf der Compamed ein deutlich anderes Bild. In den Hallen 8a und 8b vermittelten 750 Medtech-Zulieferer ihre Kompetenz – von verschiedensten Hightech-Komponenten, Kunst- und Werkstoffe, Mikrofluidik-Applikationen bis hin zu Reinraumverpackungen. Bereits am ersten Messetag waren viele Firmen sehr zufrieden mit der Besuchsdichte am Stand und erfolgsversprechenden Projektgesprächen mit potenziellen Kunden. »Wir sind bisher sehr glücklich,« sagt Mathias Wuttke vom Steckverbinderhersteller ODU. »Genug Leute und ordentliche Gespräche«, lautete sein Fazit gleich am ersten Messetag.

Dieses Bild bestätigt auch Jürgen Wilberg vom Schweizer Antriebshersteller Maxon, der auf der Compamed einen Medizinrobotik-Demonstrator ausstellte. »Wir haben mit dem Roboterarm MIRA ein gutes Zugpferd hier in Düsseldorf und sind sehr zufrieden mit dem Zuspruch auf unsere Motoren und Getriebe in der Medizintechnik«, so der Vertriebler.

Ein Grund dafür dürfte in den Komponenten und der Technik selbst liegen. Nach Corona-Knick und Lieferkettenkrise hatten die Zulieferer wieder Kapazität für (Weiter-)Entwicklung - die ersten Früchte dieses Innovationsprozesses können nun stolz präsentiert werden. Wir haben uns sowohl auf der Compamed wie auch auf der Medica (manche Zulieferer zeigen sich lieber zwischen ihren Kunden) umgesehen und ihnen einige sehr interessante und Technologien und Produkte für die Medizintechnik-Entwicklung zusammengetragen:

 

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Kurz-Visite // Unsere Highlight-Produkte der Compamed / Medica 2024

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Medizintechnik Wireless Fußschalter Steute OP-Saal Vernetzt Kabellos OR SDC
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Messe-Rückschau Compamed / Medica 2024

Einige Neuigkeiten-Schmankerl und sehenswerte Technik haben wir bereits vor den beiden großen Düsseldorfer Messen zusammengetragen. Daher klicken Sie sich gern durch unseren Messeführer, der sich auch sehr gut als Nachklapp eignet, was auf Compamed und Medica für Medizingeräte-Entwickler gezeigt wurde:

Compamed/Medica 2024: Unser kuratierter Messeführer

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