Single Pair Ethernet ermöglicht kompaktere Steckverbinder und Kabel und verringert Platz, Gewicht und Installationsaufwand. Doch inwieweit spielt SPE-Connectivity eine Rolle für elektromechanische Bedienelemente? Wird sich SPE auch bei Schaltern und Tastern durchsetzen?
»SPE ermöglicht den nächsten Schritt zum Industrial IoT«, betont Sascha Kropf, Head of Product Management bei EAO. »Davon sind auch elektromechanische Bedienelemente betroffen, jedoch nicht auf gleiche Weise wie andere Einheiten in einem System. Durch die Verbindung von hohen Datenraten und Power over Data Line (PoDL) lassen sich jetzt auch Sensoren und Aktoren flexibel, platzsparend und einfach in das Netzwerk einer Fabrik einbinden. Elektromechanische Bedienelemente sind hier vorerst nur bedingt betroffen.« Man müsse aber den Nutzen von SPE bei elektromechanischen Bedienelementen von System zu System differenziert betrachten.
Ein Trend, den SPE beschleunigen könnte, ist Sascha Kropf zufolge das Bedürfnis nach »mehr Intelligenz«, also smarten Produkten, auch bei elektromechanischen Bedienelementen: »Ob es nun um die Zustandsmeldung eines Joysticks geht, die sich als Signal bei einer zentralen Datenverarbeitung nutzen lässt, oder um die situative optische Erscheinung (Farbe), oder um eine Information mittels eines Displays integriert in einem Taster: Smarte Bedienelemente werden durch SPE einfacher einzubinden sein und ermöglichen neue Nutzkonzepte, welche die Anforderungen an eine Industrial-IoT-Anwendung besser und flexibler erfüllen werden.«
Florian Jantz, Product Marketing Manager bei Gudeco Elektronik, stimmt ihm zu: »SPE spielt eine zunehmend wichtige Rolle für elektromechanische Bedienelemente, weil es eine kostengünstige und zuverlässige Kommunikationslösung für vernetzte Industrieanwendungen bietet. Es ermöglicht eine einfache Integration von Bedienelementen in Ethernet-Netzwerke und unterstützt die Übertragung von Daten und Energie über ein einziges Kabel, was die Verkabelung vereinfacht und Platz spart.«
Yingying Liu-Wildner, Product Manager Input Systems bei knitter-switch, betrachtet SPE als besonders vorteilhaft für Tastaturen: »SPE-Connectivity spielt eine Rolle für Folientastaturen und Silikonschaltmatten, indem sie eine einfachere und kostengünstigere Verkabelung ermöglicht. SPE reduziert den Platzbedarf und das Gewicht der Verkabelung.« Dies sei besonders vorteilhaft für kompakte Folientastaturen und Silikonschaltmatten.
Manche Experten sehen bei elektromechanischen Bedienelementen allerdings die bidirektionale Punkt-zu-Punkt-Verbindung IO-Link im Vorteil gegenüber SPE: »Bei Tastern sehen wir IO-Link als Anbindung für eine effiziente Vernetzung und Kommunikation der Bedienelemente in industriellen Umgebungen«, erläutert Anette Riedl-Materna, Product Manager im Bereich Schalter/Taster der Schurter AG. »Auch Taster profitieren von solcher Connectivity, weil sie sich in smarte Industrie-4.0-Systeme nahtlos integrieren lassen. Die bidirektionale Kommunikation und der Datenaustausch werden durch die Anbindung an Industrieanlagen optimiert, so dass eine präzise Steuerung und Überwachung der Taster sichergestellt ist.« Auch die Schurter AG arbeite an solchen innovativen Lösungen, die in Systemen und Steuerungen vernetzt eingesetzt werden.
Torsten Singer, Produktmanager des Unternehmens Georg Schlegel, tendiert für die Connectivity elektromechanischer Bedienelemente ebenfalls eher zu IO-Link: »SPE spielt für elektromechanische Bedienelemente nur indirekt eine Rolle.« Ähnlich wie bei IO-Link ziele SPE auf die Nutzung in Verbindung mit Sensoren/Aktoren ab: »Bei IO-Link hat man jedoch den großen Vorteil der Parametrierung und der eindeutigen Identifikation des Produkts. Die Vorteile von SPE spielen eher in anderen Bereichen eine Rolle als in der Anbindung elektromechanischer Bedienelemente.« Wichtiger sei, dass sich bei SPE letztlich ein allgemeingültiger Standard etabliere.
Für IO-Link plädiert auch Eric Bulach, Director Strategy, Products, Markets bei Rafi: »Bei unseren Kunden, die elektromechanische Bedienelemente kaufen, spielt SPE noch keine Rolle. Hier geht man eher in Richtung IO-Link, auch in der Kombination mit Kunststoffgehäusen.« Generell unbedeutend ist die Vernetzung elektromechanischer Bedienelemente aus Sicht von Oliver Kluj, Technical Director von knitter-switch: »Wir sehen keine Nachfrage nach Schaltern mit dem Merkmal der Vernetzung, egal ob es um SPE, normales Ethernet oder etwa I²C geht.«
Mit Single Pair Ethernet lassen sich Platz, Gewicht und Installationsaufwand verringern, Kosten senken und Rohmaterialien wie Kupfer einsparen. Eine durchgängige Kommunikation bis hin zu den Sensoren und Aktoren ist mittels SPE leicht zu realisieren. Im Industrial IoT wird SPE daher große Bedeutung erlangen, künftig in Kombination mit Echtzeit-Ethernet-Techniken.
Wer sich umfassend über SPE und seine Anwendungen in der Automatisierung, der Gebäudeautomation und dem Transportwesen informieren will, dem sei das »Forum Single Pair Ethernet« von Markt&Technik und Connect Professional ans Herz gelegt. Es findet am 23. Oktober 2024 in München statt. Der Call for Papers ist gerade im Gange; wer das Programm aktiv mitgestalten möchte, kann dies bis zum 15. Mai hier tun.