»Die von einschlägigen Herstellern aufgerufenen Lieferzeiten sprengen jeden erdenklichen Rahmen von Vorstellungskraft. Für manche Komponenten kann erst gar kein Termin angegeben werden«, beklagt Walter, »die Verknappungen führen oft zu extremen Preisentwicklungen. Als Hersteller müssen wir uns deshalb auf anhaltend höhere Kosten auf breiter Front einstellen. Material, Energie, Löhne, Verwaltung, Lieferkosten – die Liste ist lang, und wir können fast keinen dieser Faktoren dramatisch beeinflussen«. Um eine Preiserhöhung werde man deshalb kaum herumkommen.
»Leider können wir inzwischen erste Aufträge erst für kommendes Jahr bestätigen«, berichtet Dehn. »Die Lieferzeiten liegen zwar bei einigen Herstellern noch bei 12 bis 14 Wochen, bei anderen sind wir allerdings inzwischen bei 20 Wochen und mehr angelangt.« Je nach Hersteller hätten sich die Kosten zum Teil deutlich, also über 10 Prozent, erhöht, »im Sinne von niedrig zweistellig«; bei anderen seien die Preissteigerungen bisher mit rund 5 Prozent vergleichsweise niedrig ausgefallen.
Da man frühzeitig bereits im letzten Jahr den Lagerbestand für Bauteile und wichtige Komponenten an die neuen Gegebenheiten angepasst habe, »können wir unseren Kunden nach wie vor Lieferzeiten von sechs bis acht Wochen für die meisten unserer Produkte bieten«, berichtet Keim. Zum Teil mussten aber auch bei ET System Electronic die Preise für die Laborstromversorgungen angepasst werden, »da wir Preiserhöhungen für Bauteile und Komponenten von bis zu 100 Prozent nicht kompensieren können«.
Auch wenn der Krieg in der Ukraine inzwischen vieles überschattet, die Ampel-Koalition war im Herbst letzten Jahres mit dem Versprechen einer Innovations-Initiative angetreten. Ist davon bisher etwas in der deutschen Laborstromversorgungs-Branche spürbar? »Wir registrieren in den Gesprächen mit den Kunden einen starken Trend in den Bereichen bidirektionale AC- und DC-Quellen«, so Keim; »dasselbe gilt für DC-Quellen im höheren Leistungsbereich und die Funktion PV-Simulation«.
»Der Eindruck, jetzt soll alles anders werden, war nach dem Regierungswechsel überall spürbar«, meint Walter, »man spürt, dass die Industrie will, die Worte der Politik lassen Hoffnung keimen, die Verbesserungen bei den Rahmenbedingungen kommen jedoch meines Dafürhaltens zu zögerlich voran, als dass ein echter Innovations-Boom ausbrechen könnte«. Er rechnet aber damit, dass die Hersteller von Windkraft- und PV-Anlagen in Europa in Zukunft noch weiter an Bedeutung verlieren werden. »Die Hoffnung ist, dass die nationalen Hersteller in Europa ihren technischen Wettbewerbsvorteil in Zukunft weiter nutzen können.«
»Die Investitionen in erneuerbare Energien und Energiespeichersysteme in der Industrie sind da«, stellt Horrig fest, »jedoch wären wesentlich höhere staatliche Incentives nötig, um dieser notwendigen und längst überfälligen Entwicklung einen Turbo zu spendieren«. Die Elektromobilität werde teilweise durch die fehlende Ladeinfrastruktur eingebremst, auch müsse deutlich mehr in Richtung Wind- und Solarenergie sowie bei der Umstellung auf Wasserstoff basierte Elektrizität passieren. »Die Welt re-elektrifiziert sich in Richtung speicherbaren Gleichstrom; Wechselspannungsnetze werden am Ende dieses notwendigen Prozesses vollständig eliminiert sein, das wird dann ‚the late victory of Mr. Edison over Mr. Tesla’ sein.«
»Wir konnten eine positive Atmosphäre für Investitionen zu Beginn dieses Jahres erkennen«, gibt Fischer seine Marktbeobachtungen wieder. »Ich gehe allerdings davon aus, dass die hohen Auftragseingänge eher mit der Erweiterung des Planungshorizonts unserer Kunden zu tun haben und die Wiederbelebung vieler Projekte, die durch die Corona-Situation gestoppt oder auf Sparflamme gehalten wurden, dafür verantwortlich ist, und weniger die Impulse der neuen Bundesregierung.«
»Die politischen Versprechen sind in unseren Auftragsbüchern leider nie angekommen«, stellt auch Kerl fest. »Bei unseren Kunden und generell ist eher ein Versagen der Politik in der Absicherung der Energie-Bereitstellung für die Wirtschaft, Industrie und die Bevölkerung festzustellen.« Dass Deutschland sich als Vorreiter bezeichne, so Kerl, »dabei sowieso schon die höchsten Energiepreise im internationalen Vergleich hatte und nun als Schlusslicht in der EU mit den mit Abstand höchsten Preisen wahrgenommen wird, gibt die involvierten Parteien der Lächerlichkeit preis und mindert die Wettbewerbsfähigkeit signifikant«.
Große Einigkeit bei den Befragten herrschte bezüglich der zunehmenden Bedeutung von SiC-MOSFETs für die Realisierung von Laborstromversorgungen. »Die Verwendung nimmt zu, da von den Kunden immer kompaktere Geräte gefordert werden«, stellt Keim fest. »Aus diesem Grund werden die SiC-MOSFETs auch zunehmend bei Laborstromversorgungen mit kleineren Ausgangsleistungen eingesetzt.«
»Aktuell nutzt schätzungsweise bereits jeder zweite oder dritte Hersteller von hochfrequenten, primär getakteten DC-Power-Geräten mit Leistungen über 5 kW die SiC-MOSFET-Technologie«, gibt Horrig seine Einschätzung wieder. »Die Verwendung von SiC-MOSFETs hat die Zunahme der Leistungsdichte gefördert und in manchen Bereichen auch die Zuverlässigkeit der Geräte erhöht, etwa in puncto Immunität gegen Einflüsse kosmischer Strahlung.«
»Ich sehe derzeit etwa 35 kW als Grenze an, ab der das Gewicht von Laborstromversorgungslösungen eine Rolle spielt«, meint Kerl; »darunter ist das Leistungsgewicht noch nicht so gravierend«. Er schätzt den Anteil der Geräte, in denen bereits SiC-MOSFETs zum Einsatz kommen, aktuell auf 15 bis 20 Prozent, »aber mit jeder Gerätegeneration steigt dieser Anteil schnell und stetig«.
»Da Laborstromversorgungen in ihren Abmessungen weniger eingeschränkt sind etwa im Vergleich zu Front-End-Netzteilen, hat sich in diesem Bereich der Einzug von Wide-Bandgap-Halbleitern langsamer vollzogen als in anderen Produktsegmenten«, meint Fischer. »Zum Einsatz kommen sie aber schon seit einigen Jahren, und zwar vor allem in Produkten mit höheren Abgabeleistungen und bei PFC-Front-Ends mit höherer Bulk-Spannung.« Mit der steigenden Anzahl von Anbietern und wettbewerbsfähigeren Preisen sieht der TDK-Lambda-Manager auch die Möglichkeit für den Einsatz von GaN-Leistungshalbleitern steigen: »Zunächst bei Produkten mit höherer Leistung und später auch im unteren Leistungsbereich.«
»Wir setzen SiC-MOSFETs bereits seit mehr als zehn Jahren in unseren Seriengeräten ein«, blickt Walter auf eine Dekade des erfolgreichen Einsatzes der neuen Leistungshalbleiter-Technologie zurück; »für uns lohnt sich der erfolgreiche Einsatz bei Geräten ab etwa 1,5 kW«. Beim Thema GaN eigne sich dagegen derzeit kein am Markt qualitativ gut erhältliches Bauteil »im Hinblick darauf, dass respektive Vorteile gegenüber einem SiC-MOSFET entstehen würden; wir treiben deshalb keine ernsthafte Produktentwicklung mit dieser Technologie voran«.