Bioelektronik unter der Kopfhaut

Neue Batterie: Hirnschrittmacher gegen Epilepsie läuft 3 Jahre

4. Juli 2024, 8:51 Uhr | Ute Häußler
Ein Teil des Hirnschrittmacher wird zur Neurostimulation direkt unter der Kopfhaut implantiert. Mit 3 Jahren Batterielebensdauer wird die Häufigkeit des Gneratoraustausch deutlich reduziert.
© Precisis

Das Heidelberger Medizintechnikunternehmen Precisis hat die Batterielebensdauer seines minimalinvasiven Hirnstimulators zur Behandlung von Epilepsie verlängert. Patienten, die nicht auf Medikamente ansprechen, müssen sich so weniger Operationen unterziehen und können früher eine Therapie beginnen.

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Der aktualisierte Hirnstimulator Easee III (Epikraniale Applikation von Stimulations-Elektroden für Epilepsie) wird minimalinvasis unter der Kopfhaut platziert und stimuliert gezielt den epileptischen Fokus im Gehirn. Dabei kombiniert es Hochfrequenzpulse zur akuten Anfallsunterbrechung mit täglichen Gleichstrom-ähnlichen Phasen zur langfristigen Regulierung übererregbarer Gehirnbereiche. Von der nun auf drei Jahre verlängerten Batterielaufzeit profitieren insbesondere Epilepsie-Patienten, die nicht auf Medikamente ansprechen.

Weniger Operationen bei Neurostimulation gegen Epilespie

In Deutschland leben schätzungsweise 500.000 Menschen mit Epilepsie, von denen etwa ein Drittel als medikamentenresistent gelten. Für diese Patienten sollen neurostimulative Verfahren wie der Hirnschrittmacher Easee eine innovative und vor allem vielversprechende Behandlungsoption darstellen. Dr. Angela Liedler, CEO von Precisis, sagt: "Wir erweitern damit das Behandlungsspektrum in frühen Krankheitsphasen. Patienten erhalten so früher Zugang zu wirksamen Therapien." Laut Unternehmensangaben zeigen klinische Daten, dass 65,4% der Patienten nach 24 Monaten Therapie mindestens 50% weniger epileptische Anfälle erleben.

So funktioniert der Hirnschrittmacher Easee
Über einen kleinen Schnitt wird die dünne Elektrodenmatte des Easee unter die Kopfhaut über dem von der Epilepsie betroffenen Gehirnareal implantiert. Dabei bleibt der Kopfknochen intakt und das Gehirn unberührt. Ein dünnes, dehnbares Kabel wird unter der Haut bis zum auf dem Brustmuskelsitzenden den Pulsgenerator verlegt. Das komplette System bleibt unsichtbar unter der Haut verborgen. Der Pulsgenerator sendet über die Stimulationselektrode elektrische Signale durch den Kopfknochen hindurch in das Gehirn. Dadurch werden sowohl aufkommende fokale Anfälle unterbrochen, als auch das Gehirn mit der Zeit dauerhaft stabilisiert. Das Neurostimulationsgerät wird von außen vom behandelenden Neurologen programmiert und eingestellt. Der Arzt kann die Stimulationsparameter jederzeit den individuellen Bedürfnissen anpassen. Auch Patienten selbst können mittels eines Handgeräts mit dem System kommunizieren.

Die verlängerte Batterielebensdauer des Neurostimulators Easee III auf drei Jahre stellt einen wichtigen Fortschritt dar. Sie reduziert die Häufigkeit notwendiger chirurgischer Eingriffe zum Batteriewechsel und verspricht damit eine verbesserte und angenehmere Behandlung mit weniger Risiko für die Patienten. (uh)

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Das Medizintechnikunternehmen mit Sitz in Heidelberg widmet sich der Entwicklung neuartiger Neurostimulationsgeräte zur Verbesserung des Lebens von Menschen mit funktionellen Hirnerkrankungen. Anhand neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse wurde ein Elektrodendesign geschaffen, das trotz minimalinvasiver Implantation maximale Wirkung bei funktionalen Gehirnerkrankungen wie der Epilespie verspricht. Die Hirnschrittmacher werden in Deutschland und der Schweiz gefertigt. Die Sicherheit der entwickelten Produkte wird durch zahlreiche Zertifizierungen bestätigt, seit September 2022 besitzt der Easee die CE-Zertifizierung und ist damit als Medizinprodukt zugelassen. Der Easee III für die gerätegesteuerte Therapie des Gehirns bei Epilepsie stellt einen bedeutenden Fortschritt im Bereich der Neuromodulation dar, aufgrund der Plattformarchitektur soll die Technologie künftig auch für weitere neurologische Indikationen zum Einsatz kommen.

 


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