Mit 120 km/h zum Notfall

Der Defibrillator kommt per Drohne

11. Juli 2024, 11:08 Uhr | Ute Häußler
Die Horyzn-Drohne von TUM-Studierenden kann einen Defibrillator, Medikamente oder Pens an den Notfallort bringen.
© TUM

Die Studierenden der Horyzn-Initiative der TU München (TUM) haben eine Drohne entwickelt, die einen Defibrillator transportieren kann und am Ort des Notfalls absetzt. Das Team konzipierte ein senkrecht startendes und landendes Elektroflugzeug (eVTOL), das deutlich schneller ist als Rettungskräfte.

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Vor allem in ländlichen Gebieten kann die Anfahrtszeit des Rettungsdienstes sehr lang sein. Bei einem Herzstillstand zählt aber jede Minute. Mithilfe der Drohne, die eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h erreicht, kann innerhalb weniger Minuten ein Defibrillator am Notfallort im Umkreis abgesetzt werden. Dieser kann von jeder Person vor Ort auch ohne medizinische Fachkentnisse bedient werden, da moderne Geräte nach dem Einschalten eine gesprochene Schritt-für-Schritt-Anleitung geben.

Rettung dauert (zu) lang

In Deutschland erleiden jedes Jahr 115.000 Patienten einen plötzlichen Herzstillstand - und nur 11 Prozent überleben. Wenn ein Notfall eintritt, zählt jede Sekunde. Ob der Patient überlebt, hängt direkt von der Reaktionszeit des Rettungsdienstes und der Anwendung einer Defibrillation ab. Im Durchschnitt dauert dies etwa 9 Minuten. Durch eine Verkürzung der Zeit auf 4 Minuten kann die Überlebensrate verdreifacht werden.

Entwicklung in der Cloud

Die Drohne wird auf der 3DExperience-Plattform von Dassault Systèmes entwickelt, konstruiert, getestet und kontinuierlich optimiert. Das französische Unternehmen sponsert den Zugang zu der im Jahr 2019 gegründeten Studierendeninitiative und unterstützte sie anfangs auch mit Experten bei der Implementierung. 

Durch den Einsatz der cloudbasierten Plattform konnte das Horyzn-Team interne Datensilos aufbrechen, sodass alle Projektbeteiligten immer an den neuesten Entwurfsversionen arbeiten und keine Daten verloren gingen. Da alle Entwicklungsschritte in derselben Softwareumgebung verwaltet werden, konnte das Team die interne Kommunikation vereinfachen sowie Entwicklungs- und Konstruktionszeiten reduzieren.

Per Modsim zum idealen Drohnen-Rumpf

Bei der Entwicklung setzt Horyzn auf einen integrierten Modellierungs- und Simulationsansatz (Modsim), bei dem die Simulation den gesamten Entwicklungsprozess von Anfang bis Ende begleitet. So konnten beispielsweise bei der Konstruktion des Rumpfes bereits in der Ideenphase die Auswirkungen unterschiedlicher Gewichte simuliert und so die optimale Art der Lasteinleitung ermittelt werden. Der Verzicht auf den Bau von Prototypen sparte Zeit und Geld.

Nach der erfolgreichen Realisierung arbeitet Horyzn an der Weiterentwicklung des Konzepts und plant die Zusammenarbeit mit Rettungsdiensten, um den Einsatz einer solchen Technologie zu testen. Denkbar sind Einsatzszenarien wie die Notfalllieferung von EpiPen oder die Abgabe von Notfallmedikamenten. Die studentische Initiative kooperiert zudem eng mit Unternehmen aus der Luftfahrt, um die Drohnenbranche weiter voranzubringen. (uh)

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