Was haben italienische Olivenzüchter und amerikanische Milchbauern gemeinsam? Ob Feuerbakterium oder Vogelgrippe - die Landwirte kämpfen gegen eine Seuche und fördern dennoch wissentlich deren Ausbreitung. Mutiert die Vogelgrippe somit und wird vom Menschen übertragbar, hilft nur noch eine Impfung.
Sie lesen das Editorial des Elektronik Medical-Newsletters vom 10. Juli 2024.
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Im Süden Italiens grassiert seit über zehn Jahren das Bakterium Xylella fastidiosa. Von Zikaden übertragen »verbrennt es Olivenbäume von innen« – der einzige Weg, es aufzuhalten, ist, befallene Bäume zu roden. Doch viele Olivenbauern bringen es schlicht nicht übers Herz, ihre oft über hundertjährigen, über Generationen gewachsenen Bäume zu fällen. Sie fördern damit die weitere Ausbreitung des »Feuerbakteriums«.
So ergeht es derzeit auch vielen Rinderzüchtern in den USA. Obwohl nach dem Ausbruch der Vogelgrippe in Milchviehbetrieben in über 12 Bundesstaaten Veterinäre auf flächendeckende Tests und eine Quarantäne für infizierte Kühe drängen, weigern sich viele Farmer aus Angst um Ruf, Vieh und Geld.
Wissenschaftler fürchten mit den schleppend anlaufenden Gegenmaßnahmen nicht nur eine Ausbreitung auf dem amerikanischen Kontinent, sondern auch, dass sich das Virus leichter von Tier zu Tier überträgt. Derzeit sind Rohmilch, Melkmaschinen und Viehtransporte für die meisten Infektionen verantwortlich. Die Vogelgrippe-Rezeptoren des Menschen sitzen im Auge; fasst sich ein Melker bei der Arbeit dorthin, kann der Erreger auf den Menschen überspringen – mit derzeit nur milden Grippe-Symptomen als Folge und ohne Ansteckungsgefahr für uns Artgenossen.
Doch der Weg zur Zoonose und einer möglichen neuen Pandemie wird mit jedem erkrankten Rind kürzer – daher hat die US-Regierung auch gerade 176 Million Dollar freigemacht und den Impfstoffhersteller Moderna beauftragt, seinen mRNA-Impfstoff gegen die Vogelgrippe auf neue Virustypen auszuweiten und vor allem schneller zu entwickeln.