Wird Parkinson heilbar? Die Forschung der neurodegenerativen Krankeheit steht an einem Wendepunkt: Künstliche Intelligenz, neue Medikamente, Genforschung und vor allem neuartige Technologien wie Sensoren, Stimulatoren und Neuroprothesen sollen den Durchbruch bringen.
Parkinson ist eine der am schnellsten wachsenden neurodegenerativen Erkrankungen weltweit, von der allein in Deutschland rund 400.000 Menschen betroffen sind. Die Krankheit, die meist Menschen Ende 50 oder in ihren Sechzigern trifft, kann bisher nicht ursächlich, sondern nur symptomatisch behandelt werden. Doch die Forschung steht nicht still: Die Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) präsentierte in ihrem »Parkinson-Update 2024« weitreichende Fortschritte in der Parkinson-Forschung, Diagnostik und Therapie.
Ein besonderer Fokus lag auf der möglichen Verwendung des Diabetes-Medikaments Lixisenatid zur Verlangsamung des Krankheitsverlaufs. Eine französische Arbeitsgruppe lieferte Hinweise darauf, dass Lixisenatid, ein GLP1-Agonist, bei Personen im frühen Stadium der Parkinson-Erkrankung das Fortschreiten der Symptome verlangsamen könnte. In einer Studie mit 156 Teilnehmenden, die bereits Parkinson-Medikamente erhielten, zeigte die Gruppe, die zusätzlich Lixisenatid einnahm, nach 12 Monaten keine Verschlechterung auf einer Skala zur Bewertung des Schweregrads der Krankheit. Im Gegensatz dazu verschlechterte sich der Zustand der Placebo-Gruppe um drei Punkte. Trotz der vielversprechenden Ergebnisse sind weitere Studien erforderlich, insbesondere wegen der starken Nebenwirkungen von Lixisenatid.
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Ein weiterer Durchbruch könnte durch den Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) in der Früherkennung von Parkinson erzielt werden. KI-Systeme sind in der Lage, Bewegungs-, Sprach- und Atemmuster zu erkennen, die auf die Krankheit hinweisen könnten. So haben Bewegungssensoren, die am Handgelenk getragen werden, in einer britischen Studie bis zu sieben Jahre vor der klinischen Diagnose Anzeichen für Parkinson gezeigt. Auch die KI-gestützte Analyse gesprochener Sprache und nächtlicher Atemmuster könnte zur Früherkennung und zum Monitoring der Krankheit beitragen.
Prof. Dr. Alexander Storch, 2. Vorsitzender der DPG, stellte innovative Technologien vor, die die Therapie von Parkinson-Patienten verbessern könnten. Dazu gehören App-gestützte Sensoren, Rückenmarkstimulatoren und Stammzelltransplantationen. Diese Ansätze stehen kurz vor weitergehenden klinischen Forschungsaktivitäten. Insbesondere Neuroprothesen könnten bald die typischen Gangstörungen von Parkinson-Patienten verbessern. Die Stammzelltherapie zeigt ebenfalls ermutigende Ergebnisse. Zudem könnten Monitoring-Strategien, die eine lückenlose Dokumentation von Parkinson-Symptomen ermöglichen, die Behandlung optimieren.
Prof. Dr. Kathrin Brockmann, 3. Vorsitzende der DPG, betonte die Bedeutung der genetischen Forschung. Technische Fortschritte haben die Untersuchung genetischer Ursachen vorangetrieben. Das Wissen über zelluläre Stoffwechselwege, die durch Mutationen gestört sind, ermöglicht es, gezielt in den Krankheitsprozess einzugreifen. Die Hoffnung besteht darin, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen oder gar zu stoppen.
Die DPG-Konferenz zeigte, dass die Parkinson-Forschung an einem Wendepunkt steht. Die Kombination aus medikamentösen Ansätzen, technologischen Innovationen und genetischer Forschung eröffnet neue Wege, um die Lebensqualität von Betroffenen zu verbessern und langfristig eine Heilung zu erreichen. Die kommenden Jahre werden zeigen, inwieweit diese vielversprechenden Ansätze in der Praxis umgesetzt werden können und welche Rolle sie in der Standardtherapie von Parkinson einnehmen werden.
Die DPG unterstützt die Forschung und informiert über Fortschritte in der Behandlung von Parkinson. Mit der Parkinson Stiftung und durch Spenden finanziert, arbeitet sie daran, die Erforschung der Krankheit voranzutreiben. Die von der Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen präsentierten Fortschritte sind ein Hoffnungsschimmer für Patienten und ihre Angehörigen und zeigen, dass der Kampf gegen Parkinson auf vielen Ebenen geführt wird. Mit jedem neuen Erkenntnisgewinn rückt das Ziel, diese herausfordernde Krankheit zu beherrschen, ein Stück näher. (uh)