Lieferzeiten und Preise

Die Markttrends bei den Passiven

22. Juli 2019, 14:01 Uhr | Engelbert Hopf
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Business as usual

Markt&Technik
Annette Landschoof, Schukat electronic »Es könnte kritisch werden, wenn die Lagerbestände in der Distribution in der zweiten Jahreshälfte bereits abgebaut sind und der Bedarf in den nächsten Monaten wieder anzieht.«
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Annette Landschoof, Produktmanager Kata­log­redaktion bei Schukat electronic, nimmt mit der Entspannung und dem zurückkehrenden „Business as usual“ wieder den beginnenden Kampf um den Kunden wahr. War die erste Jahreshälfte 2019 in ihren Augen noch von Unsicherheiten wie einem eventuellen harten Brexit und dem USA-China-Wirtschaftskonflikt beeinflusst, geht sie nach vielen Gesprächen mit Herstellern davon aus, dass sich die Marktsituation in der zweiten Jahreshälfte 2019 wieder verbessert.

»Die Läger bei den Kunden sollten aufgebraucht sein und die Distribution ihren hohen Lagerbestand noch nicht veräußert haben«, so ihre Einschätzung. Kritisch könnte es jedoch dann werden, wenn auch die Distribution bei ihrem Lagerabbau bereits weit fortgeschritten sein sollte und der Bedarf in der zweiten Jahreshälfte 2019 wieder anziehen sollte.

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Olaf Lüthje, Vishay Passives »Auch in der jetzigen, etwas entspannten Marktsituation ist eine weitsichtige und mittel- bis langfristige Vorschau der Bedarfe unerlässlich, um eine Situation wie 2017/18 zu vermeiden.«
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Für Jean Quecke, Sales Director (IPE) Central Europe bei Future Electronics, läuft das Jahr bisher auf einem niedrigeren Niveau als 2018. »Es war speziell in der ersten Jahreshälfte geprägt durch hohe Lagerbestände bei Kunden und Unsicherheit, die sich am einfachsten als Trump-Effekt beschreiben lassen.« Inzwischen laufen nach seinen Angaben bei vielen Kunden Produktionssteigerungen von bis zu 20 Prozent an. »Je nach Segment fallen diese Steigerungen durchaus unterschiedlich aus; da es in Deutschland derzeit aber ein zurückhaltendes Bestellverhalten gibt, könnte es zu einem Staueffekt Ende des 3. Quartals, Anfang des 4. Quartals dieses Jahres kommen.«

Für den einen oder anderen überraschend dürfte sicher auch die Tatsache sein, dass die Preise in den letzten Monaten zwar wieder etwas nachgegeben haben, sich aber noch nicht auf dem Niveau der Vor-Allokations-Zeit befinden, wie auch Landschoof bestätigt: »Die Hersteller sind nun bedacht, die Serien kostendeckend auf dem Markt anzubieten und dabei den Invest der neuen Maschinen zu berücksichtigen.« Eine Einschätzung, die auch Broda teilt: »Es ist festzustellen, dass sich die Preise wieder nach unten bewegen, jedoch ist das Niveau aus der Zeit vor den Lieferengpässen noch nicht erreicht«.

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Dietlind Vinson, Arrow EMEA »Wir sehen beim Thema Downsizing ein eher gemischtes Bild. Für neue Projekte kann das sicher gelten, aber hier in Europa würde ich das nicht als generellen Trend sehen.«
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Wie Lüthje in diesem Zusammenhang erläutert, »passt sich die Preisentwicklung für viele Standardprodukte den geänderten Bedarfen an, soweit es die Material- und Herstellungskosten zulassen«. Leicher verweist darauf, dass die Preise zwar bei volatilen passiven Commodities gesunken sind, es aber viele Bereiche passiver Bauelemente gäbe, bei denen die Preise auch 2017/18 nur wenig gestiegen seien. »Wir sehen aktuell eine weiterhin hohe Nachfrage am Markt, die sich in einer entsprechenden Preisstabilität niederschlägt.«

Vissing macht deutlich, dass Preiserhöhungen in der angespannten Liefersituation der letzten zwei Jahre vor allem Kunden zu spüren bekommen hätten, die sich vorwiegend bei Bauelemente-Distributoren mit Ware versorgen. »Im Direktkundengeschäft vereinbaren wir die Preise dagegen mittel- und langfristig und schaffen damit für beide Seiten Planungssicherheit.« Er bestätigt aber auch, dass in Neuverhandlungen höhere Material- und Energiepreise zu moderaten Preiserhöhungen für unsere Bauelemente geführt haben.

Bleibt die Frage: Was bringt die Zukunft? Setzt sich die Delle in der wirtschaftlichen Entwicklung fest oder sorgen global geltende Mega­trends dafür, dass sich die Situation der Lieferkette in den nächsten Monaten wieder deutlich verschlechtert? In diesem Zusammenhang ist natürlich auch klar, dass eine Allokations-Situation für die Hersteller passiver Bauelemente nicht per se schlecht sein muss. Broda schließt deshalb nicht aus, »dass eine von den Herstellern künstlich herbeigeführte Verknappung die Liefersituation in den nächsten Monaten wieder verschärfen könnte«.

Bei Taiyo Yuden sieht man nach Auskunft von Sauer durchaus wieder Anzeichen für einen höheren Auftragseingang: »Ob dies wieder zu Lieferengpässen führen wird, bleibt noch abzuwarten. Entscheidend wird jedoch die Bedarfsentwicklung in Asien sein; ganz besonders gilt das für chinesische Konjunkturprogramme.« Auch Landschoof ist sich angesichts der Tatsache, dass MLCCs und SMD-Kondensatoren weiterhin hohe Lieferzeiten oder Wiederbeschaffungszeiten aufweisen, sicher, »dass, sobald die Bedarfe mit den neuen Applikationen und Märkten wieder anziehen, es zu Lieferengpässen kommen wird«.

Zu diesen Applikationen und Märkten könnten nach Einschätzung von Lüthje der Anlauf der 5G-Installationen sowie die nach wie vor konstant steigende Elektrifizierungsquote im Automobilbereich sorgen, etwa in Form von ADAS, HEV, LED oder 48-V-Bordnetz. Im Industriebereich könnte das für IIoT, Smart Home und Automation gelten, steigen die Bedarfe hier doch kontinuierlich.

Leicher wendet ein, dass 5G zwar derzeit in aller Munde sei »und es viele Entwicklungsprojekte gibt, allerdings kommt der große Rollout in der Telekommunikations-Infrastruktur erst ab 2020«.

Vinson weist darauf hin, »dass sich entsprechende Prognosen in den letzten Monaten immer wieder um ein Quartal verschoben haben.« Sie rechnet deshalb vorerst nicht mit einer Veränderung der aktuellen Lieferzeiten. In Queckes Augen würde ein Impuls reichen, ob es nun 5G, Automotive, IoT, Connected Health oder Ähnliches ist. »Allein schon eine Einigung zwischen den USA und China würde genügen, um den Trigger Asien wieder zu stimulieren«!


  1. Die Markttrends bei den Passiven
  2. Business as usual
  3. Branchenbarometer
  4. Aktuelle Liefersituation aus Sicht der Einkäufer

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