Quarze und Oszillatoren

Was ihre Faszination ausmacht

18. März 2019, 11:16 Uhr | Heinz Arnold
Verschiedene Schwingquarze, von klein bis groß. Ganz rechts ist ein Quarzoszillator zu sehen.
© Stefan Riepl

Zahlreiche Unternehmen, die Quarze und Oszillatoren entwickeln, tun das nach wie vor in Deutschland – und gehen an die Grenzen des physikalisch Möglichen.

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Christian Dunger, WDI: »Die Beratung steht am Anfang, eben weil bei den Kunden das Wissen um die Produkte verloren gegangen ist. Die Logistik kommt erst danach, in der Standard-Distribution ist es umgekehrt.«
© WDI

Ein typisches Distributionsgeschäft ist es nicht, macht aber großen Spaß«, sagt Christian Dunger, Vorstandsvorsitzender von WDI. Dass die Quarze und Oszillatoren nach wie vor faszinieren, könnte manchen durchaus überraschen: Zwar blühte das Geschäft mit Schwingquarzen in Deutschland, von hier gingen wesentliche technische Impulse aus. Im Großraum Heilbronn/Neckarbischofsheim hatten sich zahlreiche Pioniere und Hersteller dieser Produkte angesiedelt. Doch die glorreichen Zeiten des „Crystal Valley“ sind schon seit mehr als zwei Jahrzehnten vorbei. Damals wanderte die Fertigung zu großen Teilen nach Asien ab.

Inzwischen werden die Taktgeber auch technisch eher stiefmütterlich behandelt. Die Analogtechnik gilt als schwierig und wenig attraktiv, die Hochfrequenztechnik erst recht. An den Universitäten wird der Stoff kaum noch gelehrt, tieferes Wissen um Quarze und Oszillatoren ist bei den Elektrotechnikern, die heute die Universitäten verlassen, meist nicht vorhanden.

Doch genau das bringt für Christian Dunger den Spaß: »Der Beratungsbedarf ist sehr hoch, jeder Einsatz hat seine Besonderheit, diese Produkte lassen sich nicht einfach wie Standardwiderstände verkaufen.« Deshalb seien die Quarze und Oszillatoren eben keine typischen Distributionsprodukte: »Die Beratung steht am Anfang, eben weil bei den Kunden das Wissen um die Produkte verloren gegangen ist. Die Logistik kommt erst danach, in der Standard-Distribution ist es umgekehrt.«

Ebenfalls ein Quarz- und Oszillatoren-Enthusiast ist Roland Petermann, Geschäftsführer von Petermann Technik. Er beschäftigt sich seit 1988 eingehend mit dem Thema und stellt fest, dass das Wissen der Anwender kontinuierlich gesunken ist. Was für Firmen wie Petermann Technik aber eine gute Nachricht sei, denn umso mehr sind sowohl die kleinen und mittelgroßen Firmen aus dem typischen deutschen Industriemarkt als auch die Anwender in den großen Konzernen auf Beratung und Unterstützung angewiesen.

Ganz ähnlich sieht dies Rüdiger Zahn, Geschäftsführer von Auris, der ebenfalls auf eine langjährige Erfahrung im Sektor der Quarze und Oszillatoren zurückblicken kann: »Das Wissen in diesem Bereich wird nur noch selten gelehrt, bei den Entwicklern ist nicht viel davon präsent. Oft meinen die Anwender, über ausreichend Wissen um die vermeintlich wenig anspruchsvollen Elemente der Schaltung zu verfügen, dann passiert ein Fehler und plötzlich ist das echte Fachwissen gefragt.«

Denn auch bei großen Anwendern gibt es häufig in den Entwicklergruppen nur noch einen einzigen Analog-Experten, der sich um alles kümmern soll und die Suppe schließlich auslöffeln muss, wenn etwas schief geht. Etwa wenn ganz zum Schluss festgestellt wird, dass nur noch wenig Platz auf der Leiterplatte für einen Quarz vorhanden ist. Eine passende Bauform ist schnell gefunden. »Aber wenn sich herausstellt, dass dann eben keine Frequenz von 8 MHz mehr möglich ist, sondern nur noch 16 MHz, dann wird es ernst«, weiß Zahn. »Mit diesen Problemen umzugehen ist für uns Tagesgeschäft.«

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