Forum Stromversorgungs-Distribution

»In Zukunft könnte es durchaus zu Preiskämpfen kommen«

25. November 2024, 16:00 Uhr | Engelbert Hopf
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Fortsetzung des Artikels von Teil 3

Entwickler entwickeln wieder, aber was?

Während der Corona-Pandemie war der Großteil der Entwickler im Elektronikbereich damit beschäftigt, neue, alternative Bauteile zu prüfen und freizugeben, um die Produktion am Laufen zu halten; klassische Entwicklungsarbeit trat in dieser Zeit in den Hintergrund. Nach dem Ende der Corona-Pandemie sollten die Entwickler nun eigentlich wieder die Zeit haben, sich ihrer wichtigsten Aufgabe zu widmen, der Entwicklung neuer Geräte; nur darüber, was wirklich neu ist, darüber gehen die Ansichten bei den Diskussionsteilnehmern durchaus auseinander.

So hapert es aus Sicht von Jochen Krause, Hy-Line Technology, im Stromversorgungsbereich durchaus an neuen Produkten. »Wenn ein Kundengerät neu entwickelt wird, dann kommt da ein größeres Embedded-Board rein und ein leistungsstärkerer Prozessor, aber bei der Stromversorgung greift man häufig auf bisher verwendete Geräte zurück.« Klarer Vorteil für den Kunden: Er kennt das Gerät, er hat seine Erfahrungen damit gesammelt, er ist offenbar zufrieden damit, und diese Haltung trägt dazu bei, dass die Varianz im Lager des Kunden minimiert wird. »Wir wundern uns manchmal, dass ein Kunde ein Produkt auch nach zehn Jahren noch ordert«, so Krause, »und dann wird auf Nachfrage klar, dass der Kunde die Stromversorgung über zwei Gerätegenerationen nachgezogen hat«.

Auch Jens Egbers, MEV Elektronik Service, beobachtet diese Entwicklung. »Der Kunde entscheidet sich so, weil aus seiner Sicht alles gut funktioniert hat, EMV-mäßig alles gut ist oder weil das Ganze bereits zertifiziert ist.« Häufig werde eben erst am Ende der Entwicklung auf die Stromversorgung geschaut »und sich dann erst die Frage gestellt, ob es vielleicht doch etwas kleineres und Performance-Stärkeres gibt«. Frank Stocker, Schukat electronic, sieht zwar neue Projekte draußen am Markt, »aber ich sehe keine Projektpipeline, die in der Qualität gefüllt wäre, wie das früher der Fall war«. Für dieses Gap gibt es in seinen Augen eine Erklärung: »Diese neuen Projekte hat man in der Vergangenheit aufgeschoben, jetzt kommen sie wieder neu auf das Tableau und werden im Prinzip neu angefasst.«

Vielleicht muss es aber auch nicht immer etwas Neues sein? »Ich sehe viele Neuentwicklungen, bei denen es sich um die Erweiterung oder Erneuerung von Bestandsgeschäft handelt«, so Krause, »wenn ich da nicht irgendwo einen Technologiesprung drin habe, der entweder ein deutlich kleineres Gerät erfordert, oder eine deutlich performancestärkere Lösung, dann reicht die alte Stromversorgungslösung da oft noch eine Weile hin«. Uwe Saum, Arrow Electronics, sieht beim Tracking der Design-In-Prozesse, dass sich diese in etwa auf dem Niveau des Vorjahres bewegen. »In den letzten Jahren war diese Zahl steigend, was die Zahl der aktuellen Registrierungen angeht, bewegen wir uns konstant auf einem hohen Niveau«.

Aus Sicht von Markus Zemp, Fortec Power Switzerland, gibt es noch ein anderes Gap: »Ich habe eine ganze Reihe von Neuentwicklungen im Bereich von Nachfolgeprodukten, aber es gibt deutlich weniger Anfragen in Richtung strategischer Entwicklung.« Die Leute, die wirklich etwas Neues kreieren wollen, würden den Distributor schon sehr früh an Bord holen, um die Frage zu klären, was der Kunde vielleicht in drei, vier Jahren haben möchte. Dagegen seien die Entwicklungsbemühungen bei Nachfolgegeräten häufig noch von kurzfristigen Änderungen begleitet, »da hat man irgendwo am Markt etwas gesehen, was die die neue Maschine jetzt auch noch können muss, und das verzögert dann leider auch wieder die Bestellungsvergabe an uns«.

Oskar Czechowski, TTI Europe, drückt die Gretchenfrage beim Thema Neuentwicklungen so aus: »Setze ich als Geschäftsführer auf ein Pferd, das schon einmal funktioniert hat, und ich verpasse dem jetzt einfach einen neuen Sattel, oder erfinde ich das Rad wirklich neu und bin dann der nächste Apple mit dem iPhone oder dem iPad?« Der TTI-Manager weist in diesem Zusammenhang darauf hin, »dass die bürokratischen Hürden, um Startup-Unterstützung zu bekommen, im nahen Osten deutlich niedriger sind als hier, aber auch dort stellt man dann eben das ein oder andere Mal fest, dass es länger dauern kann, um wirkliche Neuentwicklungen auf den Weg und in den Markt zu bekommen«.

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