Kommen wir zur Liefersituation zurück und zu den Fertigungskapazitäten, die im Bereich passiver und aktiver Bauelemente seit zwei Jahren aufgebaut werden. Machen sich diese nach Ihrem Empfinden bereits am Markt bemerkbar?
Ich würde sagen, noch nicht wirklich. Es ist jedoch zu beobachten, dass sich der Markt für Unterhaltungselektronik in Asien abzuschwächen beginnt. Ich gehe davon aus, dass sich die dadurch zusätzlich frei werdenden Kapazitäten Ende dieses Jahres signifikant am Markt bemerkbar machen werden. Sollte sich, wie ich bereits erläutert habe, parallel dazu generell die Konjunktur abschwächen, kann ich mir gut vorstellen, dass wir im nächsten Jahr eine Trendwende sehen werden, was die Verfügbarkeit und die Preise vieler passiver Komponenten angeht.
Welche Konsequenzen haben diese Preissteigerungen auf Ihre Gerätepreise? Haben Sie Ihre Preise bereits angepasst? Ist mit einer nochmaligen Preiserhöhung in diesem Jahr zu rechnen?
Wir haben zum 1. Dezember 2021 unsere Preise um 6 bis 8 Prozent erhöht. Mit dieser Preiserhöhung haben wir im Wesentlichen auf die gestiegenen Komponenten- und Materialpreise, aber auch auf die gestiegenen Logistikkosten reagiert. Inzwischen kommt das Währungsthema dazu. Wir sourcen und fertigen überwiegend in Asien, das ist Dollar-Raum. Aktuell ist der Euro auf Parität zum Dollar gefallen. Er könnte auch noch weiter fallen. Wir erzielen rund 70 Prozent unseres Umsatzes über die Distribution. Für die gelten Dollar-Preise. Wenn es hier in Europa um neue Rahmenverträge mit Direktkunden geht, suchen wir das Gespräch, da wir diese Euro-Schwäche nicht in unseren Kalkulationen auffangen können.
Zweieinhalb Jahre Corona-Pandemie waren eine bislang einmalige Herausforderung. Hat sich das nachhaltig auf die Produktentwicklung und die Markteinführung neuer Produkte niedergeschlagen?
Punktuell werden wir ja mit relativ kurzfristigen Abkündigungen von Komponenten konfrontiert. Neuprodukte sind davon aber eigentlich nicht betroffen. Wir investieren jedoch seit 2021 R&D-Ressourcen in den Ausbau unserer Bauteil-Bibliothek an qualifizierten Komponenten, um für jedes Bauteil zusätzliche Sourcen verwenden zu können. Zwar wird dadurch Personal gebunden, wir verringern dadurch aber das Risiko von Lieferengpässen für uns und unsere Kunden. Ich würde sagen: Eine Auswirkung auf Neuprodukte hinsichtlich verzögerter Markteinführungen sind durchaus sichtbar, sie bewegen sich aber im Rahmen von nur einigen Monaten.
Gibt es aktuell eigentlich einen Anwendungsbereich, der trotz der sich verändernden Rahmenbedingungen immer noch Optimismus ausstrahlt?
Ja, den gibt es: Alles, was mit erneuerbaren Energien zu tun hat, also der Abwendung von fossiler Energie hin zu erneuerbarer Energie, befindet sich in einer Art Goldrausch! Da steppt regelrecht der Bär! Alles, was mit Energiespeichern, Mobility und Ladeinfrastruktur zu tun hat, geht derzeit durch die Decke! Es gibt also durchaus Anwendungsbereiche für Stromversorgungsspezialisten, die nicht nur den aktuellen Widernissen der Geopolitik und Wirtschaftspolitik trotzen, sondern sich aktiv um die Lösung einer der wohl größten Herausforderungen der nächsten Jahre und Jahrzehnte bemühen.