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»Die Photonik-Industrie lässt die Corona-Pandemie hinter sich«

24. Januar 2022, 14:00 Uhr | Nicole Wörner
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Wenko Süptitz, Spectaris: »Die Nachfrage nach Photonics Made in Germany ist weltweit groß: Über 70 Prozent der Laser, Lichtwellenleiter, Objektive und integrierten optischen Systeme werden mittlerweile exportiert.«
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Die deutsche Photonik-Industrie glänzt im abgelaufenen Jahr 2021 mit neuen Umsatz- und Wachstumsrekorden. Wenko Süptitz vom Industrieverband Spectaris blickt zurück und voraus.

Wenko Süptitz, Fachverbandsleiter Photonik im Industrieverband Spectaris:

»Im Jahr 2020 musste die Wachstumsbranche Photonik erstmals nach einer Dekade kontinuierlichen Wachstums in Deutschland einen leichten Umsatzrückgang von 1,1 Prozent verzeichnen. Aber es benötigte nur ein Folgejahr mit einem satten Umsatzplus von 14 Prozent auf nun fast 46 Milliarden Euro, um diese Delle im Wachstumspfad mehr als wettzumachen. Für die kommenden Jahre zeigt eine im Auftrag von Spectaris erstellte Prognose des Beratungsunternehmens Tematys ein weiteres jährliches Wachstum von durchschnittlich 6,5 Prozent pro Jahr, was im Jahr 2025 einen Photonikbranchenumsatz von fast 60 Milliarden Euro in Deutschland erwarten lässt.

Gemäß Hochrechnungen von Spectaris...

...wird dabei die Beschäftigtenzahl von 167.000 Mitarbeitern im Jahr 2021 auf zirka 181.000 Mitarbeiter 2025 anwachsen. Dies ist ein durchschnittliches Beschäftigtenwachstum von 2,5 Prozent pro Jahr.

Was grundsätzlich als eine sehr wünschenswerte...

...volkswirtschaftliche Entwicklung anzusehen ist, stellt die Unternehmen aktuell vor nicht geringe Herausforderungen. Für die große Mehrzahl der produktiven Tätigkeiten in der Photonikindustrie werden qualifizierte Fachkräfte und auf photonische Technologien spezialisierte Hochschulabgänger benötigt, die auf dem aktuellen Arbeitsmarkt kaum und nur schwer zu finden sind. Ein Mix aus Nachwuchsförderung, Umsteigungsqualifizierung und Fachkräfte-Immigration kann die Situation entspannen, benötigt jedoch mehr Zeit, als die aktuellen Marktanforderungen zulassen. Industrieverbände wie Spectaris unterstützen hier die Unternehmen mit Informationsangeboten und Marketingaktivitäten.

Produkte der deutschen Photonik-Industrie...

...werden insbesondere in der industriellen Fertigung – Stichwort Industrie 4.0 –, in der Medizintechnik und in der Messtechnik nachgefragt. Die Nachfrage nach Photonics Made in Germany ist weltweit groß. Über 70 Prozent der Laser, Lichtwellenleiter, Objektive und integrierten optischen Systeme werden mittlerweile exportiert. Größter Abnehmer ist die Volksrepublik China, gefolgt von den USA und europäischen Staaten. Auch beim Import von Photonik-Produkten liegt China vor den USA. Die starke internationale Verflechtung von Wertschöpfungsketten macht die Photonik-Branche dabei sensibel gegenüber Störungen der Logistik, wie sie im Jahr 2021 vermehrt auftraten. Neue Einkaufswege werden von den Photonik-Unternehmen daher verstärkt gesucht und geprüft.

Auch wenn Corona kaum Auswirkungen...

...auf das Gesamtbild der Photonik als Wachstumsbranche hat, führen die Pandemie und ihre Auswirkungen zu einer unterschiedlichen Dynamik in verschiedenen Anwendungsfeldern. Insbesondere die optische Nachrichtentechnik verzeichnet durch den weltweiten Trend zur Telearbeit ein überdurchschnittliches Plus, während sich die Automobilbranche aufgrund temporär geringerer Investitionsvolumen relativ schwach als Absatzmarkt für Photonik-Produkte entwickelt hat.

Perspektivisch verspricht die Automobilindustrie jedoch,...

...sich als ein besonders attraktiver Photonik-Anwendermarkt dynamisch weiterzuentwickeln – nicht zuletzt durch die starke Zunahme der optischen Sensorik in Fahrzeugen. Insbesondere Lidar-Systeme werden zunehmend in Fahrzeugen zur autonomen Steuerung eingebaut, jedoch nicht nur dort. Dank Lidar entstehen digitale Twins von Produkten bis hin zu ganzen Städten – bestes Beispiel dafür ist Köln. Und nicht zuletzt das Metaversum, dessen Realisierung unter anderem Mark Zuckerbergs neu aufgestellter Konzern Meta vorantreibt, macht die Photonik auch für die kommenden Jahre zum festen Bestandteil von faszinierenden Zukunftsvisionen.«

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