Am 1. Januar 2023 ist das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz in Kraft getreten. Grundsätzlich ein guter Schritt, doch nach Überzeugung des Industrieverbandes Spectaris brauchen vor allem KMUs deutlich mehr Unterstützung bei der Umsetzung.
So begrüßt Spectaris zwar, dass die Bundesregierung mit dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz für Unternehmen mit mehr als 3000 Beschäftigten anstrebt, international mehr Verantwortung für die Themen Menschenrechte und Umweltschutz zu übernehmen. Allerdings bestehe weiterhin deutlicher Nachbesserungsbedarf.
»Es ist bedenklich,...
...dass allein die Unternehmen die Verantwortung für die Einhaltung von Sorgfaltspflichten tragen und die KMUs über die Maßen vom bürokratischen Aufwand betroffen sind«, sagt der Spectaris-Vorsitzende Ulrich Krauss. Unternehmen könnten alleine keinen internationalen Standard setzen, das gehe nur mit staatlicher Unterstützung. »Die Wirkung des Gesetzes wird verpuffen, wenn die Bundesregierung nicht auch selbst auf die Einhaltung sozialer Mindeststandards in den Sourcing-Staaten hinwirkt«, so Krauss weiter. »Sie kann dies mit entwicklungspolitischen Anreizen verbinden und damit vermeiden, dass der Tiger zahnlos bleibt und nicht mehr als eine weitere Berichtspflicht entsteht.«
Nach Überzeugung des Spectaris-Verbands...
...müsse die Politik auch die schwierige Lage kleiner und mittelständischer Unternehmen beim Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz anerkennen und gegensteuern. Eine Studie der EU-Kommission erkannte bereits 2020, dass der relative Verwaltungsaufwand von KMUs rund fünfzehn Mal größer ist als bei größeren Unternehmen. Darüber hinaus können KMUs aufgrund des großen administrativen Aufwands unter den strengen vertraglichen Nachweisverpflichtungen leiden, die ihnen von großen Firmenkunden auferlegt werden, ohne dass sie selbst originär vom Anwendungsbereich des Gesetzes erfasst sind.
Bereits jetzt sehen sich kleine und mittlere Unternehmen...
...als Teil der Lieferketten von großen Unternehmen mit vielseitigen Nachweis- und Berichtspflichten und einem entsprechenden administrativen Aufwand konfrontiert. Häufig müssen mehrfach verschiedenste Daten pro Kunde über verschiedene Portale gemeldet werden. Hinzukommt, dass KMU oft nicht über den nötigen Einfluss verfügen, um die erforderlichen Informationen von ihren Partnern in der Lieferkette zu erhalten, insbesondere wenn ihre Lieferkette international verzweigt ist oder zentral eingekauft wird. »Diesem Umstand muss die Bundesregierung durch weitere Unterstützungsangebote und Ausnahmeregelungen Rechnung tragen«, fordert Krauss. »Nur dann können die Unternehmen einem weiteren Anliegen der Bundesregierung nachkommen, nämlich, ihre Lieferketten und Geschäftsaktivitäten zu diversifizieren.«