Die AMS Technologies AG wandelt sich vom reinen Produkt-Distributor zum technologieorientierten Lösungsanbieter. CEO Jan Meise erklärt, wie Beratung, Systementwicklung und Fertigung den Vertrieb ergänzen – und welche neuen Perspektiven das für Hersteller und Anwender schafft.
AMS Technologies hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend verändert. Ursprünglich als Distributor für elektronische und optische Komponenten gestartet, richtet das Unternehmen sein Geschäftsmodell inzwischen konsequent auf individuelle Systemlösungen aus. Unter dem Leitbild »Distribution Plus« kombiniert AMS heute die klassische Vertriebsfunktion mit technischer Beratung, Entwicklung und Fertigung – inklusive Subcontracting für High-Mix-Low-Volume-Anwendungen. Damit schafft sich das Unternehmen ein Alleinstellungsmerkmal, auf dem es weiter aufbauen will. »Im photonischen Bereich gibt es kaum klassische Contract Manufacturer«, unterstreicht Jan Meise, CEO von AMS Technologies. »Das machen wir – inklusive Weiterentwicklung in der Serienfertigung.«
Meise sieht in dieser strategischen Ausweitung keinen Bruch, sondern eine logische Weiterentwicklung: »Wir bleiben Distributor – auch in der Rolle als Systemintegrator. Dadurch eröffnen wir Herstellern neue Marktchancen, ohne in Konkurrenz zu ihnen zu treten. Gleichzeitig ermöglichen wir Anwendern maßgeschneiderte Lösungen, die es bislang so nicht gab oder deren Entwicklung inhouse zu aufwändig wäre.«
AMS Technologies versteht sich als Vermittler zwischen Herstellern und Kunden. Als Distributor ist das Unternehmen eng an die technologische Entwicklung angebunden – ein Vorteil, den es gezielt nutzt, um Komponenten nicht nur zu vertreiben, sondern auch in kundenspezifische Systeme zu integrieren. Das technische Know-how in den Bereichen optische Technologien, Thermalmanagement und Leistungselektronik bildet dabei die Grundlage. Mit der Übernahme von neoLASE Anfang 2024 hat das Unternehmen seine Kompetenzen weiter gestärkt. Das auf Freistrahl-Amplifier – also Laser-Verstärker – für die Wellenlängen 1030 und 1064 Nanometer spezialisierte Unternehmen ergänzt das bestehende Portfolio ideal. »Damit können wir photonische Gesamtsysteme anbieten – inklusive Lasern, Verstärkern, Steuerung, Regeltechnik und passendem Thermalmanagement«, so Meise.
Auch wenn AMS Technologies heute viele Funktionen eines Systemintegrators übernimmt, sieht sich das Unternehmen nach wie vor als Dienstleister – nicht als OEM oder reiner Entwicklungsbetrieb. »Unsere Rolle hat sich erweitert, aber sie ist aus der Distribution gewachsen. Wir beraten, entwickeln, montieren – je nachdem, was unsere Kunden brauchen«, führt Meise aus. Diese Flexibilität sei ein Alleinstellungsmerkmal: Kunden könnten einzelne Komponenten beziehen, Systemintegration outsourcen oder auch Komplettlösungen bei AMS beauftragen. Dabei setzt das Unternehmen auf modulare Baukästen, die sich individuell anpassen lassen. Das ermöglicht kurze Entwicklungszyklen und schnelle Markteinführung – auch bei geringen Stückzahlen. Mit dem Aufbau eines modularen Technologie-Baukastens im Bereich Thermalmanagement beispielsweise hatte AMS bereits vor zehn Jahren begonnen. Inzwischen lässt sich diese Logik auch auf photonische Systeme übertragen. »Wir können Seeder und Verstärker je nach Bedarf kombinieren und nahezu jedes Kundenkonzept flexibel umsetzen«, erläutert Meise. Die Verbindung mit dem bestehenden Distributionsportfolio schaffe zusätzliche Optionen – etwa für Upgrades bestehender Systeme.
Ein zentraler Mehrwert des Unternehmens liegt in der Fähigkeit, hochkomplexe Systeme in kleinen Stückzahlen wirtschaftlich und präzise zu fertigen. Viele Kunden finden sich Meises Überzeugung zufolge genau in dieser Marktnische: zu speziell für Massenfertiger, zu aufwändig für interne Abwicklungen. AMS punktet hier durch tiefes technisches Verständnis und manuelle Fertigungskompetenz – insbesondere bei anspruchsvollen Themen wie optischem Alignment oder Thermalmanagement. Die Zertifizierungen nach ISO 9001, ISO 14001, JOSCAR, AEO und zukünftig auch ISO 13485 schaffen zudem Rechtssicherheit für Kunden. »Gerade kleinere Unternehmen können diesen Aufwand kaum abbilden«, so Meise. Auch die lückenlose Rückverfolgbarkeit stärke Qualität, Compliance und Wissenstransfer. »Wir können in unserer voll vernetzten IT-Landschaft jederzeit per Mausklick nachvollziehen, in welcher unserer Lösungen wir welche Komponenten verbaut haben. Damit ist in unseren ERP- oder PLM-Systemen ein stetig wachsender Erfahrungsschatz hinterlegt, auf den wir in neuen Projekten zugreifen und schneller zu praktikablen Lösungen kommen können. Auch für Compliance und Qualitätsmanagement ist diese komplette Dokumentation unverzichtbar.«
Angesichts wachsender Nachfrage plant AMS Technologies den Ausbau seiner Standorte in Hannover und Polen sowie zusätzliche Neueinstellungen. Die digitale Transformation spielt dabei eine zentrale Rolle. »Wir bedienen rund 2500 Kunden pro Jahr und erzielen 35 Millionen Euro Umsatz – ohne Digitalisierung ist die Komplexität nicht zu bewältigen«, sagt Meise. Noch wichtiger sei jedoch die Entlastung der Mitarbeiter: »Digitale Tools ermöglichen es ihnen, sich stärker auf den Kundendialog zu konzentrieren.« Dazu setzt das Unternehmen auf durchgängige digitale Prozessketten, Cloud-basierte Dienste und automatisierte Datenerfassung – sowohl zur Vermeidung von Fehlern als auch zur effizienteren Nutzung von Erfahrungswerten.
Die Entwicklung bei AMS Technologies ist längst nicht abgeschlossen. »Wir wachsen in der Distribution, bauen aber gleichzeitig unsere Beratungs- und Integrationskompetenz aus«, so Meise. Digitalisierung und Modularisierung seien dabei Werkzeuge, keine Selbstzwecke. Entscheidend bleibe der Mehrwert für die Kunden – ob in Form einzelner Bauteile, kompletter Systeme oder umfassender Unterstützung auf dem Weg zur marktfähigen Lösung.