Multilaterale Herausforderungen für EMS

Weltweite Lieferketten auf dem Prüfstand

17. September 2020, 11:22 Uhr | Karin Zühlke
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Materialkette „Global vs. local“

Allerdings unterstreicht Weber auch die Herausforderungen, die sich in puncto Materialversorgung durch die Corona-Krise ergeben haben: »Es musste ein besonderer Fokus auf die Materialversorgung gelegt werden, viele proaktive Maßnahmen eingeleitet werden, um die Versorgung sicherzustellen und kontinuierlich ein sehr enger Dialog über die komplette Supply Chain geführt werden.« Große Bedeutung misst Weber in diesem Zusammenhang den Echtzeitinformationen zu. »Wir haben uns in den vergangenen Monaten täglich mit unseren Lieferanten und Kunden über die aktuelle Liefersituation abgestimmt.«

Bei Sanmina wurde der Status der wichtigsten Lieferanten nach Auskunft von Michael Ackers sogar stündlich überwacht und die Kunden regelmäßig informiert. Ein Notfallplan für den Frachtbereich kam zum Tragen, um die geringeren Frachtkapazitäten zu Beginn der Pandemie abzufangen.

Hasler berichtet für sein Unternehmen u.a. von einer Neuregelung des Warenflusses und der Erfordernis des „Micromanagements“ von Abstimmungs- und Freigabeprozessen.

Weber_Johann
Johann Weber, Zollner Elektronik: »Die zu intensive Globalisierung sollten wir noch einmal überdenken und herausfinden, wo wir unseren Bedarf besser lokal decken, um die Supply Chain zu stabilisieren. Es geht um einen gesunden Mix aus globalen und lokalen Lieferbeziehungen, der die Supply Chain weniger verletzlich macht.«
© Markt & Technik

Auch wenn sich die Material-Supply-Chain bis auf kurzfristige Bedarfe bestimmter Produkte oder Verfügbarkeit von Transportkapazitäten sukzessive erholt: Sorge bereitet einigen Forumsteilnehmer ein grundsätzliches Dilemma, das die Corona-Krise einmal mehr zutage gefördert hat: die teilweise zu großen Abhängigkeiten von bestimmten Lieferanten und/oder Ländern. »Hier streben wir eine breitere Aufstellung an. Die zu intensive Globalisierung sollten wir noch einmal überdenken und herausfinden, wo wir unseren Bedarf besser lokal decken, um die Supply Chain zu stabilisieren. Es geht um einen gesunden Mix aus globalen und lokalen Lieferbeziehungen, der die Supply Chain weniger verletzlich macht. Ziel ist, dass ein Lieferant im Notfall leichter für den anderen einspringen kann – ähnlich, wie das bei den Zollner-Werken der Fall ist. In der Zukunft sind Alternativen notwendig«, fasst Weber zusammen.

Ähnlich beurteilen dies auch andere Diskussionsteilnehmer, darunter Christoph Antener, Group Director Strategic Sourcing von Katek: »Globale Lieferketten haben sich als fragil gezeigt. Außerdem können schnell Zusatzkosten entstehen, die bisherige Kostenvorteile zunichtemachen. Wir müssen den zukünftigen Supply Chain Fit so ausrichten, dass wir innerhalb der Kosten und Nachhaltigkeit wettbewerbsfähig sind und bleiben. Der Global-Sourcing-Ansatz muss nach Total Cost of Ownership betrachtet und wo sinnvoll auf Local Sourcing umgestellt werden. Die Globalisierung wird aber auch immer einen globalen Supply Chain Fit verlangen, je nach Ausrichtung und Wunsch des Kunden.«

Markt&Technik
Michael Velmeden, cms electronics: »Als Fragestellung bleibt für die Supply Chain: Welchen Wert haben Verträge und wie kann in einer Krise, auch über eine mehrstufige Lieferkette, eine vernünftige und faire Lastenverteilung organisiert und umgesetzt werden?«
© Markt&Technik

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