Bauteileverfügbarkeit vs. Bedarf

Auf Kante genäht

27. Oktober 2017, 9:00 Uhr | Karin Zühlke
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Fortsetzung des Artikels von Teil 4

»Kostenoptimal heute ist nicht gleich kostenoptimal morgen«

Knapp, nicht verfügbar oder ganz abgekündigt – wie lassen sich die Risiken bei der Bauteileauswahl minimieren?

Johann Weber, Vorstandsvorsitzender von Zollner Elektronik, rät, unbedingt darauf zu achten, bei der Entwicklung Komponenten auswählen, die am Anfang ihres Produktlebenszyklus sind. Er empfiehlt, dazu mit weltweiten Bauteile-Datenbanken zu arbeiten. »Die geben auch Aufschluss über Verbotsstoffe und technische Parameter eines Bauteils.« Allerdings sind solche Datenbanken auch sehr teuer und daher für einen kleinen EMS-Dienstleister kaum erschwinglich.

Die Entwickler sind immer mehr darauf getrimmt, kostenoptimale Bauteile einzusetzen. Dass „kostenoptimal heute“ gleich „kostenoptimal morgen“ ist, ist laut Rüdiger Stahl, Geschäftsführer von TQ, oft ein Trugschluss: »Gerade wenn Sie einen modernen Speicherbaustein einsetzen, der auch durch den Konsummarkt getrieben ist, dann sind heute die Bauteile nicht die günstigsten, die am Anfang des Produkt­lebenszyklus stehen, sondern die Teile, die sich voll in der Volumenproduktion befinden. Das heißt, wir müssen umdenken, sodass die Entwickler nicht mehr das Bauteil einsetzen, das HEUTE am kostengünstigsten ist, sondern das, das in einem Jahr das kostengünstigste sein wird, wenn das Produkt in Serie ist.« Auf diesem Weg müssten Entwickler, Einkauf und Lieferanten sehr eng zusammenarbeiten. Aber lässt sich eine solche Strategie auch den Kunden verargumentieren?

Das dürfte wohl schwierig sein, denn Prognosen sind keine verbindlichen Aussagen. Das, so Stahl, sei genau die Herausforderung. Man könne das Restrisiko einer Prognose zum Beispiel dadurch lindern, dass man Alternativen eindesignt. Aber auch das ist ein Kostenfaktor, weil die Bausteine unterschiedlich angesteuert werden. Man kann zwar im Layout oder der Schaltung verschiedene Komponenten vorsehen, muss sie dann aber auch im Treiber vorsehen und qualifizieren. »Das gibt es natürlich nicht kostenlos, und darüber muss man dann offen mit dem Kunden sprechen«, erklärt Stahl. »Wir brauchen das Bewusstsein des Kunden dafür, dass ein solches Vorgehen letztlich weniger Verfügbarkeitsprobleme bringt.«

Eine solche Strategie wird also nicht bei jedem Kunden auf Gehör stoßen, meint Ralf Hasler, Geschäftsführer von Lacon. »Dafür brauchen Sie relativ aufgeklärte Kunden. Wenn Sie es mit den typischen preisgetriebenen Einkäufern zu tun haben, bekommt derjenige EMS den Zuschlag, der bereit ist, das größte Risiko einzugehen.«


  1. Auf Kante genäht
  2. »Monopolistische Strukturen der Hersteller«
  3. Size matters
  4. Die enge Zusammenarbeit mit den Kunden
  5. »Kostenoptimal heute ist nicht gleich kostenoptimal morgen«

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