Bauteileverfügbarkeit vs. Bedarf

Auf Kante genäht

27. Oktober 2017, 9:00 Uhr | Karin Zühlke
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Size matters

Den Ton in der globalen Elektronikfertigung geben große Massenfertigungen wie Foxconn an, die nach Auskunft von Ralf Hasler, Geschäftsführer von Lacon, das komplette Jahresproduktionsvolumen der europäischen EMS-Industrie in einem einzigen Monat hervorbringen. »Das sagt sehr viel über die Wahrnehmung der europäischen Industrie. Mit Lacon bin ich im Low-Volume/High-Mix-Bereich tätig und habe von meinem Einkauf gelernt: Wenn man mit hinreichender Pene­tranz versucht, die Bauteile zu bekommen, dann gelingt das auch. Aber diese Energie muss man erst einmal bereitstellen.« Vor dem Problem stehen nicht nur kleinere (EMS-)Firmen, auch Milliarden-Euro-Unternehmen aus Europa werden mit diesen Spielregeln konfrontiert. Viele dieser Firmen stellen erst in Zeiten der Materialknappheit mit Erschrecken fest, dass sie von einer bestimmten Komponente abhängig sind, von der sie im Jahr beispielsweise 10.000 Stück benötigen. Damit stehen sie erst einmal nicht auf der Prioritätenliste eines Herstellers – auch nicht, wenn sie in Europa zu den erfolgreichen Hidden Champions der Industrie-Szene gehören.

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Roland Hollstein, Grundig Business Systems: »Unsere Supply-Chain für einen Automotive-Kunden war aufgrund von Material-Lieferproblemen unterbrochen. Wir haben unseren Kunden informiert, drei Tage später hatten wir die benötigten Bauteile im Werk.«
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Anders verhält es sich in der Automobilzuliefer-Industrie. Da kann es schon mal helfen, wenn der Elektronik-Dienstleister zur Sicherung der Produktion seinen OEM-Kunden einschaltet, berichtet Roland Hollstein, Geschäftsführer von Grundig Business Systems. »Unsere Supply-Chain für einen Automotive-Kunden war aufgrund von Material-Lieferproblemen unterbrochen. Wir haben unseren Kunden informiert, drei Tage später hatten wir die benötigten Bauteile im Werk.« Das sei aber ein Einzelfall und im Hinblick auf die Gesamtsituation nicht befriedigend, lässt Hollstein durchblicken. Ähnliche Erfahrungen haben allerdings auch andere EMS-Firmen gemacht – zumindest bestätigt Rainer Wagner, Geschäftsleitung Vertrieb und Einkauf von BMK, dass Automotive-Bauteile besser verfügbar sind als Material für den Industrial-Bereich.
 

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Rainer Wagner, BMK: »Wir haben Kunden mit einem Wachstum um hundert bis 400 Prozent; ohne stabile Lieferkette wäre das gar nicht machbar.«
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Wird die europäische Elektronik-Industrie im globalen Kontext bedeutungslos? Davon, so meinen die Forums-Teilnehmer einhellig, sei man sehr weit entfernt: »Wir haben Indus-triezweige, die für den Gesamtkontext extrem notwendig sind – siehe eben die Automobilindustrie.«

Werden die Bauteile knapp, häufen sich automatisch auch die Probleme durch Abkündigungen. Da hilft nur die enge und vor allem frühe Zusammenarbeit in der Supply-Chain mit den Kunden und den Zulieferern, unterstreichen die Diskussionsteilnehmer.


  1. Auf Kante genäht
  2. »Monopolistische Strukturen der Hersteller«
  3. Size matters
  4. Die enge Zusammenarbeit mit den Kunden
  5. »Kostenoptimal heute ist nicht gleich kostenoptimal morgen«

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