Autobauer

Pläne für freiwillige Software-Updates bei KBA eingereicht

31. August 2018, 9:00 Uhr | Von Jan Petermann | dpa
Ein Software-Update wird im Rahmen der Rückrufaktion zum Abgasskandal auf einen Volkswagen Golf mit einem 2,0-Liter-Dieselmotor in einer Volkswagen-Werkstatt geladen.
© dpa | Bildfunk

Kritikern der Autobranche gehen die Angebote der Konzerne zur Lösung der Abgaskrise nicht weit genug. Immerhin versprachen die deutschen Hersteller, auch freiwillig weitere Motor-Software upzudaten. Konnten sie die bis Anfang September gesetzte Frist halten?

Diesen Artikel anhören

Die deutschen Autobauer haben nach eigenen Angaben ihre Konzepte für die zugesagten freiwilligen Updates von Abgas-Software bei älteren Dieselwagen fristgerecht fertiggestellt. Vom 1. September 2018 an will das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) nun prüfen, ob die neuen Programmfunktionen zur besseren Entfernung von Schadstoffen genehmigt werden können. Die Hersteller hatten solche Updates teils selbst angeboten, um den Stickoxid-Ausstoß zu senken.

Aus dem Volkswagen-Konzern hieß es, die Planungen seien in diesem Punkt inzwischen für alle fraglichen Modelle abgeschlossen worden: »Die Anträge zur Prüfung und Freigabe der Software-Updates werden dem Kraftfahrt-Bundesamt fristgerecht bis zum 01.09.2018 eingereicht.« Das Unternehmen ist von der Dieselkrise besonders betroffen – auch in Fahrzeugen der Töchter Audi, Skoda und Seat waren unter anderem beanstandete Reinigungssysteme im Einsatz. Im September 2015 hatten Ermittlungen von US-Behörden die Abgas-Affäre ausgelöst.

VW räumte als bisher einziger Autobauer illegale Manipulationen ein. Das Reizthema erfasste fortan aber die gesamte Branche. Kritiker stören sich vor allem an der Abschaltung der vollen Abgasreinigung in bestimmten Fahrsituationen und an weit höheren Emissionswerten für schädliche Stickoxide auf der Straße als in offiziellen Labortests.

Auch Daimler erklärte, man werde alle versprochenen Software-Updates fristgerecht zum Beginn des Septembers einreichen. Es geht in diesem Fall um drei Millionen Wagen, davon gut eine Million in Deutschland.

In der Gesamtsumme sind auch 690.000 Daimler-Diesel enthalten, bei denen es Hinweise auf unzulässige Abschalteinrichtungen geben soll. Für 280.000 der Autos in Deutschland ordnete Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) einen Pflichtrückruf an. Der Stuttgarter Konzern geht gegen die Aktion etwa beim Kleintransporter Mercedes Vito vor, die monierten Funktionen sind aus seiner Sicht hier nicht unzulässig.

Für knapp 300.000 Fahrzeuge hatte Daimler schon vor dem Diesel-Gipfel im August 2017 ein Software-Update angekündigt. Dieses sei mittlerweile behördlich freigegeben und bei rund 95 Prozent aller Autos auch aufgespielt, erklärte das Unternehmen. Für die übrigen gut 2,7 Millionen Stück sei noch kein Update vom KBA freigegeben.

Bei dem Spitzentreffen von Autobauern und Politik waren verschiedene Maßnahmen für bessere Luft vereinbart worden, unter anderem weitere Software-Updates auf freiwilliger Basis. Teurere und aufwendigere Umbauten an der Hardware von Motor und Abgasanlage bei Pkw, die Umweltschützer, SPD und Grüne fordern, lehnen die Autokonzerne ab. Scheuer hatte zuletzt gesagt, bei schweren Kommunalfahrzeugen zum Beispiel von Straßenreinigung, Müllabfuhr oder Feuerwehr seien solche Umrüstungen aber sinnvoll. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat bis Ende September eine Entscheidung zur Hardware-Frage angekündigt.

BMW berichtete, man habe die Software-Entwicklung bereits zur Jahresmitte termingerecht abgeschlossen und »alle notwendigen Unterlagen beim Kraftfahrt-Bundesamt eingereicht«. Welche Fahrzeugtypen für das Update genau »erreichbar« seien, bestimme nun das KBA auf der Grundlage der Halterdaten. »Um Fehlinterpretationen oder Missverständnissen vorzubeugen, können wir aber vor Festlegung der detaillierten Ermittlung momentan keine finalen Zahlen nennen.«

Im Frühjahr hatte BMW-Chef Harald Krüger eine Panne bei der Abgasreinigung eines Dieselmotors einräumen müssen. Es habe sich dabei aber nicht um Absicht, sondern um einen Irrtum gehandelt: »Uns ist vor einigen Jahren ein Fehler unterlaufen.« Bei 11.700 BMW-Autos sei aus Versehen eine nicht passende Software aufgespielt worden. Das KBA hatte im März den Rückruf der Wagen wegen einer unzulässigen Abschalteinrichtung angeordnet, die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Opel erklärte, bei der Abgabe seines Update-Konzepts ebenfalls pünktlich zu sein. »Opel befindet sich im Zeitplan. Wir haben alle Maßnahmen fristgerecht beim KBA eingereicht«, sagte ein Sprecher. »Für eine große Anzahl der relevanten Fahrzeuge ist die Umrüstung bereits erfolgt.«

Das Bundesverkehrsministerium äußerte sich dazu zunächst nicht. Nach Angaben aus der vergangenen Woche sind von rund 5,3 Millionen Diesel-Autos, die nachgerüstet werden sollen, bislang 4,9 Millionen umgerüstet oder »im Prozess der Umrüstung«. Die Autohersteller hatten zugesagt, bis Ende 2018 für insgesamt 5,3 Millionen Dieselautos Updates bei der Motorsoftware vorzunehmen. Darunter sind aber auch rund 2,4 Millionen Fahrzeuge von VW, die verpflichtend umgerüstet werden mussten.


Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Bericht

Opel drosselt Produktion in Rüsselsheim weiter

Ein Sanitäter berichtet

Wenn Helfer im Notfall nicht durchkommen

Der BMW bekommt Persönlichkeit – dank KI

Intelligent Personal Assistant unterstützt Fahrer ab 2019

Luftreinhalteplan

Frankfurt muss 2019 Dieselfahrverbot einführen

Vector Informatik

PREEvision 9.0 für serviceorientierte E/E-Architekturen

WLTP-Messverfahren

Neuwagen-Boom in Deutschland durch neue Abgastests

Entwicklung zum automatisierten Fahren

BMW Simulationszentrum für reale Fahrsituationen

Bericht

Zehn-Millionen-Euro-Strafe für BMW wegen Abschalteinrichtung

Audi e-tron

Produktionsstart im Werk Brüssel ist erfolgt

Fraunhofer-Projekt zu »Seltene Erden«

Zusammenarbeit für Substitution, Effizienz und Recycling

Klimapolitik der Europäischen Union

Autobauer stellen Einhaltung der Klimaziele in Frage

Ministerium

Keine Anhaltspunkte für Betrug bei VW-Benzinern

Abgasnachbehandlung und NOx-Umwandlung

Effiziente Lkw-Abgastechnik von Continental

Ein Jahr Carsharing-Gesetz

Startsignal oder Symbolik?

WLTP-Zuschlag

Warum die Kfz-Steuer für viele teurer wird

Elektrofahrzeuge von Byton

Testfahrten unter Realbedingungen mit M-Byte-Prototypen

Entwicklung eines gemeinsamen Standards

Chademo und China planen Schnellladesystem

Viel Lärm um nichts

Tesla soll doch an der Börse bleiben

Elektrofahrzeuge fertigen

Kalaschnikow will mit Tesla konkurrieren

E-Carsharing von Volkswagen

»We Share« startet im zweiten Quartal 2019 in Berlin

Hardware-Nachrüstungen bei Dieselautos

Scheuers Hardware-Schachzug beim KBA – und eine Frist

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH

Weitere Artikel zu Adam Opel GmbH

Weitere Artikel zu Volkswagen AG

Weitere Artikel zu BMW AG

Weitere Artikel zu Daimler AG

Weitere Artikel zu Audi AG

Weitere Artikel zu Seat Deutschland GmbH

Weitere Artikel zu Safety und Security

Weitere Artikel zu Fahrzeugkomponenten