Doch die Herausforderung besteht nicht nur darin, »wie sage ich es meinem Kunden«, erläutert Erl, »sondern auch darin, wie man als Hersteller in dieser Situation mit den verschiedenen Fertigungsstätten und Werken umgeht. Stichpunkt: „Never touch a running System.“« Während einige Werke und Produktionslinien, was etwaige Veränderungen durch neue Komponentenfreigaben angeht, flexibler seien, stellen solche kurzfristigen Veränderungen für andere eine große Herausforderung dar.
Und drohen vor dem Hintergrund der angespannten Lieferkette nun, Preiserhöhungen auf die Kunden zuzukommen? »Billiger wird es ganz sicher nicht«, versichert Erl, »die Kosten steigen, Preissenkungen sind da nicht mehr darstellbar«. Das Spektrum der Preiserhöhungen auf der Komponentenseite reicht nach Analysen von TDK-Lambda von 5 bis 50 Prozent. Eine Reihe von Komponentenlieferanten hat damit schon Ende letzten Jahres begonnen. Während die Preiserhöhungen bei einigen Herstellern nur bestimmte Produktlinien oder -typen betreffen, haben andere ihre Preise über das gesamte Produktspektrum hinweg angehoben. Bei TDK-Lambda rechnet man zudem damit, dass ein gutes Dutzend namhafter Hersteller in naher Zukunft ihre Preise erhöhen werden.
Welche Auswirkungen hat das alles auf Stromversorgungshersteller wie TDK-Lambda? »Die Komponentenhersteller und Distributoren haben ihre Buffer-Stocks aufgelöst, sie akzeptieren nur noch klar definierte Orders«, beschreibt Erl den Wandel. »Subcontractors verlangen nach zusätzlicher Unterstützung; wir sind dazu übergangen, beim Sourcing von Komponenten auch auf Mithilfe aus anderen Business-Units von TDK-Lambda zurückzugreifen.«
Abgesehen von den Veränderungen im Bereich der Lieferkette beobachtet Erl auch im klassischen Stromversorgungsgeschäft sich langsam abzeichnende Veränderungen. So war TDK-Lambda das erste Unternehmen, das konfigurierbare Stromversorgungen anbot – ein Marktsegment, das sich lange großer Beliebtheit erfreute und in dem TDK-Lambda als Marktführer agierte. Doch der Markt scheint sich zu verändern. Der Trend geht Richtung Single Front-End, um dann in einem Schritt von der 48-V-Spannungsversorgung über Point-of-Load-Wandler direkt in die Bauteilversorgung vor Ort zu gehen. »Ein technischer Trend weg von der einen, zentralen Stromversorgung, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen«, so Erl, »und auf den wir mit entsprechenden Neuentwicklungen reagieren werden«.
Sehr zufrieden zeigt er sich mit der Annahme der Hutschienen-Stromversorgungen am Markt. »Speziell unsere DRL-Serie ist so gut gelungen, dass wir dafür sogar Lob vom Wettbewerb erhalten«, freut sich Erl. »Wir werden unser Produktangebot in diesem Bereich in Zukunft noch weiter ausbauen.« Besonders erfreulich entwickelt sich auch das Geschäft mit den kompakten, im Vorjahr vorgestellten 3 Zoll x 5 Zoll großen Netzteilen der XMS-Serie. »Wir scheinen damit so etwas wie den neuen Standard für Medizintechniknetzteile auf den Markt gebracht zu haben«, berichtet der TDK-Lambda-Manager.
Ob der jüngsten Neuvorstellung von TDK-Lambda, den 120-W-DC/DC-Wandlern der GQA-Serie, ein ähnlicher Markterfolg bevorsteht, wird die Zukunft zeigen. Mit den voll gekapselten Modulen im Quarter-Brick-Format demonstriert das Unternehmen auf jeden Fall seine Fähigkeit, auch unter den aktuellen Bedingungen seine Roadmap der angekündigten Neuvorstellungen weiterhin konsequent umzusetzen. Die Module arbeiten mit einem Wirkungsgrad von 91,5 Prozent im Betriebstemperaturbereich von –40 bis +105 °C. Sie arbeiten auf der Eingangsseite mit 9 bis 36 V DC und stellen Einzelausgangspannungen von 5, 12, 15, 24, 28 oder 48 V zur Verfügung. Kurzzeitige Spannungsspitzen bis 50 V DC an den Eingängen können ihnen nichts anhaben. Da die Module mit konstanter Schaltfrequenz arbeiten, lassen sie sich einfach entstören.