Die Inspektionswelt hat sich verändert

Was wurde aus der Null-Fehler-Rate?

28. November 2018, 15:40 Uhr | Nicole Wörner
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Fortsetzung des Artikels von Teil 3

Carsten Salewski, Vorstand Vertrieb, Marketing und internationales Geschäft

Carsten Salewski, Viscom: »Es lohnt sich genau hinzuschauen, ob ein 3D-AOI-System mit wenigen Messpunkten eine ideale Lötstelle modelliert oder ob wirklich eine Geometrie vermessen wird.«
Carsten Salewski, Viscom
© Viscom

»In meinen Anfangsjahren bei Viscom hat einer unser erfahrenen Vertriebsleute häufig den Spruch verwendet: „Null-Fehler ist der liebe Gott“. Nun ist der Mitarbeiter lange im verdienten Ruhestand und der Spruch mit ihm. Aber vielleicht ist doch etwas Wahres dran…

Fehler im Fertigungsprozess können immer auftreten. Deshalb wird der Prozess beobachtet und optimiert, jedes Produkt geprüft und getestet, damit kein fehlerhaftes Produkt den Kunden erreicht. Moderne 3D-AOI- und 3D-AXI-Systeme gehören bei sicherheitsrelevanten oder hochwertigen Baugruppen zum Standardequipment in der Fertigungslinie. Diese haben nicht nur die Aufgabe, sicher jeden Bestückungs- und Lötfehler auf der Baugruppe zu erkennen, sondern sie liefern wichtige Daten über den Prozess, indem sie Messwerte über Bauteilpositionen, Lötstellenform und -volumina bereitstellen. Das funktioniert im Allgemeinen sehr zuverlässig und führt zu extrem hoher Auslieferungsqualität z.B. in der Automobilelektronik, Medizintechnik oder Telekommunikation.

Aber Vorsicht ist geboten – nicht nur im Fertigungsprozess passieren Fehler – auch Prüfsysteme können Fehler machen. Da wird zur Zeit von einigen Wettbewerbern viel Sand in die Augen gestreut, z.B. mit Aussagen wie „3D-Systeme messen nur ganz objektiv und melden fehlerfrei der Fertigung, wo es hakt.“ Das kann ein Trugschluss sein. Messsysteme haben immer eine Toleranz und machen einen Messfehler, der von der Auflösung, dem verwendeten Messverfahren und den Eigenschaften des Messobjekts abhängt. Hier muss man wissen, wo die Grenzen des Systems sind und ihm nicht blind vertrauen. 

Bei Viscom haben wir über 30 Jahre Erfahrung damit, wie gute Lötstellen aussehen, wie man diese mit der geeigneten – meist selbst entwickelten – Sensortechnik darstellt und sie automatisch begutachtet. Messmittelfähigkeit spielt dabei eine große Rolle. Seit einigen Jahren erlauben es auch Datenübertragungs- und -verarbeitungssysteme, 3D-Messdaten kompletter Baugruppen auszuwerten. Das hat viele Vorteile und vereinfacht viele Prüfungen. 3D ist jedoch nicht automatisch fehlerfrei, sondern birgt die Gefahr, modellbasierte Annahmen leichtfertig zu bestätigen. Es lohnt sich genau hinzuschauen, ob ein 3D-AOI-System mit wenigen Messpunkten eine ideale Lötstelle modelliert oder ob wirklich eine Geometrie vermessen wird.
 
Bei Viscom nutzen wir immer die für die Aufgabe zuverlässigste Messmethode oder sogar eine Kombination aus mehreren Verfahren. Immer mit dem Ergebnis der bestmöglichen und zuverlässigsten Fehlererkennung. Das ist häufig ein 3D-Messverfahren, jedoch nicht immer.

„KI, aber wie?“

Eine der größten Fehlerquellen im Produktionsprozess ist unserer Erkenntnis nach immer noch der Mensch. In der automatisierten Produktion gibt es nach wie vor Eingriffspunkte des Menschen. In Bezug auf AOI und AXI ist das vor allem der Verifikationsplatz. Der Bediener trifft üblicherweise heute noch die Expertenentscheidung über gut und schlecht. Dabei kann eine einzige Fehlentscheidung des Menschen Schlupf bedeuten, auch wenn das Prüfsystem alles richtig erkannt hat. Das ist in der nicht so fernen Zukunft etwas, dass die KI mit größerer Zuverlässigkeit übernehmen kann. Viscom bietet heute schon Assistenzfunktionen auf KI Basis an, um den Humanschlupf zu reduzieren. Der Assistent kann den Bediener warnen, wenn er eine Entscheidung trifft, die von der erwarteten wahrscheinlichsten Annahme abweicht.

Bei Viscom setzen wir auf verstärkt auf Softwareentwicklungen, die basierend auf unserer vVision-Plattform neue, innovative Bedienkonzepte, Cloud-basierte Dienste und KI-Funktionen integrieren. Big Data und Industrie 4.0 sind vielerorts bereits Realität und werden in größerem Umfang Einzug halten, auch bei kleinen und mittleren Fertigungsunternehmen. 

Wir sind intensiv beteiligt an der Entwicklung von Industriestandards, die den Nutzen für alle Kunden verfügbar machen. Wir kooperieren mit vielen Marktbegleitern und sehen mit Begeisterung den großen Veränderungen in unserer Industrie entgegen. Unsere Technologie und unsere Erfahrung sind die besten Voraussetzungen, um in diesem Zukunftsmarkt erfolgreich zu sein.«
 


  1. Was wurde aus der Null-Fehler-Rate?
  2. Olaf Römer, Geschäftsführer von ATEcare
  3. Andreas Türk, Produktmanager AXI, Göpel Electronic
  4. Carsten Salewski, Vorstand Vertrieb, Marketing und internationales Geschäft

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