Advantest bleibt kontinuierlich auf Wachstumskurs, das zeigen die enormen Zuwächse im Geschäftsjahr 2017. Doch damit nicht genug – das Unternehmen legt in einem 3- und einem 10-Jahresplan die Messlatte noch deutlich höher.
Michael Stichlmair, Managing Director von Advantest Europe, beschreibt die Ziele und Strategien des Halbleitertester-Herstellers.
Markt&Technik: Schaut man sich die Geschäftsergebnisse 2017 an, gerät man glatt ins Staunen: +50 % Auftragseingang auf knapp 248 Mrd. Yen, +32,9 % Umsatz auf gut 207 Mrd. Yen. Der Löwenanteil entfällt auf das Segment Halbleiter- und Komponententest – wiederum unterteilt in Memory- und SoC-Tester. Was hat diese Steigerungen getrieben?
Michael Stichlmair: Im Halbleitertest haben wir stark vom wachsenden Halbleitermarkt profitiert. Unseren Rekord-Auftragseingang haben wir maßgeblich dem Memory-Test zu verdanken. Hier hat sich der Umsatz im Geschäftsjahr 2017 im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Aber auch der SoC-Tester-Bereich hat ein ordentliches Wachstum hingelegt.
Der Anteil Europas im weltweiten Advantest-Geschäft ist mit 7,7 % vergleichsweise gering. Welchen Stellenwert hat Advantest Europe im Konzern?
Diese Umsatzzahlen zeigen die Installationen von Advantest in Europa und spiegeln den Stellenwert des europäischen Marktes für Advantest in keiner Weise wider. In Europa sind viele der globalen Schlüsselkunden angesiedelt. Denken Sie nur an die Automobilindustrie mit ihren Herstellern und Zulieferern. Darüber hinaus unterstreicht Advantest die Bedeutung des europäischen Marktes unter anderem damit, dass die weltweite Entwicklung unseres Flaggschiffs, der SoC-Tester-Serie V93000, in Böblingen angesiedelt ist.
Wie viel freie Hand lässt Ihnen das japanische Management?
Der Mutterkonzern in Japan trifft die globalen Strategie- und Budgetentscheidungen. Dennoch hat Europa dort starke Präsenz. Der CEO der Advantest Europe GmbH, Hans-Jürgen Wagner, ist seit über einem Jahr im Board of Directors, und ist somit auch eng in die Planungen eingebunden.
Aktuell sind die Auftragsbücher der meisten Unternehmen übervoll. Folgend den normalen Zyklen der Halbleiterindustrie müsste dieser Aufschwung bald vorbei sein. Zeichnet sich das aus Ihrer Sicht bereits ab?
Nein. Grundlegend stehen wir in der Halbleiterbranche vor einer sehr positiven Entwicklung. Denn viele Trends in der Gesellschaft haben Einfluss auf die Halbleiterindustrie and befeuern das Wachstum. Die Weltbevölkerung wächst, die Menschen werden immer älter, die Urbanisierung wird stärker und auch die Entwicklungsländer industrialisieren sich zunehmend.
Dies, zusammen mit den kritischen Themen Energie, Wasser, Nahrung, Umwelt und Klimawandel, beeinflusst die Branche – denn um effiziente Lösungen für all diese Bereiche zu entwickeln, braucht man Halbleiter. Megatrends wie 5G, ADAS, IoT, Cloud, Datenzentren, mobile Kommunikation, Virtual und Augmented Reality bedingen eine Explosion der Datenvolumina, die den Halbleitermarkt stark beeinflusst. Darauf müssen sich die Halbleiterhersteller und auch wir einstellen.
Wie profitieren Sie als Tester-Hersteller davon?
Wir haben erheblichen Anteil daran. Wir erwarten, dass der Memory-Tester-Markt in 2018 deutlich wachsen wird – wir gehen von einer Steigerung um rund 20 % aus. Der SoC-Tester-Markt hingegen wird nur wenig wachsen. Dennoch erwarten wir, unseren Marktanteil in diesem Bereich weiter ausbauen können. Wir sind quasi der Platzhirsch und sehr gut positioniert bei strategischen Kunden. Und dennoch: Gerade in Hochphasen ist es wichtig, sich genau darauf auch einzustellen, die eigene Produktion gut zu managen. Wir sind aktuell zwar gut aufgestellt, aber auch wir kämpfen mit dem riesigen Auftragseingang. Wir versuchen, unsere Fabriken dafür zu rüsten und unsere Teilebeschaffung zu verbessern.