Zur Medica setzen die KI-Dienste von Corti eine neue Messlatte: Der neue Medical Term Recall halbiert Fehlerraten bei Fachbegriffen, die EU-Zulassung als Medizinprodukt erleichtert die Integration und ein Spezial-Sprachmodell erlaubt erstmals die verlässliche KI-Dokumentation in der Psychiatrie.
Das dänische Medical-KI-Unternehmen Corti hat sich innerhalb kürzester Zeit vom kleinen App-Anbieter zum Infrastruktur-Anbieter für medizinische KI-Anwendungen gewandelt, der Benchmarks setzt – und adressiert dabei zentrale Schwachstellen bisheriger Systeme. Mit einem neuen "Medical Term Recall" für die medizinische Spracherkennung, der EU-weiten Zulassung des Corti KI-Assistenten als Medizinprodukt und einer spezialisierten Lösung für die Psychiatrie zeigt das Unternehmen, wie sich KI-Technologie vom generischen Tool zum klinisch validierten Werkzeug entwickeln lässt.
Die seit Jahrzehnten etablierte Word Error Rate (WER) als Standard für Spracherkennung greift im medizinischen Kontext zu kurz. Corti demonstriert dies eindrücklich: Die neue Medical Term Recall (MTR)-Metrik bewertet erstmals gezielt medizinische Schlüsselbegriffe wie Medikamentennamen, Diagnosen und Dosierungen. Führende Systeme wie Whisper Large, AWS Transcribe Medical und Google Cloud Speech-to-Text erreichen nach der neuen Benchmark lediglich 48 bis 59 Prozent – sie übersehen also bis zu 40 Prozent medizinischer Fachbegriffe. Cortis eigene Modelle kommen auf 78 Prozent und halbieren damit die Fehlerquote.
Die praktische Relevanz liegt auf der Hand: Wenn "Metoprolol" zu "Metropolis" oder "ECOG" zu "Echo" wird, gefährdet das die Patientensicherheit. Für OEMs, die Spracherkennung in medizinische Software integrieren wollen, schafft MTR erstmals eine klinisch sinnvolle Vergleichsbasis. Die ergänzende Open-Source-Bibliothek ErrorAlign ermöglicht reproduzierbare Tests – ein wichtiger Schritt für regulatorische Nachweise unter EU AI Act und FDA-Vorgaben.
Mit der im September 2025 abgeschlossenen Registrierung von Corti Assistant MD in der gesamten EU liefert das Unternehmen mehr als nur ein Software-Update. Die Zulassung als Medizinprodukt bedeutet: strukturiertes Qualitätsmanagement nach ISO-Standards, dokumentierte Risikobewertung, validierte klinische Performance und Post-Market-Surveillance. Für MedTech-Hersteller oder Klinikdienstleister, die KI-Funktionen in eigene Produkte integrieren möchten, reduziert das den regulatorischen Aufwand erheblich.
Besonders relevant: Partner können die API-Infrastruktur nutzen, ohne selbst die Zulassung durchlaufen zu müssen. Corti stellt technische Dokumentation und Vorlagen bereit – ein pragmatischer Ansatz für den oft als Hürde empfundenen MDR-Konformitätsprozess. Die parallele UK-Zulassung erweitert den Marktzugang zusätzlich.
Eine dritte aktuelle Entwicklung zeigt, wie weit spezialisierte medizinische KI inzwischen reicht. Psychiatrische Konsultationen gelten als Extremfall für Sprachverarbeitung: fragmentierte Erzählungen, kontextabhängige Bedeutungen, sensible Nuancen. Wenn ein Patient sagt "Ich bin fertig", kann das Erschöpfung oder eine akute Krise bedeuten – und die Unterscheidung ist klinisch relevant.
Cortis Lösung basiert auf Trainingsmaterial aus Millionen Stunden realer Arzt-Patienten-Gespräche, einschließlich psychiatrischer Sitzungen. Die Softwarekomponente FactsR extrahiert während der Konsultation medizinisch relevante Informationen in Echtzeit und erstellt strukturierte Dokumentation. Erste Pilotprojekte belegen: Die Technologie funktioniert auch dort, wo allgemeine Sprachmodelle scheitern.
Alle drei Entwicklungen folgen einem Muster: Corti konzipiert sich nicht als Anbieter fertiger Anwendungen, sondern als Infrastruktur-Layer für Healthcare-IT. Die Plattform ist DSGVO- und HIPAA-konform, mehrsprachig ausgelegt und über APIs integrierbar. Das Geschäftsmodell zielt auf OEMs und Dienstleister, die medizinische Sprachintelligenz in eigene Systeme einbauen wollen – von Dokumentationssoftware über klinische Entscheidungsunterstützung bis zu Analyse-Tools.
Die Präsentation auf der Medica 2025 wird zeigen, wie das Unternehmen diese Positionierung im Markt umsetzt. Mit der Kombination aus nachweisbar überlegener Performance, regulatorischer Absicherung und fachspezifischer Spezialisierung adressiert Corti auf jeden Fall reale Schwachstellen bisheriger Healthcare-KI in der Spracherkennung. Erste im Test befindliche klinische Anwendungen werden zeigen, wie schnell OEMs und Kliniken die technischen Vorteile in klinische Workflows übersetzen können - und wie die Integration in der Praxis klappt. (uh)
Medica, Halle 12, Stand D21 (egs Computer Vertrieb)