VDA, VDMA und ZVEI

PFAS-Verbot gefährdet Klimaziele

3. August 2023, 6:13 Uhr | dpa ha
Hildegard Müller, Präsidentin des VDA, warnt, dass ein pauschales PFAS-Verbot drohe, zum »Klimaschutz-Boomerang« zu werden. Ohne diese Chemikalien seien heute weder die bestehenden Fahrzeuge noch zukünftige Fahrzeugtechnologien denkbar.
© Swen Pförtner/dpa

Bei einem umfassenden PFAS-Verbot drohe der Energie- und Mobilitätswende eine Vollbremsung, warnen der VDA, der VDMA und der ZVEI: ohne PFAS kein Windrad, kein E-Auto, kein Energiespeicher, keine Halbleiter.

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Damit ließen sich ohne PFAS-Chemikalien Schlüsseltechnologien auf dem Weg zur Klimaneutralität nicht produzieren, hieß es in einer Mitteilung von Autoindustrie (VDA), Maschinenbau (VDMA) sowie Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI).

Zu der Chemikaliengruppe zählen geschätzt über 10.000 einzelne Substanzen, die in Alltagsprodukten wie Anoraks, Pfannen oder Kosmetik verarbeitet sind. In der Industrie werden sie etwa in Dichtungen, Isolierungen oder Kabeln eingesetzt. Auch Lithium-Ionen-Batterien zum Beispiel für E-Autos oder Wasserstofftechnologien sind den Angaben zufolge auf PFAS angewiesen.

Die Präsidentin des Automobilverbandes VDA, Hildegard Müller, warnte, ein pauschales PFAS-Verbot drohe zum »Klimaschutz-Boomerang« zu werden. Ohne die Chemikalien seien heute weder die bestehenden Fahrzeuge noch zukünftige Fahrzeugtechnologien denkbar. Maschinenbau-Präsident Karl Haeusgen zufolge wären »viele grüne Technologien, von Windenergieanlagen über die Wasserstofferzeugung bis hin zur Produktion von Brennstoffzellen« gefährdet.

Die drei Industrieverbände fordern, Stoffe, für die es zurzeit noch keinen Ersatz gebe, sollten der Industrie weiter zur Verfügung stehen. Das sollte auch für Substanzen gelten, von denen kein Risiko für Mensch und Umwelt ausgehe. PFAS mit Risiko sollten kontinuierlich ersetzt werden, wie es bereits üblich sei. Die Stoffe müssten differenziert und risikobasiert betrachtet werden, sagte ZVEI-Präsident Gunther Kegel.

In der EU wird über ein mögliches Verbot der Chemikaliengruppe diskutiert. Deutschland und andere Länder hatten vorgeschlagen, die Herstellung, Verwendung und das Inverkehrbringen von PFAS fast komplett zu verbieten. Je nach Anwendung seien Übergangsfristen von bis zu dreizehneinhalb Jahren vorgesehen. Für einige wenige Bereiche gäbe es unbegrenzte Ausnahmen. Wegen der enormen Vielfalt an Verbindungen sei ein Großteil der Stoffe bislang noch nicht untersucht. Es gehe also um eine Art Vorsichtsmaßnahme. Die meisten der gut untersuchten Stoffe gelten der Europäische Umweltagentur (EEA) zufolge als mittel- bis hochtoxisch.

Die EU-Chemikalienagentur ECHA will nach Ablauf einer öffentlichen sechsmonatigen Konsultation, die am 25. September endet, ein mögliches Verbot beurteilen. Die Entscheidung trifft die Europäische Kommission schließlich gemeinsam mit den EU-Mitgliedsstaaten.


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