Ein allgemeines Verbot für die als »Ewigkeitschemikalien« bezeichnete Stoffgruppe wird für das Jahr 2025 erwartet. Das Deutsche Flachdisplay-Forum rät seinen Mitgliedern, schon jetzt den Einsatz von PFAS zu prüfen und sich frühzeitig mit den Behörden auszutauschen.
In einer Mitteilung aus dem Februar und im Rahmen des ersten Fokus-Meetings 2022 Anfang März hat das Deutsche Flachdisplay-Forum (DFF) seine Mitglieder darauf eingestimmt, dass die Stoffgruppe der Per- und Polyfluoralkylsubstanzen, kurz PFAS, bald schärfer durch die Europäische Union reguliert wird. »Davon kann die gesamte Industrie in Europa betroffen sein«, skizziert Christoph Müller, Chemiker beim Display-Zulieferer Merck aus Darmstadt, die Tragweite des EU-Vorhabens.
Merck selbst befindet sich bereits im Austausch mit den Behörden, weil es in einigen Flüssigkristall-Mischungen PFAS verwendet. In seinem Vortrag auf dem DFF-Meeting bekräftigt Christoph Müller noch einmal die DFF-Empfehlung und rät allen Unternehmen, frühzeitig den Austausch mit den Behörden zu suchen. Gelegenheit dazu gibt es zum einen in den beiden noch ausstehenden öffentlichen Konsultationsphasen. Zum anderen könne man laut Müller auch proaktiv auf die zuständigen Behörden zugehen. Wer nachweist, dass ein PFAS-Ersatz nicht möglich ist und dass das eigene Produkt eine hohe gesellschaftliche Relevanz hat, könne eine Ausnahmegenehmigungen erwirken oder »zumindest eine verlängerte Übergangsfrist.«
Ein rechtsverbindlicher Erlass soll im Jahr 2025 als Teil von Anhang XVII der REACH-Verordnung kommen. Nach einer Übergangszeit wird das Inverkehrbringen von PFAS innerhalb der EU unter deutlich schärfere Auflagen gestellt. Derzeit verschaffen sich die Behörden noch einen Überblick darüber, wo PFAS überall genutzt wird und ob passende Ersatzstoffe verfügbar sind. Ein konkreter Vorschlag zu den PFAS-Beschränkungen soll im Januar 2023 bei der Europäische Chemikalienagentur (European Chemical Agency, ECHA) eingehen, die dann die weitere Ausarbeitung einer verbindlichen Vorschrift übernimmt.
Damit die Behörden konkrete Maßnahmen ergreifen können, sind sie auf den Austausch mit Herstellern angewiesen. Die Stoffgruppe PFAS besteht aus rund 4.700 einzelnen Substanzen, die sehr weitläufig eingesetzt werden. Eine Bestandsaufnahme wird Zeit kosten. Einige PFAS sind hitzebeständig und werden in der Luft- und Raumfahrt eingesetzt, andere sind schmutz-, fett- und wasserabweisend und werden zur Oberflächenbehandlung von Textilien, Papier, Metallen und in der Fahrzeug- und Elektronikindustrie verwendet. »Die Regulierungsbehörden kennen zwar einige Einsatzgebiete, gehen aber davon aus, dass ihr Bild bei weitem noch nicht vollständig ist«, erklärt Müller.