Branchenvertreter kommen zu Wort

Was sind die Trends im Embedded-Computing?

29. September 2014, 17:23 Uhr | Manne Kreuzer
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Tablet-PC: Nischenprodukt mit Potenzial

Eine von den Embedded-Anbietern sehr sorgfältig beobachte Entwicklung ist der Tablet-PC. Er wirkt sich nicht nur erheblich auf die Produktlinien der Halbleiterhersteller aus, sondern dominiert mit der Gestensteuerung auch die Diskussion um neue Bedienkonzepte. Wie sieht es aber mit den Geräten an sich für den Embedded-Markt aus? »Es ist ein Nischenprodukt, aber eines für mehrere Nischen! Das macht es ja so interessant«, freut sich Finstel. »Wir als Adlink haben ja erst auf der embedded world unser Embedded-Tablet mit ARM gezeigt und stellen auf der SPS unser x86-Bay-Trail-Tablet vor. Consumer-Tablets haben einfach nicht die Lebensdauer, die Schnittstellen und den Betriebssystem-Support, der von den vertikalen Märkten gefordert wird.«

Je nach vertikalem Embedded-Anwendungsgebiet setzten die Consumer-Tablets aber ihre Embedded-Pendants erheblich unter Druck, erwartet Wolfgang Heinz-Fischer, Leiter Marketing und Öffentlichkeitsarbeit der TQ-Gruppe: »Embedded-Tablets werden sicher nicht die klassischen Tablets ersetzen, aber für industrielle Anwendungen wie den Einsatz auf Baustellen oder in Fabriken wird das Embedded-Tablet sicher eine Rolle spielen.«

In diesen Bereichen spielt auch die Software eine gewichtige Rolle und entscheidet häufig über die Prozessorarchitektur mit. »Der Markt teilt sich momentan in circa 60% x86 und 40% ARM auf, weil viele ’alte‘ Applikation auf x86 laufen. Aber durch den Trend der dezentrale Datenerfassung ist ARM durch längere Batterielaufzeiten und niedrigere Plattformkosten stark im Kommen«, erläutert Finstel.

ARM ist nicht nur bei den Tablet-PCs sehr erfolgreich, sondern gewinnt auch bei Boards und Modulen weiter an Bedeutung. Nach welchem Betriebssystem-Support fragen die Kunden von ARM-Boards- und -Modulen daher am häufigsten? »Linux dominiert bei ARM-Baugruppen. WIN CE kommt vereinzelt bei neuen Projekten zum Einsatz, vor allem bei Kunden, die schon Erfahrungen mit diesem Betriebssystem haben«, fasst Jens Plachetka, Manager Product Business Unit Board Platforms, MSC Technologies, die Situation zusammen.

Android

Überraschend ist, dass viele Anbieter von Embedded-Baugruppen bislang recht wenige Anfragen nach Android verzeichnen, dem Schwergewicht der Tablet-PC- und Smartphone-Branche. Da Android eigentlich ein Linux-Derivat ist, scheinen viele Entwickler im Embedded-Bereich noch lieber auf das »Original« zu setzen. Langfristig kann sich die Situation verändern – auch durch den Zufluss neuer Talente aus den Hochschulen. »Android kommt«, ist sich Finstel sicher, »es dauert aber noch drei bis fünf Jahre, bis wir hier volle Traktion sehen.«

Dann wird Android wohl vor allem neue Applikationsfelder besetzen, denn das klassische Embedded-Geschäft fordert eine Fähigkeit, die Android trotz immer schnellerer Prozessoren nicht bietet: Echtzeit. »Hard Real-Time ist nach wie vor in vielen Applikationen ein starkes Requirement. Die CPU-Geschwindigkeit sagt ja nichts über Busbandbreite, Interrupt-Handling und Deterministik aus. Durch die höhere Rechenleistung ist aber die Entscheidung leichter geworden, weil mehr CPU-Plattformen zur Auswahl stehen. An Echtzeitbetriebsystemen geht langfristig kein Weg vorbei«, betont Finstel.

Echtzeit

Das Thema Echtzeit ist vor allem bei Automatisierungs- und Steuerungsanwendungen weiterhin von Bedeutung, ist sich Plachetka sicher, »allerdings treten die Rechenleistung, die Grafikeigenschaften und der Bedienkomfort der Embedded-Systeme immer massiver in den Vordergrund.« Damit wachsen auch die Anforderungen an die System-Architekten, denn die Zahl der Lösungsansätze und -konzepte steigt deutlich. »Es gibt viele unterschiedliche Performance-Klassen für sowohl deterministische Echtzeitanwendungen als auch Benutzer-Interfaces. Und überall kann man durch neue Technologien weitere Verbesserungen erzielen«, erläutert Wiegand. »In allen Performance-Klassen muss hierfür die zunehmende Rechnerleistung auch durch moderne Multi-Core- und Echtzeit-fähige Software unterstützt werden. Nur so können wir diese Rechenleistung möglichst energie- und ressourcensparend einsetzen.« Eine konsolidierende Lösung mit Echtzeitsteuerung, IoT-Server und Visualisierung auf einem System ist für Wiegand ein genauso interessanter Lösungsansatz wie die Parallelisierung von beispielsweise Bildverarbeitungsapplikationen.

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  1. Was sind die Trends im Embedded-Computing?
  2. Tablet-PC: Nischenprodukt mit Potenzial
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